The Autobiography of Rosmarie von Aulock [German Audio Book Transcription]

Recorded on May 31st 2000 in Stellenbosch, South Africa

Part 1

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Ursula Hüssen hatte sich gewünscht.

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Heute ist der 31. Mai 2000 und Rosi von Auluck wird für ihre Kinder und Enkel erzählen. Ja, und mir wird die Pistole auf die Brust gelegt und sagt, jetzt erzähle. Und jetzt habe ich ein bisschen Bammel davor, weil einfach so los erzählen, ihr kennt mich ja, da muss man sehr aufpassen. Aber ich finde es wunderbar von Orsel Hüssen, dass sie extra herkommt, um diese Lebensgeschichte aufzunehmen. Also schätzt das bitte.

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wir kommen. Unsere Familie kommt aus Schlesien, aus den Mittelgebirgen, das heißt in der Nähe des Riesengebirges. Der kleine Ort hieß Konradzwaldau und wir wurden groß in einem uralten Gemäuer mit einem verwunschenen Park, einer wunderbaren Gegend, einer wundervollen Sicherheit, wunderbare Eltern. Wir hatten eine herrliche paradiesische Kindheit. Ich kann euch nicht alles erzählen, denn das würde

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lag. Es lag südlich vom Riesengebirge, 23 Kilometer von Hirschberg entfernt. Unsere alte Kreisstadt war Schönau an der Katzbach, wo Blücher die Franzosen reingejagt hatte. Und unsere neue Kreisstadt hieß Goldberg, die lag bereits in der Tiefebene nach Liegnitz und Breslau hin. Also wir lagen gerade in den Vorbergen des Riesengebirges und hatten eine wundervolle Kindheit. Die ersten

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liefen von zu Hause runter, das war ganz nah, hatten einen Kantor, machten wundervolle Krippenaufführungen als kleine Kinder schon. Unsere Großmutter Ruden Rudzinski, die Mutter meines Vaters, die lebte auch auf dem Gut und war für uns Kinder natürlich wundervoll, weil wir dort verwöhnt wurden und frühstückten und viele, viele Sachen zusammen machen konnten. Nun, das dauerte natürlich nicht lange.

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Dazu muss ich jetzt ein bisschen ausholen und euch ein bisschen was von meinen Eltern, von euren Großeltern erzählen. Vater ist am 26. April 1899 in Gleiwitz in Oberbayern geboren. Er ging auf die Ritterakademie in Liegnitz und bekam dort seine Schule und auch sonst die Ausbildung. 1916 ist er als Kriegsfreiwilliger nach Lübben zu den Dritten Jägern gegangen und im Frühjahr zum Sturmbataillon nach Frankreich, Kaumbree.

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ungemein harte und furchtbare Kämpfe als Fahnenjuncker und Leutnant. 1918, also bei Kriegsende, brachte er trotz des Soldatenrates, und das kann ich euch jetzt nicht alles erklären, seine Truppe zurück nach Lübben und war am Schluss in Spa zum Schutz des Kaisers eingesetzt. Ein halbes Jahr ging er dann zu Kurt von Prittwitz, um die Landwirtschaft ein bisschen näher

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Seine Schwester Janett kam ins Stift Altenburg, in dem auch meine Mutter war und in dem wir dann später meine Schwester und ich auch zur Schule gingen. Dann ging er nach Göttingen und studierte in Göttingen, Forst und Landwirtschaft.

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1921 im Sommer nach Ober-Schlesien zum Freikorps, wo auch der Opa Aulok Freikorpsführer war, und Ober-Schlesien nach dem ersten Weltkrieg auf eigene Faust für Deutschland erhielt. 1922 war er Assistent bei Ortmanns und seine Schwester Käthe, die rote Kreuzschwester im Balkan war, im ersten Weltkrieg, hatte Typhus und brach zusammen.

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Am 1923 hat Vater das Gut übernommen. 1924 ist seine zweitjüngste Schwester Käpel an Typhus gestorben.

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1925 hat er sich mit Marie-Louise von Harnier verlobt, die er durch seine jüngste Schwester Jeannette aus Altenburg kennengelernt hatte. Jeannette brachte meine Mutter mit nach Konrad-Zweilau als ihre Freundin und so lernten sich die Eltern kennen.

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1926 hat er geheiratet, Marie-Louise von HMJ. Und dann sind wir Kinder gekommen, 1926, 1927 und die Zwillingsbrüder 1929. Ihr kennt sie alle. 1934 hatte er sechs Monate Arbeitsdienst. Und 1934, auch danach, ließ er sich reaktivieren als Hauptmann zu den Hirschberger Jägern.

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Gründen. Es ging durch die schwere Depression nach dem ersten Weltkrieg, ging es der Landwirtschaft so furchtbar schlecht, dass er keinen Ausweg sah, wie er das Gut durchbekommen sollte. Conrad Zwallau war ein mittelmäßiges Gut von 1600 Morgen, hatte zwei Vorwerke. Wir fahrten mit Getreide, Kartoffeln, Rüben, Milchwirtschaft, Schafe, hatten natürlich auch die dementsprechende Menge Pferde zum

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Depressionen war die Not so groß, dass Vater gezwungen war zu verkaufen und es wurden Bauern aus dem Rheinland bei uns angesiedelt auf einem Teil des Gutes. Doch nach der Übernahme 1933 von Hitler wurde der Rest des Gutes als Erbhof erklärt und war deswegen unverkäuflich und unverteilbar. Wir Kinder haben eigentlich das Gut nur noch erlebt, bewusst belebt als Erbgut. Obwohl ich

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sehr deutliche Erinnerungen habe, wie es noch war, wie es groß war.

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Ja, ich will euch auch noch ein bisschen erzählen, wie es in unserem Zuhause war. Es war für uns Kinder ein reines Paradies.

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Es war selbstverständlich, dass wir Kinder unserer kleinen alten Gärtnerin, die die Parkwege in Ordnung hielt und die Blumenbeete in Ordnung hielt, dass wir ihr halfen, schon als Kleinstkinder. Die Eltern haben uns nie gezwungen zu arbeiten, aber es war selbstverständlich, das war ihre Erziehung, ohne dass wir das gemerkt haben, dass wir alles mitmachten, auch später als größere Kinder, dass wir alle arbeiten in den Ferien mitmachten, die von den Arbeitern verlangt wurden.

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von morgens bis abends Rüben zu verziehen oder Garben zu binden oder Heu einzufahren oder was es auch war. Und es hat uns großen Spaß gemacht. Also ich muss sagen, alles was ich später im Leben brauchte, habe ich zu Hause gelernt als Kind. Unsere Äpfel, unser Obst, unser Gemüse wurde in die drei Store, wie sagt man das, unser Obst, unser Gemüse, das Viehfutter.

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zum Essen für den Winter nötig war, wurde bis zu drei Stockwerken tief in unsere tiefen Keller gelagert, damit es nicht frieren konnte. Denn gefrorenes Essen war ungenießbar. Auch die Rügen für das Vieh, die Kartoffeln, die Saatkartoffeln fürs kommende Jahr. Wir hatten im Osten sehr sehr harte Winter, die bis in die 30-35 Grad minus ging. Das war eine ganz andere Wirtschaft als zum Beispiel hier in Südafrika, wo wir keinen Frost kennen.

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war eine schreckliche Obst-Liese und ich bin doch immer in den Obstkeller, wo Riesen, Stelagen, Äpfel und Irn gestoert waren und hab’ mir ständig geklaut, was streng verboten war, aber dem konnte ich zum Beispiel nicht widerstehen. Mach aus.

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Nun die Jahreszeiten zu Hause waren eigentlich wundervoll. Ich kann mich nur an Schönes erinnern. Die Vorweihnachtszeit zum Beispiel, das Backen, die Geheimsenigkeit. Wir Kinder haben gebastelt, niemand durfte wissen, was der andere machte. An den langen, langen Abenden und Nächten, obwohl wir Kinder früh ins Bett mussten, Vater und Mutter musizierten oft, das Klavier stand neben unserem Kinderzimmer, musizierten oft, Mutter spielte sehr schön Geige, Vater spielte Klavier, wir haben auch zusammen als Familie musiziert

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Volksmusik gesungen und Flöte gespielt. Also ich kann mich nicht entsinnen, dass wir Kinder uns jemals gelangweilt hätten. In den Ställen hatten die Pferde ein bisschen längere Ruh. Es wurde zwar Holz geschlagen im Winter, es wurde Getreide gedroschen, was sehr eisig war. Die alle Scheuen waren voll Heu und Futter. Im Viehstall, das war ein alter alter Wehrhof, wie die Osthöfe alle

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um sich verteidigen zu können und hatte Riesenscheunen, wo das Vieh in romanischen Bögen stand. Warum? Weil diese Stelle wärmer war durch die Bögen. Es war nicht flach, sondern es war wie so ein kleiner Palast, so ein Kunststall. Das ist mir erst viel später aufgefallen, wie schön das war. Und da wo Vieh stand, war es natürlicherweise warm. Die Türen wurden in der Nacht zugehalten und nur am Morgen beim Saubermachen aufgemacht.

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Nun kam das Frühjahr. Dann fing man an mit Dünger rausfahren, mit Flügen, mit Seen, mit… Das Vieh kam sobald es ging auf die Weide und blieb zack und nach draußen. Man fuhr hinaus um zu melken und kam zurück mit dem ältesten Pferd, was man im Stall hatte, da es nur noch leichter Arbeit tun konnte. Und wir Kinder waren eigentlich irgendwie immer dabei. Wir haben das alles so richtig mitgekriegt. Um da im strömenden Regen draußen auf der Weide Kühe zu melken, war ehrlich kein Vergnügen.

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Sommer heiß, wenn wir Glück hatten, denn wir brauchten die Wärme zum Reifen des Korns und für alles, für die Luzerne, für das Heu und dann, wenn die Erntezeit kam, dann haben wir gearbeitet wie die Wahnsinn, weil man immer Angst hatte, es fängt an zu regnen und es konnte dann leicht passieren, dass das Getreide in Puppen wieder auswuchs, wenn es zu lange regnete. Zum Beispiel beim Siebenschläfer. Ich habe es einmal erlebt als Kind, meine Großmutter hatte mir einen Pony

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die Ernte reinkam, dass die gesamte Weizenernte draußen stand und auswuchs aus der Puppe und wir hatten nichts und ich natürlich brauch nicht meinen Pony.

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Das war natürlich traurig, aber normalerweise selbst der Geistliche des Dorfes kam an und half den Bauern, der am schlimmsten dran war, der zu wenig Hilfe hatte. Und es ging im Galopp mit dem Erntewagen und der Dach. Also das kann ich Ihnen auch ganz genau entsehen. Es war ein ständiger Kampf und ich denke heute oft daran zurück, der Bauer stand dem lieben Gott wirklich am nächsten. Er war dem Himmel am nächsten, denn er war unglaublich realistisch abhängig von ihm.

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Nun, der Spätherbst war nicht sehr lustig mit der Rübenernte und der Kartoffelernte. Es wurde schon eisig kalt frühmorgens und die Rübenwagen und die Kartoffelwagen blieben im Land stecken und es musste vorgespannt werden. Also ich habe das nicht so sehr in Nett-Erinnerung, aber es hat alles dazu gehört. Und Weihnachten dann, Pferdeschlitten und Glocken an den Schultern von den Pferden, ging es dick verpackt in die Kirche.

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evangelische Kirche am Ort. Die katholische Kirche stand zwar da, wurde aber nicht mehr benutzt. Und wir haben wundervoll gesungen. Es war eine kleine Kreuz, das heißt nicht eine Kreuzkirche, sondern eine Empore rings herum, sodass alle Kinder des Dorfes oben auf der Empore standen. Jeder eine Kerze in der Hand. Und sie haben einen uralten, vierstimmigen, beziehungsweise sich zu singenden Koral gesungen, der mir heute noch in den Ohren klingt. Und selbst unten die Erwachsenen

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jeder eine Kerze vor sich auf dem kleinen Pult, was davor stand. Und mir sind diese Gottesdienste unauslöschlich in Erinnerung geblieben. Das war nun unser Zuhause. Wir waren glücklich, wir hatten ein Paradies auf Erden und wir Kinder bekamen ja von den Notzuständen, die sonst herrschten, kriegten wir ja wenig mit. Und die Eltern haben nie im Gegenwart von uns über irgendetwas Negatives gesprochen. Macht aus.

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1934, da die geltliche Situation des Gutes sehr, sehr schlecht war, entschloss sich unser Vater, um sich reaktivieren zu lassen.

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Er stieg wieder ein und wurde Hirschberger Jäger, wurde dort als Hauptmann wieder eingestellt und wir wohnten sehr entzückend bei einer Frau von Cologne und gingen hier in Hirschberg auch zur Schule. Hier haben wir die Volksschule absolviert, meine Brüder kamen in die Schule und wir hatten eine sehr, sehr gute, schöne Ausbildung da als Kinder. Ich kann mich an unsere Mutter erinnern, die bildhübsch war zu dem Zeitpunkt, die auch viel gastfrei war.

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viele viele Gäste unsere kleinere Wohnung besuchten. Eines Tages hatte sie kein Mädchen, die ihr helfen konnte, dann hat sie ganz hopp hopp, hat sie uns Kochmützen und weiße Schürzen genäht und hat uns gesagt, ihr bedient heute Abend das DINÄH und was hat uns das für Spaß gemacht. Sie hat unglaublich mit ihrem malerischen Auge, hat sie auch gekocht, alles sah immer furchtbar fantasievoll aus und hat sich immer was Neues ausgedacht und wir wurden angezogen als Köche

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mit dem größten Vergnügen den Gästen. Und wehe, wenn einer dabei war, der uns hinterher nicht ein Trinkgeld gegeben hat, dann war der unten durch. Das ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Hier passiert es auch, dass mein Bruder Hans totkrank wurde in derselben Nacht, nachdem wir alle Köche waren, doppelte Lungenzündung sofort ins Krankenhaus und er wäre beinahe gestorben. Mutter rief in ihrer Angst nach Breslau den Kinderspezialisten

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100 km nach Hirschberg, alle Medizin absetzte, ihm ein Eierkognak einflößte und einen kleinen Satz Kaffee. Und am nächsten Tag war sozusagen das Delirium, ich kann es nicht anders nennen, runter, das Schieber ging hopp hopp runter von 42 auf 36, dann bangten wir noch um ihn, aber er hat sich erholt. Ich werde dieses Ereignis auch nie vergessen. Die Hirschberger Zeit war für uns wundervoll, das Riesengebirge nah.

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Wir waren im Winter und Wochenenden waren wir auf in Oberschreiberhau. Wir haben all die Wanderungen gemacht, die Kammwanderungen, die Reifträgerbaude, die neuschlesische Baude. Die Hirschberger Jäger hatten ihre Jägerhütte da oben. Dort haben wir Schneebogen gebaut, sind Ski gelaufen, haben herrlich genossen und mir ist besonders in Erinnerung das Skiwasser, was ich nie und nirgendwo wieder bekommen hab. Es war einfach ein Mischmasch von Himbeer und Zitronensaft,

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Verhältnis, das ich wirklich nie wieder irgendwo bekommen habe. Das spielte für uns Kinder eine große Rolle.

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Wir sind dann von Hirschberg aus dreieinhalb Jahre sind wir dort gewesen, sind wir dann jede großen Ferien und die Weihnachtsferien nach Hause gefahren. Denn Vater hatte das Gut seiner kleinen Mutter übergeben. Sie kam, sie war eine kleine zierliche Dame, kam von einem großen Gut aus den Karpaten, hatte also ungarisches Blut. Ihr Name war von Rudnerudzinski. Wir kriegen diesen Namen auch im Südwest übrigens. Und sie hat dieses Gut tapfer tapfer verwaltet für meinen Vater.

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bis auf weiteres.

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Nachdem wir die Volksschule absolviert hatten, machten meine Schwester Heidchen und ich die Aufnahmeprüfung in die Oberschule. Und damit war unsere Zeit in Hirschberg vorbei. Vater wurde gegen seinen Willen kurz versetzt nach Schweidenitz zu der Infanterie. Das gefiel ihm sowieso nicht. Und wir wohnten bei unserer Großmutter Harnje, geborene Freilen von Schlichting, die auch aus dem Osten kam. Wohnten wir in Kunau, das ist am Zoppenberg, und hatten einen unendlich weiten Schulweg.

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Wir mussten auf die Oberschule nach Schweidenitz mit dem Fahrrad früh morgens um 5 Uhr los, 8 Kilometer zur Bahnstation, mit dem Zug 20 Minuten und dann noch 5-10 Minuten laufen, dann waren wir in der Schule. Wir kamen dann also endlich um 4 Uhr wieder zu Hause an. Und das war für uns beiden Schwestern nicht die schönsten Erinnerungen. Aber unsere Großmutter, die wir heiß liebten, die hat das alles wieder gut gemacht. Zum Glück dauerte diese Zeit nur ungefähr 6-7 Monate.

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Dann kam der Anschluss von Österreich 1938 im August und wir waren innerhalb eines Monats unten in Graz in der Steiermark, wo Papa zu den Hochgebirgsjägern von General Dietl in Graz versetzt worden war. Und nun begann für uns wieder eine ganz neue Zeit. Wir kannten Österreich nicht. Diese Zeit war wunderbar. Die Menschen sangen viel, sie waren fröhlich, sie waren so viel lockerer und wir hatten eine herrliche Zeit.

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mit Tram und Laufen und die Schulen waren sehr gut und ich hatte meine Not um mit all unseren Tätigkeiten, die wir durch die HJ und die DJ hatten, um mitzuhalten bei der Schule, aber es war eine wundervolle, herrliche Zeit. Dietl hatte ein, das war ein Regiment in Graz und der war natürlich eingestellt auf Hochgebirgskrieg und hatte kleine Pferdchen angeschafft für vier seiner

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die als Tragtiere dienten bei einem eventuellen Krieg. Und das war natürlich nun meine reinste Wonne. Und das Schönste war, wenn Papa uns mit in die Kaserne nahm und wir unsere beiden kleinen Schimmel besteigen konnten, Heidchen Weihnachtsmann und ich den Ozzelot, und dann also losstoben. Das war ganz, ganz wunderbar. Und wir haben wundervolle Fahrten durch Österreich gemacht. Vater hatte dann kurz sein erstes Auto, und wir hatten alle Räder.

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Es ist ja alles da ganz nah. Und dort lebten wir ganz wunderbar. Und Vater, wie gesagt, sehr beschäftigt. Es lagen außerdem noch Waffen-SS in Graz und eine Atelierabteilung. Und auch Fallschirme komischerweise gab es in Graz. Macht aus.

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Ursul meint, ich muss dringend noch was sagen über den Anschluss von Österreich. Denn warum ging Vater nach Österreich? Der Anschluss Österreichs war für uns und für die Österreicher eine ganz große Angelegenheit. Und zwar international wird behauptet, dass das gegen den Willen von Österreich passierte. Ich war damals 14 Jahre alt, stimmt das? 14 Jahre alt und war sehr aufnahmefähig. Und dadurch, dass wir vier oder drei, vier Wochen nach dem Anschluss bereits unten in Österreich waren,

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Habe ich diese Euphorie noch miterlebt? Wir sind gefeiert worden als Reichsdeutsche. Weil wir aus dem Reich kamen, kriegten wir extra Bonbons. Wir kriegten beim Gärtner den riesen Korb Gemüse umsonst. Wir kriegten Blumen zugeschickt, nur weil wir aus dem Reich kamen. Das war mir damals unerklärlich, aber so groß war die Freude. Die deutsche Armee ist damals einmarschiert, über die Grenzen marschiert, natürlich völlig ohne Gewalt,

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Österreich empfangen worden. Ich habe am Radio gesessen und habe mir diesen Jubel angehört und ich kann euch versprechen, dass ich mir das nicht einbilde, dass ich mir auch das hinterher nicht eingebildet habe, dass wir so viel Vorzüge genossen, weil wir aus dem Reich kamen. Und Vater wurde als deutscher Offizier nach Graz versetzt, um, sagen wir mal, die Anpassung des österreichischen Heeres an das deutsche Heer zurechtzubringen. Und

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gewesen mit den ganzen Schimmelchen und mit diesen verschiedenen Pferdekompanien. Auf jeden Fall kann ich euch das sagen, was auch die Zeitung oder sonst jemand berichten. Es war ein Jubel beim Anschluss Österreichs. Österreich hatte damals 7 Millionen und hat heute auch noch nicht viel mehr. Es ist ein armes Land und hat sicher gefeiert, dass Deutsch zu Deutsch kam und dass sie eine gewisse Sicherheit erhielten. Früher in der österreichischen Monarchie war es ja

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Balkanische Staaten dazu, Ungarn und wie sie alle heißen. Also ich kann das verstehen, dass sie sich hingezogen fühlten nach einem starken Zusammenhalt mit den Ande Und ich habe nicht ein bisschen Feindschaft in Österreich erlebt, auch nicht im Sudetenland. Auch wie die deutsche Armee im Sudetenland einmarschierte und die Sudeten waren ja direkt auf dem Kamm vom Riesengebirge, lief die Grenze, war das genauso. Sie wurden von den drei Millionen

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lebten, jubelnd jubelnd begrüßt, denn diese Deutschen hatten eine schwere Zeit unter den Tschechen.

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Jetzt will ich noch einen kleinen Rückblick werfen auf 1936, 1937 in der Hirschberger Zeit, wen wir da sehr gut kennenlernten, war Hannah Reich, die große deutsche Segelfliegerin, die dann später im Krieg auch die V1 und die V2 einflog. Eine kolossal schneidige, mächtige, wunderbare Frau. Wir sind oft auf den Flughafen, auf den Segelflughafen bei Hirschberg in Grunau gewesen,

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haben, wie sie geübt hat, so dass sie zum Beispiel Taschentücher vom Boden aufhob, mit einem Flügel. Wir haben alle Reitschens sehr verehrt. Die Eltern waren sehr mit den Eltern befreundet. Er hatte die Augenklinik in Hirschberg, spielte märchenhaft Bratsche und Cello und sah irgendwie Beethoven kolossal ähnlich. Und wenn wir Besuch machten, wir Kinder, mussten wir die Schuhe ausziehen und aufs Socken laufen, denn er durfte nie gestört werden.

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Frau Reitsch kam aus Wien und hat ihre Kinder ganz wunderbar groß gemacht. Bescheiden hat besonders darauf achtgegeben, dass sie bescheiden blieben, dass sie nicht über die Stränge zogen. Also ich hatte großen Respekt vor ihr. Aber sie war sanft und sehr, sehr lieb. Hanna musste von den Eltern aus das medische Studium machen, um einen richtig festen Beruf zu haben. Hat sie auch lieb und brav gemacht, aber danach war ihre Begeisterung zum Fliegen nur noch gewachsen. Sie saß im Bett und übte Landen und Pferde.

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und aufsteigen, so dass der Vater nicht mehr widerstehen konnte und erlaubte, eine Ausbildung zu machen.

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Als die Olympiade 1936 in Berlin stattfand, saß ich als Kind, also so oft es ging, am Radio und habe alles mit glühendem Enthusiasmus verfolgt. Es war so wunderbar und die Olympiade war so gelungen. Dort flog Hannah Reitsch das erste Mal einen Hubschrauber in der Olympischen Halle. Die Eltern hatten gewarnt, sie dürften nichts tun, um sich aufzuspielen oder um was zu sein.

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nur wenn sie wirklich gezwungen würde. Und das ist sie. Man hat sie dermaßen gebeten, weil sie die einzigste damals war, die das hat tun können. So das ist der kleine Einwurf. Jetzt aber weiter. Wir sind jetzt angelangt am 1. September 1939, früh morgens um 5.45 Uhr, fängt der große zweite Weltkrieg an.

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Ich kam mich noch genau ins Sinne, dass ich zur Schule fuhr und in der elektrischen Bahn mit riesen Lautsprechern auf all den Stationen hörte, der Krieg ist ausgebrochen, der Krieg ist ausgebrochen. Ich war so entsetzt und meine erste Reaktion war, meine Güte, wir haben den ersten Weltkrieg verloren, dann müssen wir ja den zweiten gewinnen. Das war meine kindliche Reaktion. Aber erschrocken sind wir alle. Gewundert hatten wir uns schon, dass Vater verschwunden war.

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von uns Kindern, half nichts, wir waren auch so beschäftigt, dass es uns gar nicht auffiel, dass Papa wieder mal irgendwo war. Er war an der polnischen Grenze und hat den Polenfeldzug mitgemacht. Nun erlebten wir das ja durchs Radio mit. Nach dem Polenfeldzug, zu der Zeit…

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Warte mal, mach mal einen Moment. Nach dem Polen-Feldzug wurde er kurz an die Westfront, an die Marginot-Linie versetzt, wo er aber nicht lange blieb. Er wurde dann sehr schnell abgerufen und machte mit General Dietl und seiner Hochgebirgsdivision den Krieg in Norwegen mit. Mit Pferden und allem Drum und Dran wurden sie auf deutsche Kreuze verladen und wurden von der deutschen Küste nach Trondheim verfrachtet, wo sie den Entsatz der in Narvik abgesetzten deutschen Truppe herstellen sollten.

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Er erreichte mit seiner Truppe Narvik einen Tag nach dem Entsatz durch die Marine von See her. Das ist mir noch sehr in Erinnerung geblieben. Papa brachte uns auch norwegische Dirndl mit, die ich später in Südafrika als schwangere Frau trug, weil es mein einziges Kleid war, was weit genug war. Nach Norwegen landete Vater dann Richtung Osten, nach Russland.

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Dort hat er eine Vorausabteilung bekommen, die die Verbindung nach Indien zu den Ölquellen Irak herstellen sollte. Er war 200 Kilometer vor der deutschen Linie und hatte alles zu seiner Verfügung. Und hier will ich auch wieder etwas einwerfen, was ich aus der Erzählung von meinem Vater weiß. Sie zogen durch die Ukraine, um in den Kaukasus zu kommen. Und die Bevölkerung in der Ukraine hat sie wie befreier gefeiert.

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jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie haben zum Beispiel ausfindig gemacht, dass Vater Jäger war und und also sehr viel Freude hatte an extra schön geweien. Wups hatte er ein riesen Geweih auf Motorrad vor sich. Und die Bevölkerung war außer sich vor Freude, dass die deutsche Armee eingerückt war. Etwas, was meinem Vater schleierhaft war. Er fand dann heraus, dass der Kaukasus selber, der mit sehr viel verschiedenen Völkerschaften besetzt ist, hat sich noch fünf Jahre vor Anfang

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Zweiten Weltkrieges mit Waffen gegen den Bolschewismus verteidigt. Das war natürlich nie und nimmer zu hören durch irgendwelche Medien. Das fand alles ganz im Geheimen statt. Das hat niemand erfahren. Vater hat es sehr interessant aus der Zeit erzählt, aber das ist zu lange her, um darauf eingehen zu können.

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Das war nun der Moment, wo Mutter die Zelte in Graz abbrechen musste. Wir beiden Mädels wurden nach Altenburg ins Stift geschoben, wo sie schon zur Schule gegangen war, wo sie die Jeannette Ponset kennengelernt hatte, durch die sie dann ihren Mann kennengelernt hat. Und meine beiden Brüder wurden in die Klosterschule nach Rossleben an der Unstrut gebracht. Und hier haben wir jetzt alle vier zwei Jahre lang Schulbank gedrückt.

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in der Hinsicht, dass wir Kunsthistorik hatten. Es wurde sehr viel darauf verwendet, um uns Musik beizubringen. Wir waren beim großen und beim kleinen Chor. Wir führten uralte Krippenspieler auf für die Stadt und für uns selber. Und mir wird das immer in Erinnerung bleiben. Vor allem die Maria, die ich bei einem Krippenspiel war, die ganz alleine in einer toten Stille, in einem sehr hohen Ton anfangen musste. Josef, lieber Josef mein. Und ich

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Dort in Altenburg wurden meine Schwester und ich auch konformiert. Das war 1944.

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Und kurz danach starb meine Großmutter, die das Gut in Konrad-Zweiler verwaltete, und ich wurde kurzerhand nach der Konfirmation abgeordert nach Hause, ich musste mit Mama das Gut übernehmen. Es blieb gar keine Wahl. Unsere Arbeiter waren ja alle eingezogen, die Pferde waren alle eingezogen, das Heer brauchte jedes Bein, was es nur kriegen konnte, und wir fingen wieder an, wie zu Uhrzeiten mit Ochsen zu fliegen.

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Eisig, eisig mit Ochsen zu flügen, das war wirklich ein Landbau-Einsatz.

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Das alles dauerte nicht lange. Meine Brüder wurden 15-jährig zum Volkssturm eingezogen und landeten schließlich und endlich zum Schanzen in Ostbrossen. Und meine Schwester Heidchen kam ein bisschen später auch nach Hause, weil es sehr, sehr unsicher wurde. Und wir beiden Mädels konnten nicht unsere Abitur machen. Es war dann sowieso Schluss und nach dem Kriegsende gab es sowieso keine Schulen. Die waren alle zu für eine längere Zeit. Jetzt begann für mich natürlich…

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Man ist jung, man ist nicht so ängstlich, man sieht nicht voraus, was eventuell kommen könnte. Von den Eltern wurde nichts verlautbar. Offiziell durfte man sowieso nicht von Flucht oder von irgendwas sprechen. Da wäre man sofort eingelocht worden, denn die Propaganda war sehr stark vorhanden. Machst du einen Moment aus.

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Meine Mama, die 1942, 44, 43 wieder nach Hause alles zusammen packte in der Steiermark und zurück ging nach Schlesien nach Hause. Sie ging zu einer Gräfin Feil, die ein Mustergut hatte und lernte dort die praktische Landwirtschaft, weil sie fand, sie müsste was davon verstehen, falls es notwendig würde. So haben Mutter und ich sie das Theoretische und ich das Praktische angepackt. Und es hat mir viel, viel Spaß gemacht.

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zwei französische Gefangene, die mit Mutter natürlich wundervoll fließend Französisch sprechen konnten, und eine Russin und eine Polin als Arbeiterin. Die Polin hatte den Kuhstall und war selig, die hat also jedes Stück Rind persönlich versorgt und sie war so glücklich, diese Leute waren so glücklich bei uns, man konnte sehen sie war nichts sehr Gutes gewöhnt. Nur die Russin war sehr anti aus irgendeinem Grund.

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Grund, das weiß ich nicht. Sie verstand ja auch wenig. Das ging nun nicht lange. Diese Gräfenpfeil hat meiner Mutter bei der Ausbildung gesagt, Öschi, du gehst jetzt nach Hause, nimmst deine Ackerwagen, stellst sie in Scheuen, die zuzumachen sind und machst sie zurecht zur Flucht. Denn

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Offiziell durften wir das nicht tun, dann hätten wir die Leute sozusagen aufgehetzt, um zu fliehen oder was. Und so hat Mutter das auch ganz lieb und treu gemacht. Sie hat das eingesehen und ist nach Hause gekommen, hat für alle Arbeiterfamilien je einen Wagen zurecht machen lassen und unseren eigenen Wagen, sodass falls der Einsatzbefehl, der Trekbefehl käme, dass wir dann bereit sind. Wir hatten auf dem Gut Siebenbürger Sachsen, die von der

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nicht angesiedelt worden waren. Die wurden als erste abgezogen aus unserem Gebiet. Dann kam später 1944 kam die ersten Treckwagen an aus Ost Ost Ost, Oberschlesien und dahinter. Auch aus Polen kam die ersten Treckwagen an und das war schon Herbst und Winter. Ich kann mich entsinnen, dass wir mit unseren Gespannen entgegengezogen sind, um ihnen zu helfen über den Sargberg zu kommen, der von der

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Die haben eine Weile bei uns gewohnt und wurden dann schließlich auch im Dezember 44 abgezogen.

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Die Organisation war ganz typisch deutsch. Es ist nichts zum Chaos gekommen. Es wurde ganz verstandesgemäß gehandelt von den Municipalitäten, würde man hier sagen, von den Stadtverwaltungen, von den Bezirken, auf Befehl von oben natürlich, sodass es wirklich zu keinem Chaos kam, wenn man sich überlegt, wie viel unendliche Trecks unterwegs waren, die vorm Russen flohen.

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Und dann eines Tages war es soweit. Wir hatten inzwischen eine, jetzt kann ich mich nicht mehr genau entsinnen, ob es ein Regimentsstab war oder ein Divisionsstab. Ich denke beinahe es war ein Regimentsstab. Und eine Veterinärabteilung mit vielen, vielen Pferden auf unserem Gut. Und da hat mein Herz höher geschlagen. Ich fand es wunderbar. Ich habe noch vier Tage vor der Flucht mit 20 militärgespannenen Mist gefahren. Das war, das kann ich mich noch ganz gut entsinnen.

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als gewachsener Veterinär hatten wir ein ausgezeichnetes Verhältnis. Er besaß ein Vollblut und mein größter Wunsch war, um zu satteln und mal loszureiten. Und schließlich hat er nachgegeben und ich habe mich geschwungen und war wahnsinnig neugierig, denn man hörte schon Geschützfeuer und ich wollte jetzt noch mal gucken, wie es aussieht Richtung Tiefebene. Und ich bin Richtung Goldberg geritten auf dem großen Bergesrücken und da sah ich unten in der Ebene,

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riesengroße Feuerscheine und selbst unsere kleine Kreisstadt brannte schon. Der Russe stieß unten in der Tiefebene vor und hat die Berge erst mal an der Seite gelassen, um schneller vorwärts zu kommen. Auf einmal hörte ich hinter mir, da meldete sich ein Oberfeldwebel und sagte, Freund von Troncet, ich soll auf Sie aufpassen. Na und das hieß kehrt nach Hause. Aber jetzt wusste ich auch, worum es ging.

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Jetzt dachte ich mir, jetzt ist jetzt ist Matthäus am Letzten. Wir saßen der Regimentsstab, der aus fünf Offizieren bestand. Wir saßen im Salon meiner Mutter am 12. Februar 45. Und die Lage wurde besprochen. Und jetzt erzähle ich ein kleines Erlebnis, was jemand glauben kann oder nicht.

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Unsere Vorfahren aus Burgund, Frankreich, da wir ja Hugenotten waren, und zwar beide Familien, die Harnies und die Ponsets, die haben nach der Flucht in der Schweiz das Uhrhandwerk gelernt. Und dieser Vorfahre hat wunderschöne Standuhr hergestellt. Davon stand eine im Grüngewölbe in Dresden, eine hatten wir und die anderen waren halt irgendwo in der Familie verteilt. Diese Ponset-Uhr stand auf einem kleinen Tischchen, solange ich denken konnte und solange ich Augen hatte im Kopf.

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Und während wir da saßen, schrie auf einmal Major von Wolf auf und sagte halb fest, halb fest, halb fest. Da fiel diese Uhr mit samt dem Tischchen um und zerbrach in tausend Stücke. Und meine Mutter wurde kreidebleich und sagte, jetzt ist es soweit. Mutter hatte übrigens die Gabel, um auch manchmal etwas zu sehen. Das war am Abend.

35:31

Und am Morgen um drei kam der offizielle Treckbefehl. Wir hatten uns zu sammeln um sieben Uhr am Dorfausgang auf die Flucht. Was für ein Segen, das Mutter vorbereitet hatte, dass die Arbeit der Familien vorbereitet war.

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Die Pferde wurden gefüttert in aller Eile. Das elektrische Licht ging nicht mehr. In unserer großen Küche musste man mit einer Kerze laufen, weil überall Verwundete lagen und Truppen, von denen wir gar nicht gehört hatten, dass sie reingekommen waren. Es war abenteuerlich. Und draußen waren 20 Grad unter Null. Nun, der Februar ist der kälteste Monat. Auch bei uns gewesen. Nun wurde eingespannt. Um 7 Uhr sammelten wir uns. Und jetzt ging es auf den Treck.

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Unterwegs begegneten wir vielen Verwundeten, militär hin und her. Es wurde später geschossen, da hat uns die Unteroffiziersschule Jauer rausgehauen. Da war der Russe sozusagen schon sehr nah. Die haben dafür gesorgt, dass wir Trecks alle wegkamen. Als wir durch unser Nachbardorf zogen, die nur drei Kilometer von uns weg waren, standen die Leute in den Türen und sagten, ja, wohin wollt ihr denn? Tja.

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Dadurch ist natürlich kein Chaos passiert. Die bekamen dann den Einsatzbefehl für ein paar Stunden später, sodass keine Verstopfung stattfand.

36:51

Nun zogen wir los. Unsere Polin trieb das Vieh mit. Man wollte das Vieh in Schönau verfrachten, in Züge, um es nach Westen zu transportieren. Aber es ging kein Zug mehr. Also warten wir Ronja, um zurückzugehen mit dem Vieh und zu Hause zu bleiben, was sie auch getan hat. Unsere Franzosen zogen mit, denn sie fühlten sich genauso unsicher und hatten Angst vom Russen. Denn sie hatten inzwischen genug gehört, was passiert, wenn der Russe kommt.

37:19

Also zogen wir bis Märzdorf und dort sagten unsere Arbeiterfamilien Schluss, wir wollen nach Hause. Wir wollen nicht weiter. Da haben wir ihnen ganz ehrlich gesagt, guck, wenn ihr nicht weiter wollt, das ist euer Entschluss, dann zieht wieder nach Hause.

37:36

Aber wir müssen weiter. Wir mit dem Wörtchen von zwischen unserem Namen. Wir hätten gleich. Wir wären gleich niedergelegt worden. Also wir sind weitergezogen. Außerdem war Vater verwundet worden und kurz vor unserem Trek zu Hause aufgetaucht. Und er hat uns noch auf den Weg gesetzt und hatte mit meiner Mutter vereinbart, dass wir uns hat genau die Route festgelegt, wo wir lang ziehen sollen. Und hat gesagt, wir müssten uns bei jeder größeren Polizeistation melden,

38:06

er die Möglichkeit hat, um zu wissen, wo wir durch sind und wo nicht. Und das war eine sehr gute Abmachung. Denn Vater, wie ich später erfuhr, kam nicht mehr zurück nach Russland zu seiner Truppe, weil das bereits alles in Chaos war. Er konnte nicht mehr hin und wurde beordert in Eger, seinen neuen Einsatzbefehl abzuwarten. Und er hat dann tatsächlich geguckt, wo wir ungefähr waren. Was für mich persönlich eine Erleichterung war.

38:36

Ich war 18 Jahre alt und ich hatte die Verantwortung für die Pferde, für den Wagen, für den Zug, dass alles glatt ging und das war bei diesem Riesenschnee wirklich, dass die Pferde ihre Hufeisen hatten. Man bekam auch nichts mehr. Wir zogen meine Mutter, meine Schwester und ich und dann nahm wir ein kleines Mädchen mit, das keine Eltern mehr hatte. Die war mit uns. Grete Pufel. Ich weiß noch genau ihren Namen.

38:59

Und da kam uns Völler entgegen, der Veterinär, der bei uns auf dem Gut gelegen hatte. Und ich habe ihn umarmt und habe gesagt, was für ein Seht, dass Sie da sind. Und fühlte mich so erleichtert. Er sagte, wissen Sie was, Sie schließen sich jetzt unseren Militär-Tross an. Da sind Sie untergebracht und Sie brauchen nicht sich selber entscheiden, wie und wo. Ach, ich war so seelig. Da haben wir in einem kleinen Dörfchen gelegen. Und wer kommt in der Nacht an? Mein Papa. Was macht ihr hier?

39:28

Ihr müsst weiter, ihr dürft euch nicht dem Militär anhängen. Ihr habt keine Ahnung, wo das Militär hinzieht. Ihr müsst weiter. Das war ein so schwarzer Tag für mich. Jetzt wieder alleine und ich kann mich entsinnen, dass wir am Morgen loszogen. Die Straßen waren so verweht, dass man nur noch die Bäume auf der oberen Hälfte rausgucken sah und da sollte ich nun die Straße langfahren. Ich kann mich noch entsinnen, in welchem Zustand ich war. Aber Mutter, die war so korrigiert, die sagte, natürlich machen wir das. Und selbstverständlich. Also wir sind brav weitergezogen.

39:58

sich hinterher herausgestellt hat, war es auch ein Segen, dass Vater da erschien. Denn während wir mit dem Tross mitgezogen sind, sind sie später eingekesselt worden, in der Gegend viel später, und sind alle aufgerieben worden. Also, die Schutzengel waren wieder mal on duty. Nun sind wir weitergezogen. Die Route, ungefähr angegeben, äh…

40:20

Jung-Bunslau, Jecim über die tschechische Grenze, dann hinten lang im Egerland. Vater hatte uns verboten durch die Tschechei zu fliehen, weil über Prag wäre es sehr viel einfacher und schneller gewesen. Aber wir hatten Angst vor den Tschechen. Und darum hat er gesagt, ihr haltet euch an der Grenze zu Deutschland, damit ihr jederzeit über die Grenze könnt, wenn es unbedingt nötig ist. Also wie sind das Ganze? Böhmen und Meeren haben wir regelrecht umgangen.

40:50

will. Es sind die tausenden von amerikanischen Flugzeugen, die über uns nach Deutschland einflogen. Wie wir später ausfindig machen, wir hörten es donnern und rummeln und schummeln der Angriff auf Dresden. Damals wussten wir es nicht, aber hinterher konnten wir uns das ungefähr registrieren. Denn, ich meine, Luftlinie war das ja keine Entfernung. Da sind wir also über Eger und dann sind wir runter nach Weiden.

41:19

und sind dann wieder in Deutschland gelandet. Noch etwas, was ich hier sagen will. Dieser Track, dieses Ziehen, wir sind in den ersten Tagen nur in den Nächten gezogen, um den Tagestracks zu entgehen, um schneller vorwärts zu kommen. Wir haben Jung-Bunslau-Yichin 60 Kilometer in der Nacht zurückgelegt.

41:41

Und ich muss hier meinen extra Hut abziehen vor unseren Pferden, die unglaublich es geleistet haben. Ich habe nicht einen einzigsten Vorspann gebraucht bis nach Oberbayern. Dort habe ich einen Kuhvorspann genommen. Wir kamen auf die tschechische Grenze. Ich will euch das nur erzählen, um mal ein Beispiel zu sagen.

42:00

Und es ging eine Serpentinenberg hinauf. Ich sehe ihn noch vor mir. Ich weckte meine Mutter, meine Schwester, gräte, ich sage, raus, jetzt wird es schwierig. Das ist unglaublich steil. Die Pferde hatten schon ihre Eisen abgelaufen. Die Stollen waren nicht mehr in Ordnung. Und ich gab den Pferden immer ein Stück Zucker oder ein Stück Brot, wenn es besonders schwierig wurde. Und dann stellte ich mich zwischen ihnen, zwischen sie, hab ihnen das Brot gegeben und hab gesagt, komm.

42:29

Dann wussten sie ganz genau, normalerweise ziehen Pferde, wenn sie merken es wird schwer, dann zieht der eine an und geht zurück, der andere an und geht zurück. Aber sie gingen ganz langsam zusammen ins Geschirr. Und es war so glatt, dass sie so rutschten, dass sie auf die Knie fielen. Und ich habe nur ihre Köpfe hochgehalten. Und auf den Knien haben sie mir den Wagen aus der S-Kurve rausgezogen. Und ein Dortier Einsatzbauer.

42:59

Böhm und Meeren war durchsetzt von deutschen Einsatzbauern, die den Böhmern und den Tschechen zeigen sollten, wie man richtig farmt. Der kam im Rad zufällig runtergefahren, hat sich das mit angesehen und hat mir gesagt, Mädchen, was kosten deine Pferde?

43:18

Unverkäuflich. Ja, es kommen wir jetzt noch, die Tränen werden nicht dran. Was ich noch sagen wollte, was wir geladen haben.

43:28

Wir mussten unglaublich aufpassen, dass wir den Wagen nicht überladen, wie es so viele Treckwagen aus dem Osten getan haben. Die konnten nicht genug auf den Wagen packen. Es kam darauf an, um Essen mitzunehmen, und zwar für Mensch und Pferd. Denn es war ja tiefer Winter, man konnte ja nicht die Pferde weiden lassen, wie man das hier könnte. Also wir nahmen mit. Es war für uns fünf, jedem erlaubt, einen kleinen Koffer privater Sachen. Das war alles. Also Kleider und was das Allernötigste.

43:58

ein kleiner Koffer, kein großer. Wir nahmen mit einen Zentner Weizenmehl, einen Zentner Gerstenmehl, einen Zentner Salz, einen Zentner Zucker, ein geschlachtetes Schwein und einen riesen Eisentopf Gänseschmalz, den ich heute noch als Bratpfanne benutze. Und dann Heu und Hafer für die Pferde.

44:21

Mein Vater hatte meiner Mutter ein Briefchen geschrieben an alle Militärstellen, denn Mutter wendete sich, wenn wir zum Übernachten irgendwo hin mussten, wenn es Irrigen ging, an eine Regiment, Kompanie oder was auch da war, um Hilfe. Und die haben uns auch wunderbar geholfen. Ich kann mich entsinnen, dass wir in Jung-Bunslau, wie ich da früh morgens ankam, ich bin nicht einen Schritt gefahren, ich bin den ganzen Dreck gelaufen, hatte ich ein Bart bis zum Bauch hängen von Eis durch den Atem.

44:51

fertig und ich habe so gefroren.

44:54

Und dort empfing uns eine militärische Einheit. Also Mutter wendete sich an sie und die sind sofort rausgekommen, haben mir die Pferde abgenommen, haben sie gefüttert und wir haben uns in ein Hotel gelegt und haben geschlafen. Ich dachte, wie ich wachgemacht wurde, ich hätte ein paar Stunden geschlafen. Ich hatte anderthalb Tage geschlafen. Und man hat uns schlafen lassen. Denn nun waren wir erstmal über den Kamm weg. Jetzt waren wir dem Russen erstmal ein bisschen außen. Und von da ab sind wir dann auch am Tag marschiert und nicht mehr in der Nacht.

45:24

Aber sicher waren wir erst unten in Bayern, wie wir über der Donau waren.

Part 2

00:03

Ja, und wenn es nun Abend wurde, suchten wir, so guckten wir uns um, um Quartier. Und das war zu nett. Wenn wir in irgendeinem Dorf stehenblieben und sagten, jetzt ist es an der Zeit, Quartier zu suchen, dann blieben die Pferde stehen, ruhten aus. Ohren runter, Köpfe runter, waren auch totmüde. Und Mutter ging voraus, rechts und links, und fragte, wo man bleiben könnte über Nacht.

00:30

Und wenn Mutter dann irgendwo aus einem Haus rauskam und auf der Straße einfach die Straße einfach überquertet, dann gingen die Ohren und die Köpfe der Pferde hoch und wenn sie ins nächste Haus ging, gingen sie wieder runter. Und sobald Mutter auf der Straße stehen blieb und winkte, dann musste ich machen, dass ich hinterher kam. Dann sausten die hinter der Mutter her, rechts, links in den Hof rein. Also es war ganz toll.

00:58

Mutter hat das unglaublich organisiert und die hatte keine Angst. Aber hier will ich auch noch etwas erwähnen. Und das sind die Erfahrungen, die wir gemacht haben, auf diesem Quartier suchen. Oben in den Sudeten, verhältnismäßig arm, wo der Mann meistens in irgendeiner Fabrik oder irgendwo arbeitete und die Frau den kleinen Bauernhof beherzigte. Wenn man da anklopfte und sagte, man ist ein Treckwagen, ich suche ein bisschen Heu und

01:28

für die Pferde. Diese Bauern haben jede Nacht Trecks gehabt. Da sind unendliche Trecks durchgezogen. Sie haben sie nie abgewiesen. Und wenn sie nach hinten gegangen sind und einen Bündel Weizenstroh gebracht haben, Weizenstroh hat überhaupt keinen Futter wert. Aber es ist Raffisch wenigstens. Etwas für die Zähne für die Pferde. Man hat immer etwas bekommen. Unten dann in Franken haben wir das Gleiche erlebt mit einem großen, großen Bauernhof.

01:58

Er hatte mindestens 36 Stück Vieh im Stall stehen und ein paar Pferde. Und alles war wohlgenährt und es ging den Leuten gut. Das war ein großer Bauernhof. Und als ich darum bat, meine Pferde in den Stall stellen zu können, hat er gesagt, das käme überhaupt nicht in Frage, die Pferde könnten Krankheiten haben und können seins anstecken und hat uns gnädig einen Scheck gegeben, nur mit einem Dach. Ich habe den Pferden unsere Decken und Betten übergehängt, denn ein Pferd war bereits

02:28

unsere Heidrose und dann bat ich ob sie nicht ein bisschen Heu hätten denn sein Vieh fasst gerade sehr schönes Heu und er hat gesagt nein das tut ihm leid er hätte nichts zu fressen für die Pferde und hier muss ich gestehen das ist das erste mal und ich hoffe das letzte mal in meinem Leben dass ich gestohlen habe

02:50

Ich habe gewartet, bis der Herr Baron ins Bett gegangen war. Dann hatte ich mir genau angesehen, wo der Heuboden ist und bin in den Stall gegangen und habe mir ordentlich Heu geholt für meine Pferde. Zugegeben. Aber da haben wir als junge Menschen bereits gesehen, was es heißt, abhängig zu sein. Von der Gnade und der Ungnade, von Arm und Reich. Das war für uns sehr lehrhaft, muss ich sagen. Das ist uns dann auch erst hinterher aufgegangen.

03:17

So zogen wir weiter. Wir kamen dann durch gute Gegenden nach Bayern. Bayern kannte keine Trecks. Da waren wir der einzigste Treckwagen. Wir wurden bestaunt von vorne und hinten. Wir sind über Regensburg, weil ich da eine Tante hatte. Die haben wir besucht. Da haben wir geschlafen, haben auch mal zwei Tage Ruhe eingelegt, damit die Pferde sich erholen konnten. Uns wurde im Allgemeinen unglaublich geholfen. Der Bürgermeister, es war auch organisiert, Bürgermeister hatten Zimmer zurecht gemacht,

03:47

gesorgt wurde. Das war wirklich alles sehr schön organisiert. Noch eine kleine Geschichte, um das zu beschreiben.

03:57

Wie es dann so anfing im März, Frühling zu werden, Ende März oder wann das war, kamen wir von einem sehr anstrengenden Tag zurück, bergauf, bergab, in ein entzückendes kleines Dorf, was unten lag und sehr steil hinten wieder hoch ging. Und mir entgegen entnahm ich, ich tat die Bremse an, weil es ging bergunter und ich hab mich immer gefreut, wenn es bergunter ging, dann konnten die Pferde relaxen.

04:27

Korb voller Äpfel. Und ich fasziniert auf diese Äpfel. Und das muss so intensiv gewesen sein, das ist mir gar nicht aufgefallen. Aber ich habe sie so faszinierend angeguckt, dass, wie ich vorbeifuhr, gab sie mir zwei Äpfel aus dem Korb.

04:49

Ich werde diese kleine Gäste auch nie dieser Frau vergessen. Das ist mir sehr in Erinnerung geblieben und sie hat absolut darauf reagiert.

04:58

Nun kamen wir schließlich unserem Ziel näher. Hier muss ich dazu sagen, dass die Eltern sich ausgemacht haben, dass unser Trek-Ziel eine Großtante Ponset in Bergen bei Traunstein ist. Und das war sehr gut, dass wir ein Ziel hatten. Sie hatte einen Bauernhof und da hatten die Eltern das mit ihr besprochen. Sie hätte doch Flüchtlinge ins Haus gekriegt, dann lieber Verwandtschaft, was ihr auch zum Segen gereichte, wie sich später rausstellte.

05:28

Sonntagmorgen, als wir nach 800 Kilometern und sechs Wochen marschieren durch Traunstein zogen. Dann war das Gelände noch ziemlich bergig vor Bergen und da sah ich zwei Kühe eingespannt und da habe ich stillgehalten und gesagt, bitte spannen wir vor, denn ich wollte meine Pferde nicht unnötig quälen und da habe ich den ersten Vorspann von den 800 Kilometern erbeten.

05:57

Dann sind wir runter, meine Tante wohnte auf einem Berg und jetzt waren wir tatsächlich da. Und ich werde nie vergessen, wie wir oben bei der Autobahn ankamen, mit dem Blick in dieses entzückende Bergen der Tal und Moos, mit den großen Alpenspitzen dahinter, Hochfällen, Hochgern, die Kampenwand und die Obstbäume blüten. Ostersonntagmorgen und die Sonne schien. Heidschen und ich, wir hatten uns extra aus dem Koffer zwei Dirndl angezogen.

06:27

Wir sollten das unbedingt feiern. Wir sind da. Wir sind da. Und ich weiß, dass ich oben stillgehalten habe. Und gedankt hab dafür, denn meine größte Angst war, in eine entsetzliche Gegend kommen zu müssen. Ohne Berge, ohne Blühen, ohne was. Das war für mich damals schon sehr, sehr wichtig. Und es war so bildschön, dass ich also nur überwältigt war. Na, und dann kamen wir an. Und jetzt beginnt ein anderes Kapitel.

06:56

waren weg. Mein Vater war weg. Wir haben nichts mehr von ihm gehört. Meine Mutter wurde sehr, sehr unruhig. Erstmal haben wir gefürchtet, haben wir gehofft und gebetet, dass die Amerikaner zuerst anrollen, was sie dann auch wirklich getan haben. Die Amerikaner kamen und nicht die Russen, denn es war damals gar nicht klar, wer zuerst da sein wird.

07:18

Und jetzt wurde meine Mutter nach einer Zeit lang sehr unruhig. Dazu kam, wir waren irgendwie draußen im Garten. Meine Schwester und ich übernahmen den kleinen Bauernhof meiner Großtante, weil mit dem Ende des Krieges verschwanden die Polen, die sie zur Arbeit hatten. Ihre drei Söhne waren noch weg, sie wusste auch nicht wo. Also Heidschen und ich übernahmen den Bauernhof und machten weiter.

07:42

Und wir bekamen dafür einen Liter Magermilch als Lohn. Mutter bezahlte noch sogar Miete mit dem Geld, was sie mitnehmen konnte. Das war nicht viel. Und, ähm, warte mal, schalt mal einen Moment ab.

07:57

Ganz aufgeregt kam eine Nachbarin. Schnell, schnell ans Radio. Es wird über euren Vater gesprochen. Bier, reingerast. Da hörten wir gerade noch, Obrost von Ponset hat Leipzig zur Verteidigung übernommen, hat sich zurückgezogen ins Völk und verteidigt sich dort bis zum letzten Mann. Bums. Aber wir haben es gehört. Und Mutter auch.

08:19

Die beiden Jungen, die beiden Zwillinge waren verschollen. Man wusste nicht, was mit ihnen los ist. Stellt euch vor, Ostpreußen liegt ganz im Osten. Wir hatten eine unglaubliche Angst um sie, denn Volkssturm, 15-jährig. Also, Mutter.

08:35

Ganz typisch meiner Mutter, unglaubliche Courage, uns war damals strengstens verboten uns mehr wie einen Kilometer von zu Hause weg zu bewegen. Meine Mutter sagte ihr könnt mir, Götz von Berlichen. Sie fuhr los um ihre Männer zu suchen. Sie hatte jetzt den Anhaltspunkt, dass Papa in Leipzig ist.

08:56

Und die Jungen, wenn sie durchgekommen sind, sie konnten auch nicht mehr nach Hause, das wussten sie, also werden sie zu ihrer Schule nach Oslien zurückgehen. So war ihre Hoffnung und unsere Hoffnung. Sie ließ uns beiden Mädels zurück, wir machten den Bauernhof weiter und sie zog los. Und was das damals bedeutete, macht sich heute kein Mensch eine Vorstellung. Es war strengstens verboten, als Zivilperson sich irgendwo hin zu bewegen.

09:26

Mit dem allernötigsten Essen hatten wir verdammt wenig. Wir haben alle sehr Hunger geschoben damals, obwohl wir sehr viel besser daran waren, dass wir auf einem Bauernhof wohnten, dass man durch, ich habe zum Beispiel ein bösen Pferd zum Schmied gebracht, dafür habe ich sechs Eier gekriegt oder man hat, wir haben Sägespäne zum Heizen gekriegt vom Sägewerk und wie gesagt, wir haben unser eigenes Holz schlagen dürfen im Berg, das mussten wir mit den Pferden abholzen und nach Hause schleppen. Also wir hatten schon

09:55

Weit aus mehr Möglichkeiten, um uns am Leben zu erhalten, als wie die armen Frauen, die mit kleinen Kindern irgendwo in einer Großstadt saßen und nichts hatten. Also Mutter zu Gluss. Und ich will das jetzt nur ganz kurz beschreiben, wie wir es nachher erfahren haben von ihrer Beschreibung. Sie hat 5,5 Wochen gebraucht. Von Bergen bei Traunstein bis nach Leipzig. 5,5 Wochen. Sie ist…

10:23

zu Fuß gelaufen, sie hat sich in Waggons versteckt, sie ist mit Munitionswaggons gefahren, sie ist mit, also es ist unglaublich, was sie da geleistet hat, schon allein um nach München erst mal zu kommen. Und das alles geheim, man durfte sie ja nicht erwischen, dann hat sie mal jemanden gefunden, der sie mitgenommen hat ein bisschen, dann hat sie meinetwegen, ach wie sie das gemacht hat, ist mir heute absolut schleierhaft. Nach fünfeinhalb Wochen kam sie in Leipzig an.

10:50

Und dann hat sie angefangen, alle Hospitäler, alle Begreffnissstätte, jeden Offizier, jeden Soldaten, jede Privatperson hat sie gefragt, kennen Sie einen Oberst von Ponset, haben Sie eine Idee, was aus dem Völk war? Und sie war ganz verzweifelt, sie ist eine Woche da gewesen, sie hat nichts über Vater erfahren. Und wie sie schon aufgeben wollte und sagte, jetzt fährt sie los, um zu gucken, ob die beiden Jungen angekommen sind.

11:17

Und da sagt ihr einen Leutnant, der verwundet war. Obers von Ponset natürlich. Ich weiß, was mit ihm passiert ist. Der ist spurlos verschwunden. Und da sagte meine Mutter, prima. Dann ist er am Leben. Denn Vater war Jäger. Und wenn der spurlos verschwunden war…

11:34

Dann war das in Ordnung. Also Mutter ganz beruhigt weitergefahren. Also Hans ist unterwegs. Der wusste ja, wo wir sind. Der ist jetzt unterwegs nach Traunstein. Wie wusste sie nicht. Um das jetzt vorauszunehmen, um das kurz zu beschreiben. Er bekam vier Tage vor Anmarsch der Amerikaner Leipzig zur Verteidigung übertragen. Das war sein neuer Auftrag. Auch ein reizender Auftrag. Er wusste, das kann er nicht. In vier Tagen kann er Leipzig nicht verteidigen. Das ist unmöglich.

12:04

die Lebensmitteldepots aufzumachen, um der Bevölkerung zu sagen, holt euch was ihr braucht. Und dann hat er sich mit 100 Mann, von was für einer Truppe weiß ich nicht, ins Völk zurückgezogen und hat den Amerikanern gesagt und hat sich dort ehrlich vorgenommen bis zum letzten Mann zu kämpfen. Dann hat er in einer Nacht, wie die Amerikaner dann da waren,

12:28

hat er in der Nacht einen Ausfall gemacht und hat ungefähr 80 Amerikaner gefangen genommen und hat sie mit ins Völk genommen. Und dadurch hat der Amerikaner nicht geschossen. Im Gegenteil, er hat Verhandlungen angeknüpft und das erstaunliche ist, was mich als Soldatentochter so erfreut, her ist her. Ob amerikanisch, ob deutsch, ob norwegisch, auch in Norwegen hat mein Vater sehr viele nette Sachen erzählt.

12:58

und mein Papa von oben die Treppe herunter zum Verhandeln. Sie haben sich die Hand geschüttelt. Übrigens war dieser amerikanische Oberst auch ein Deutscher. Und sie haben Folgendes ausgemacht. Mein Vater gibt die acht amerikanischen Soldaten raus.

13:18

Seine Truppen gehen nur durch einen Durchgangslager und werden dann nach Hause entlassen. Das hat er auf jeden Fall mit der Armee ausgemacht. Er hat nur hoffen können, dass sie das auch wirklich eingehalten haben. Für ihn selber, sie haben ihn persönlich mit einem amerikanischen Jeep bis an die Grenzen von Leipzig gefahren, haben ihn dort mit Waffen rausgelassen und haben gesagt, nach einer Stunde wird nach ihm gesucht wie nach einer Stecknase. Und Papa ist ausgestiegen, hat die Amerikaner abfahren lassen, ist ins nächste Haus gegangen und hat wahrscheinlich auch zwei Tage geschlafen.

13:48

Und dort haben sie ihn nicht gesucht.

13:51

Und dann, wie er Zivilkleider hatte, hat er sich zu Fuß auf den Weg nach zu uns gemacht. Er ist dreimal unterwegs vom Amerikaner gefangen genommen worden. Zweimal ist er wieder entkommen. Und beim dritten Mal hat man ihn kurz vor, ja jetzt bin ich mir nicht sicher, jedenfalls in Bayern, hat man ihn das dritte Mal erwischt und hat ihn in einen Massen gefangenen Lager der Amerikaner gesteckt bei Regensburg. 40.000 Mann unter freiem Himmel. Das Rote Kreuz wurde nicht zugelassen in dieses.

14:21

Gefangenenlager. Das muss furchtbar gewesen sein. Das muss ganz schrecklich gewesen sein. Vater eines Tages, er war zweieinhalb Monate oder ja zweieinhalb Monate war er in diesem Gefangenenlager und sah eigentlich nur das Ende kommen, denn es ging ihnen so schlecht, sie kriegten nicht zu essen und ach es war so grausam. Und

14:45

Da kam eine amerikanische Kommission, ließ die Offiziere alle antreten und zwar hieß es, alle Frontoffiziere vortreten. Nun, jeder damals in Deutschland wusste nicht, was so ein Befehl hieß. Kugel durch den Kopf oder was? Und sehr viele von diesen Offizieren hatten Angst, um vorzutreten. Papa natürlich nicht.

15:08

Der trat prompt vor und noch eine ganze Anzahl anderer trat vor. Und dann sagte der amerikanische Oberst, sie sind entlassen. Wunder? War es wohl. Er besorgte sich irgendwo ein Rad. Und jetzt muss ich hier erstmal abschließen und fuhr mit dem Rad Richtung Bergen bei Traunstein. Jetzt geht meine Mutter weiter nach in die Schule von meinen Brüdern. Und jetzt hört gut zu, Kinderlein.

15:35

Wenn man da nicht sagen muss, dass man das nicht in der Hand hat, das ist wirklich einzusehen. Mutter kam in dieser Schule an. Da waren ihre beiden Jungen am Vorabend aus Ostpreußen eingetroffen.

15:54

Der Direktor der Schule sagte meiner Mutter, ach nee Frau, lassen Sie doch die Jungs hier. Wir wollen so schnell wie möglich wieder mit der Schule beginnen. Die hatten ein eigenes Gut, also waren sie nährstoffmäßig ein bisschen unabhängiger. Was sollen Sie mit vier Kindern als Flüchtling in Süddeutschland machen? Und man stelle sich jetzt vor, was das für eine Entscheidung für meine Mutter war. Was mache ich? Was ist das Richtige? Und schließlich sagte sie, ah, was ich habe, das habe ich.

16:23

Sie nahm die beiden Jungs und zog los. Die Amerikaner haben ihr damals sehr nett geholfen, um wieder wegzukommen. Sie haben mit dem Jeep mitgenommen und die beiden Jungs, 16, 15, 16-jährig, waren wahnsinnig interessiert in die Auszeichnungen, die die hatten. Und na ja und so weiter. Und Mutter konnte sowieso gut mit Menschen. Also sie ist dann losgezogen mit ihren beiden Jungen seelig, dass sie sie gefunden hat. Und nun noch der Clou. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, dass weiß ich nicht, ob ich das richtig in Erinnerung habe.

16:53

auf jeden Fall der Erzählung nach, sind zwei, drei Tage später, ist der Russe über die Grenze, wie das damals so üblich war, obwohl die Demarkationslinie festgelegt war zwischen Amerikanern und Russen, haben die sich nicht daran gestört, sind in der Nacht über die Grenze, haben geplündert und haben sich dann wieder zurückgezogen. Dasselbe haben sie in Rossleben gemacht. Sie sind rüber, alle Jungs, die nicht mehr nach Hause konnten und die inzwischen in der

17:23

Züge gesteckt Richtung Sibirien. Ein einzigster von diesen Jungs, ein Herr von Posa, oder ich weiß nicht wie er mit Vornamen hieß, hat sich abgerollt vom Zug, der es durchgekommen hat, es erzählt. Also Mutter holt die Jungs ein paar Tage bevor der Russe diese Schule schnappt. Raus. Wir beiden Mädels saßen in Oberbayern und zitterten. Was wird Mutter ausrichten? Kommt sie auch wieder nach

17:52

Es war grässlich. Wir waren jung genug und wir waren müde genug, weil wir schwer arbeiteten. Und haben es einfach abwarten müssen. Und eines Tages erscheint man mal frisch und fröhlich mit ihren beiden Jungen. Ich war dann inzwischen schon weg von zu Hause. Ich habe nicht mehr meinen Vater erlebt. Das erzähle ich gleich. Auf jeden Fall kurz danach.

18:17

Nachdem Musch zurückkam mit den Jungs. Das mag ne Woche oder zwei Wochen später gewesen sein. Hält ein alter Mann, Schneeweiß, vor der Haustür mit dem Rad. Mein Bruder Hans ist an der Tür und fragt ihn, darf ich ihm helfen? Da ist es Papa.

18:34

Also war Vater von Regensburg mit dem Rad nach Bergen gekommen, völlig verhungert, schneeweiß geworden in diesem drei Monaten gefangenen Lager. Vater ist 99 geboren, das war so 45, war 46 Jahre alt, aber hart, hart reback. Und ich werde dann auch nicht vergessen, wie er dann nachts heimlich auf stand.

18:58

Und in unserem Fami das war ein kleiner Kasten in der Wand, wo die Ration Brot, wir bekamen ein Brot in der Woche pro Person, ein Zweifelbrot, wie er sich da heimlich ein Stück Brot holte. Er war ja völlig verhungert, nicht? Und wir kriegten allerdings, das Lebe hat fantastisch geklappt. Wir haben sehr wenig zugeteilt gekriegt, aber wir haben bekommen. Auch die Flüchtlinge. Das hätte in keinem anderen Land geklappt, in Deutschland hat das geklappt.

19:29

Jetzt war unsere Familie wieder zusammen. Und wie viele Familien, es gab kaum eine Familie, die wieder zusammen kam. Es war für mich damals unerklärlich. Und Vater ist vom Hirschberger Offizierskorps, außer einem, der Einzigste, der den Krieg überlebt hat.

19:51

Und von der Division in Graz war er der einzigste überlebende Offizier nach dem Weltkrieg. Alles andere war Tod. Also es war ein glattes Wunder.

20:05

Das machen wir aus. Ose besteht darauf, dass ich auch noch die kleine Geschichte meiner sehr geliebten Großmutter, der Mutter meiner Mutter, also einer Frau von Harnje, geborene Freien von Schlichting.

20:18

Diese Großmutter habe ich unglaublich verehrt. Sie war eine Lady von Kopf bis zur See. Sie hat mit dem kleinsten Arbeiter genauso gekonnt wie dem Monarchen oder wie man das auch nennt von Marokko oder sonst wo. Sie war eine ganz ausgesprochen wunderbare Frau. Und diese Frau hat folgende kurze, von mir nur kurz wiedergegebene Fluchtgeschichte. Die beiden waren nun schon älter. Ihr Mann war an die 70. Sie war so weit aus jünger wie er.

20:48

Sie sind geflohen, ich kann jetzt, sie waren auch bei uns in Konrad-Zwallau in Schlesien, noch mit einer kleinen Nichte, die leider nicht ganz normal war oder die ein bisschen zurückgeblieben war, die hatte sie mitgenommen und die sind dann auch über die Sudeten weiter geflohen nach dem Westen. Ich kann nicht mehr sagen wie und wo. Sie lagen in Heiligenkreuz, da hatten sie Unterkunft gefunden und eigenartigerweise, wir hatten ja fünf Lipizaner-Gestüte in Ungarn, in Österreich, in, ach ich weiß nicht mehr genau wo die alle lagen.

21:18

Die Lipizaner wurden von den Gestüten, haben sich dort versammelt in Heiligen Kreuz. Und die Amerikaner hatten ihnen versprochen, dass sie amerikanische militärischen Schutz geben, um diese Lipizaner rauszukriegen. Die Wiener Hochschule, die Wiener Reitschule, das sind ja Lipizaner, also die Spanische Reitschule in Wien. Und die ist weltbekannt. Und die Amerikaner wollten gerne diese Pferde nach Amerika haben, das war es eigentlich. Also die Amerikaner schickten in dieses kleine Heiligen Kreuz, bevor der Russe anrückte,

21:48

schickten sie amerikanisches Militär und zwar Panzer und Panzerabwehr. Meine Großeltern waren auch als Schlüchlinge mit der kleinen Nichte dort und hatten natürlich sich unterhalten mit den Leuten, die diese Pferde alle dahin gebracht hatten. Und da kam einer dieser Leute abends und klopfte an die Tür meiner Großeltern und sagte, machen sie sich zurecht, wir nehmen sie mit, wir werden mit amerikanischen Schutz nach dem Westen verfrachtet, sie kommen mit. Da ist doch meine Großmutter

22:18

Großvater und die kleinen Nichte. Im Sechsspänner, Lipizane ungarischer Anspannung, in einer alten, wunderschön verzierten Kutsche, amerikanischer Panzer vorne, rechts und links und hinten, sind sie geflohen. Da habe ich mir in meiner Arroganz gedacht. So wie es sich gehört.

22:42

Und eines Tages erschien der erste, der älteste Sohn meiner Großtante Harald. Und wir haben noch eine Weile zusammengearbeitet, weil er eigentlich nicht fit war im Bauern. Und dann hieß es für uns Mädels, jetzt müssen wir uns Arbeit suchen, denn wir konnten nicht zu Hause rumliegen. Dazu mussten wir Lebensmittelmarken kriegen und vor allem ein bisschen Geld irgendwo. Schließlich, man muss nicht vergessen, wir waren 17 und 18 Jahre alt.

23:09

Wir waren im Stift Altenburg zusammen mit einer Alex von Rassler, mit der ich sehr befreundet war. Die hatten ein ungemein für Württemberg großes Gut von 3000 Morgens direkt über dem Neckar gelegen. Und ich habe mich an sie gewandt und habe sie gefragt, ob sie nicht für mich eine Arbeit irgendwo wusste. Und ich bekam dann den Bescheid, dass ich zu ihnen kommen könnte. Also ich machte mich auf. Württemberg war damals französische Zone.

23:39

amerikanischen Zone oder von der englischen Zone in die französische Zone. Die Frau vom Rassler war Halbfranzösin, die sprachen also blendend französisch und haben sich dadurch einige Vorteile erobern können mit der französischen Besatzung. Die französische Besatzung war sehr unbeliebt, weil sie doch auch sehr grausam waren. Also in französischer Gefangenschaft gewesen zu sein war kein schönes Erlebnis, während die amerikanische Gefangenschaft

24:09

Dann fuhr ich rauf und ich fing auf dem Gut an zu arbeiten. Als was? Mädchen für alles. Herr von Rassler war Choleriker mit sehr hohem Blutdruck. Ich hatte an erster Stelle für ihn zu sorgen, damit er alle seine Medikamente nahm, damit er von seinem Hochdruck ein bisschen runterkam, was für mich sehr schwierig war. Aber ich vertrug mich gut mit ihm, obwohl es sehr schwierig war. Ich hatte die Melkerei, die Milchzentrale, die Butterei.

24:39

Die Hühnerfarm, die Hundezucht, kranke Pferde und kranke Menschen, wenn da welche waren, und Gäste abzuholen, was mir großen Spaß machte, mit einem zückenden Kleingespann. Und vor allen Dingen kam ich aus der Hungerzeit in ein Paradies, in ein Schlaraffenland. Sie hatten Bienen, ich musste jeden Morgen acht riesen Pötte Honig umdrehen. Ihr könnt euch denken, was dabei passierte. Ich habe mich halb voll gesogen mit Honig. Also es war für uns ein Schlaraffenland.

25:09

Ich hatte täglich acht bis zehn Pfund Butter zu buttern. Der Tag begann um halb fünf und endete nachts. Wenn Gäste da waren, musste ich für die Gäste sorgen, Tisch decken, abdecken, musste gucken. Zum Frühstück wollte Herr von Rassler genau wissen, was auf dem Gut vorging. Ich musste mich also informieren, was auch nicht leicht war, denn der Wirtschaftler wollte nicht sagen, was der Inspector wusste und umgekehrt. Aber es war für mich eine Vorbereitung für mein späteres Leben.

25:39

Jahren auf der Weidenburg, was Landwirtschaft betraf, in der Praxis doch in gewissem Sinne gelernt, auch wenn ich es nur mit angeguckt habe. Aber es war für mich eine kolossale Lehrzeit, auch für mich persönlich. Denn ich meine, es war nicht leicht, als Flüchtling irgendwo zu arbeiten und gerade mal geduldet zu werden. Ich kann mich in den Sinn, wie ich 20 wurde, 1946 war das nicht, 26 geboren.

26:05

Da war Föhnwetter, das war Ende September, und niemand wusste von meinem Geburtstag. Ich war also sehr allein, und in dem Alter ist man doch noch ein bisschen sensitiv mit allem. Man hätte sich so gerne mal verliebt oder einen Anhaltspunkt gehabt, den hat man nicht gehabt. Da habe ich mich hingesetzt und habe in diesem wunderschönen Föhnwetter bitterlich geheult und habe gesagt, jetzt ist mein Leben vorüber. Zum Glück habe ich mich geirrt.

26:34

Das ist nur eine kleine Zwischengabe, die ich mich noch sehr gut dran erinnere.

26:40

Alex und ich, wir wohnen in einem Turmzimmer, es ist ein altes Schloss, direkt über dem Neckar gelegen, also ein Märchenschloss. Und dieser Herr von Rassler brauchte dringend Arbeiter und konnte sie nicht kriegen, weil ich meine, zu der Zeit gab es keine Männer mehr. Die meisten waren gefallen oder verwundet oder irgendwo in Gefangenenlagern. Und da sie französisch gut miteinander auskam, mit der französischen Besatzung, gab ihnen die französische Besatzung aus deutschen Krie

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in der französischen Zone 13 oder 14 oder 15 Mann zum Arbeiten. Und ich werde nie vergessen, wie diese armen deutschen Kriegsgefangenen ankamen. Komm rein, komm rein!

27:28

Und wie ich dieses Häufchen Unglück sah, gelb und blass und eingefallen, verhungert, elend, da beschloss ich, ihr werdet alle meine Kinder. Und jetzt hab ich selber…

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alle guten Sachen nicht gegessen, um abgeben zu können. Und es war für mich eine herrliche Aufgabe. Sie wollten so gerne eine Maschine haben zum Tabak klein machen. Da habe ich in irgendeinem Küchengerät besorgt. Oder ich habe später kleine Abende für sie gemacht mit Musik und mit was. Es war für mich eine herrliche Aufgabe. Mein Traum war ja immer rote Kreuzschwester zu werden. Und da meine Tante, die älteste Schwester meines Vaters, große rote Kreuzführerin war und im ganzen Krieg damit unterwegs war,

28:12

Die hatte mir angeboten, sie würde mich als Lehrlingsschwester mitnehmen nach Königsberg. Und ich war Feuer und Flamme. Aber meine Mama hat gesagt, nein, du gehst zur Schule. Ich war sehr enttäuscht, aber ich konnte Mutter verstehen. Das ging nur wirklich in dem Alter vor. Aber es war immer mein Wunsch, Schwester zu sein, mich zu kümmern um irgendwas Krankes oder was. Ob es Tier oder Mensch war, war egal. Auf jeden Fall in dem Fall ging das für mich in Erfüllung.

28:42

Ich konnte, obwohl ich ja auch keine Macht hatte, habe ich mich um sie gekümmert. Ich war jung und ich hatte natürlich sofort meine Verehrer dabei, was mir auch sehr gut tat.

28:52

Wie gesagt, das war nur eine kleine Zwischenrufe. Ich war für sie so froh, dass sie auf diesem Gut gelandet waren. Denn da gab es eine sehr gute Gemeinschaftsküche. Rassler hat nicht gespart mit Lebensmitteln. Er hatte ja alles. Er hat allerdings auch seine Butter und seine besseren Sachen von der Farm oder von dem Gut dazu verwendet, um einzutauschen. Er hat seinen Freunden viel zugesteckt, damit die wieder Eint hatten für irgendwas. Das war für damalige Verhältnisse dieses Gut ein Paradies.

29:22

Peace.

29:24

Um es kurz zu machen, bin ich dort zwei Jahre geblieben. Meine Schwester, Heidchen, kam ein Jahr später auch zu Rasslers. Das hat meine Eltern mit Rasslers ausgemacht. Denn sie musste auch andere Arbeit haben, als wie sie es unten gefunden hatte. Da wurde sie furchtbar ausgenutzt. Heidchen ist ganz anders als ich. Sie ist introvert und lässt auf sich niederhageln, ohne einen Ton zu sagen und sagt nichts zurück. Das wäre mir nie passiert. Ich habe meinem Baron Rassler gesagt, was ich denke, wenn es nun drauf ankam.

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Zum Beispiel ein Beispiel, wie ich da nicht mehr auf der Wadenburg war, hat Heidchen auch die ganze Schimpfe gekriegt für Sachen, die sie überhaupt nicht verantwortlich war. Sie hat vor ihm gestanden, ganz bescheiden, mit dem Augen nach unten und hat alles über sich ergehen lassen. Und wie er mal Luft holte, hat sie nur aufgeblickt und ihn angelächelt und als er zusammengefallen hat, hat er gesagt, bei Ihnen hat es ja doch keinen Sinn. Also sie hat weitaus die bessere Manier gehabt, um mit Menschen fertig zu werden. Aber man hat sie auch dementsprechend ausgenutzt.

30:24

von Rassler weg, nachdem ich unglücklicherweise ungewollt ein Gespräch zwischen ihm und seiner Frau hören musste, dass wir Flüchtlinge nur uns ins Fettnäppchen setzen und nichts dafür tun. Er war Kuleriker. Ich hatte ihm das längst verziehen, aber damals konnte ich das nicht mehr fassen. Und da bin ich am nächsten Morgen in seinem Büro, da war sein guter Freund Buu Müller da und er hat gesagt von Rassler, es tut mir leid, ich habe das Gespräch gestern mit angehört, ohne dass ich es wollte. Es war sehr laut.

30:52

Leider kann ich das nicht auf mir sitzen lassen. Wenn wir ihnen eine Last sind, dann gehe ich lieber. Und da war er unglücklich. Er ist von früh morgens um halb fünf bei mir in der Milchkühle gewesen. Er ist mir hinterher gelaufen und hat mir gesagt, wie viel Gutes er für uns getan hat. Also er wollte sich eigentlich entschuldigen, aber schaffte es nicht ganz. Aber ich hatte beschlossen, aus ist aus. War natürlich verkehrt. Aber wir haben dann später Frieden gemacht. Heidchen und ich, wir sind dann kurz vor unserer Auswanderung hingefahren. Und er hat eine rechts und eine links gesetzt

31:22

Hände genommen. Er sagte, er wünschte, wir wären seine Töchter. Also ein größeres Kompliment hätten wir nicht kriegen können. Es war Frieden hergestellt, aber damals bin ich abgefahren nach Hause. Dazwischen will ich sagen, ein Weihnachten…

31:36

Ich durfte nach Hause fahren, um Weihnachten bei meinen Eltern und Geschwistern zu sein, in Bergen. Und ohne zu bitten darum, hat Rassler mir eine geschlachtete Gans, fünf Pfund Mehl, ein Pfund Butter und, und, und, und. Das durfte ich mitnehmen. Da bin ich zu Fuß mit rieseng schweren Koffern, mit diesem ganzen Zeug drinnen gelaufen, bis zu unserem Hof. Und meine Brüder wussten, ich komme. Und ich sah dann, wie ich auf dem Hof kam, sah ich nur die Gardine mit meinem Bruder Henschen.

32:06

Die Olle, die Olle, sie kommt, sie kommt. Und draußen war sie. Was hast du mitgebracht? Was hast du mitgebracht? Und dann packte ich aus einen kleinen Kochtopf für meine Mutter mit dieser Ente oder ganz was es war drin. Es war ein Weihnachten, wie ich es nie wieder erlebt habe. Für jeden hatte ich mitgebracht und das hatte ich meinem Rassler zu verdanken. Er war großzügig genug, um das zu tun. Und ich durfte sozusagen als Mittebringsel das mitbringen. Das werde ich auch nie vergessen. Ich ging dann von der Weitenburg.

32:36

weg und ließ mit schweren Herzen mein Schwesterherz zurück. Aber er hat mir gesagt, naja, wenn Sie gehen müssen, dann gehen Sie, aber ohne Ihre Schwester, denn ich wollte Sie eigentlich mitnehmen. Wie gesagt, Alex und ich, wir hatten unser Turmzimmer da oben, ich habe das alles mit Alex gesprochen und habe sie gefragt, ob sie denkt, das ist richtig. Und hat sie mir gesagt, wenn Sie ich wäre, dann hätte sie auch so gehandelt. Also wir waren befreundet genug, um uns auszusprechen darüber. Und das Eigenartige war, dass mit meiner Kündigung

33:06

erste Entlassung des ersten deutschen Soldaten. Also ich war begeistert, dass die erste Entlassung nach Hause stattfand, mit zugleicher Zeit. Und wir gingen schlafen und die hatten gehört, ich habe gekündigt und ich werde wach und ich denke, was ist denn das, bin ich in der Oper?

33:25

Da steht mein Häufchen Soldaten unten am Anfang des Turmes und singen mir den Zarevitsch. Hast du dort Drogen vergessen auf uns? Ich hab das nie vergessen. Und die hatten schöne Stimmen. Die haben das mehrstimmig gesungen. Also da ist mir das Herz in die kleine Zehe geflogen. Und dann haben sie mir zum Abschied einen selbst geschnitten Brotteller mit Vater unser, äh, unser täglich Brot gibt uns heute.

33:55

von Ihnen Verbindung. Dieser Teller hat mein ganzes verheiratetes Leben das Brot auf den Tisch gebracht, in neun Notzeiten. Also diesen Teller habe ich noch und der kommt auch jedes Mal auf den Tisch und das habe ich dem alten Moselbauer, der 600 Jahre auf seinem Hof sitzt an der Mosel, den habe ich besucht mit Friedrich Kahl und habe ihm das erzählt. Der ist heute weit über 80 und er hat sich so drüber gefreut und dieser Moselbauer, der wollte mich dringend heiraten. Da habe ich gesagt, hör zu,

34:25

Du hast ein Verlobte zu Hause und die heiratest du. Da war ich ganz streng. Da hat er mir gesagt, wissen Sie, Frau Rosmarie, wenn ich hier die 10 schönsten Männer der Welt hinstelle und hier die bildschönsten Pferde der Welt, ich glaube, sie gingen zur Seite der Pferde. Das nur nebenbei, das klingt so nach Angabe, aber ich weiß das noch so genau.

34:47

Also ich zog weg von da und suchte nun frische Arbeit. Durch eine Freundin von mir bekam ich sie. Und zwar bei einem Chefarzt als Dienstmädchen.

34:57

am Chiemensee. Er war Chefarzt in Traunstein und ich sollte seiner Frau helfen im Haushalt. Und hier lernte ich den Peniblen etwas Spießchen Haushalt kennen, was auch für mich sehr gut war, denn ich war ein bisschen zu großzügig mit allem. Und komischerweise hatte mein Vater sich im Kopf gesetzt, ich sollte Gesangsstunden nehmen und ich hatte mich also prüfen lassen müssen und ich war wahnsinnig dagegen, denn zu dieser Zeit liefen die Künstler zu Tausenden auf der Straße rum und hatten keinen Job. Mein Papa, ich konnte ihn verstehen. Er war

35:26

Er wollte halt auch ein bisschen Glanz und Glimmer vielleicht durch einer seiner Töchter kriegen. Ich hatte eine nette kleine Stimme, aber die war hoffnungslos für irgendeine Buh. Und ich wollte auch gar nicht, dafür war ich nicht geschaffen. Aber ich habe Gesangunterricht genommen von dem Geld, ich verdiente 20 Mark im Monat. Da konntest du dir noch nicht mal ein paar Schuhe kaufen dafür. Die ging geschlossen zu dem Kammer-Sänger aus Hamburg, ein Ur-Bayer übrigens, auf der Fraueninsel.

35:56

konnte man sich das gar nicht vorstellen. Und meine Freundin Ellie Weiler, die hatte auch Gesangunterricht und wir zogen also zu zweit immer zu dem Unterricht. Und ich muss sagen, auch wenn es sinnlos war, aber es war schön. Also wenn ich denke an was wir alles gesungen haben und wie er mich getriezt hat und wie wir ihn versucht haben, Freude zu machen, weil natürlich unsere 20 Mark waren nix, aber der hatte auch nichts. Also dem waren 20 Mark lieber als nichts, weißt du. Und wenn wir das Schiff verpasst hatten, dann nahmen wir uns schnell ein Boot und ruderten schnell rüber

36:26

Die Fraueninsel. Also es war keine lange Zeit, aber es war eine schöne Zeit. Und ich meine, Vater hatte die Genugtuung, ich hatte Gesangunterricht. Das ist dann liegen geblieben. Ich meine, das war selbstverständlich. Nach einiger Zeit habe ich gesehen, also das ist nicht mein Berufsdienst, Mädchen. Es tat mir leid, aber ich kündigte dann, weil ich eine Anstellung auf einem Vollblutaraber gestüdt bekommen hatte am Chiemsee. Und da lag mein Herz, nicht?

36:56

Pferde und wir zwei Mädels auch eine Rosmarie und ich. Wir hatten die Pferde, die hatten wir vor der Arbeitszeit, die um sechs anfing zu versorgen, also von vier bis sechs und dann war da ein kleiner Bauernhof dabei und dann arbeiteten wir eben das, was war. Hier konnte ich nun meine Pferdeliebe ein bisschen austoben. Wir hatten ganz, ganz straffe Arbeit. Hier lernte ich auch Traktor fahren, der wurde dann später angeschafft und das war auch eine Vorbereitung für Afrika.

37:27

Und ich hatte die Hengstabteilung und die Fohlenabteilung. Wie gesagt, es war eine sehr harte Zeit. Ich musste auch ran, wenn irgendwelche Gäste da waren oder wenn irgendein Gestütsmanager aus Hannover kam oder wie. Und von hier aus wurde ich auch auf Fahrtturniere geschickt. Ich fuhr die Pferde, das waren Vollblutaraber wohlgemerkt, in ungarischer Anspannung entzückend anzusehen. Befahren wurden sie dann auf ein Turnier von einem professionellen Fahrer.

37:57

gemacht. Dann wurde ich verfrachtet mit vier Pferden zu diesen verschiedenen Turnieren, nach Ludwigsburg zum Beispiel, wo Gretchen Bröderich herkam, oder ins Allgäu. Das hat mir großen Spaß gemacht. Und dann hatte ich auch mal zwei Hengste, dann verkaufte sie zwei Araberhengste nach Hannover Zelle. Und das war für mich die Gelegenheit, um dieses Gestüt mal kennenzulernen. Und ich habe, ich weiß nicht, zweieinhalb Tage gebraucht, oder sogar drei Tage, bis ich in Zelle ankam, im Viehwagon.

38:27

Das war das herrlich. Und habe die Hengste da abgegeben und habe mir die Ausbildung, die Hengstparade, angeguckt. Und bei der Ausbildung eines jungen Hengstes hat er mich gefragt, ob ich nicht drauf sitzen will. Ich sagte, natürlich will ich drauf sitzen. Ich bin sofort runtergeflogen. Weil ohne Sattel, die waren so schön speckfett, das war so glatt, da hat es überhaupt keinen Halt. Also das habe ich sehr genossen. Das war der Ausgleich zu der Hafenarbeit.

38:49

Na ja, und in derselben Zeit, um einen kleinen Zwischensatz noch zu gebrauchen, wie ich auf der Weidenburg war und Heidchen noch im Bergen, schrieb sie mir eines Tages, hör mal zu, hier ist ein Aulok aufgetaucht, aus marokkanischer Gefangenschaft, der wäre was für dich. Da habe ich ihr zurückgeantwortet, kümmere dich um deine eigene Nase. Na ja, und diesen Aulok habe ich dann auf den Urlauben kennengelernt,

39:19

in Bergen, zu der wir geflohen waren. Nur, dass er mit den Aalefelds verwandt waren und wir mit den Fonds sitzten. Also haben wir uns da das erste Mal getroffen. Das hat dann aber noch vier Jahre gedauert, bis wir uns verlobt haben. Ich war natürlich auch unterwegs und er hat sich um Arbeit umgucken müssen. Die Aulocks hatten ein kleines Haus in Berchtesgaden. Das ganz entzückend war, da haben wir uns heimlich verlobt, denn mein Vater hätte nie zugestimmt. Also habe ich gesagt, dann ohne dich.

39:47

Naja, auf jeden Fall, das ist noch nicht soweit. Ich habe dort gearbeitet bis 1951, habe dann gekündigt, denn Vater hatte fest vor, zu emigrieren und hatte schon seit fünf Jahren Gesuche eingereicht nach Afrika. Sein ewiger Traum war, in die deutschen Kolonien irgendwann mal versetzt zu werden, was mir in Erfüllung gegangen ist. Und wir hatten Verwandtschaft im Südwest.

40:17

darf ich hier zu sagen, dass Südafrika nach dem zweiten Weltkrieg das einzige Land der Welt war, was deutsches Kapital ausbezahlte. Die einzige Bedingung war, dass man selber kam und sich abholte. Also war es klar, nach Südafrika. Südwest war Provinz von Südafrika, also nach Südafrika. Da hätten die Eltern etwas Anfangskapital gehabt.

40:41

Wir haben das Geld dann gebraucht, um meine Mutter und uns beiden Schwestern rauskommen zu lassen. Und das wurde ihm in Erfüllung, nachdem die nationale Regierung hier dran kam, kriegte er sofort die Einreise, während unter Smuts haben wir keine Einreise bekommen. Also er hat immerhin fünfeinhalb Jahre ungefähr darauf gewartet.

41:01

Naja, und er fuhr im Januar 1951 los mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche als Vormann auf einer Farm im Freistaat. Das muss man nicht vergessen. Vater war Zeit seines Lebens Soldat gewesen, Offizier gewesen. Und dann in Freistaat mit einer Sichel in der Hand als Vormann, und was damals Vormann war, wissen wir alle. Also wir hatten damals keine Vorstellung, auf jeden Fall musste man einen Vertrag haben, vor allen Dingen in der Landwirtschaft wurde man reingelassen.

41:31

und er fuhr im Januar los und drehte sich, wie er auf dem Weg zum Zug war, drehte sich noch um nach mir und sagte, Rössle, der Aula kommt nicht in Frage, nicht wahr? Ich sagte, Pa, wo denkst du hin?

41:45

Ich habe ihn abfahren lassen. Und sein Ideal war, mit seiner Familie in Freistaat eine Farm, lauter Dornen ringsrum, hier habe ich sie. Und da habe ich gesagt, ohne mich. Und habe mich nachdem er weg war, mit Friedrich Kahl verlogt. Habe ihm das telegrafiert. Inzwischen hat er Herbert Otto kennengelernt. Ihr wisst vielleicht von euren Eltern. Herbert Otto hat meinem Vater unglaublich geholfen, um in Freistaat eine Farm zu kaufen. In Anführungsstrichen. Denn Geld hatten wir absolut keins.

42:14

Um Ben Labiskachni, der wollte seine Farben schon lange verkaufen. Otto ist zu ihm hin und hat gesagt, hör zu, hier habe ich jemanden, dem musst du die Farben geben. Und wie er hörte, dass wir Deutsche sind und Vater Offizier war, hat er die Farben gekriegt. Das war’s.

42:31

Und Otto als unser Nachbar, der uns unglaublich geholfen hat. Und bei Otto, denn der Vertrag mit dem Farmer in, ich weiß nicht mehr wie er hieß, im Freistaat, das ging gar nicht gut, das war fraus zu sehen. Da hat sich Otto seiner angenommen, fragt mich nicht, wie die beiden sich kennengelernt haben. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat er bei Ottos gewohnt, solange diese Kabelei hin und her ging, Farm kaufen oder Anstellung oder was. Und da hat ihn die Bienen Otto, eine kleine Detoi,

43:01

Eine zähe Frau, die hat ihn gefragt, na Hans, und wenn du morgen Telegramm kriegst und sagst, ich hab mich verlobt, was willst du denn dann machen? Du sitzt hier, sie sitzt da, du kannst überhaupt nichts machen. Na nein, das tut sie nicht. Und ein paar Tage später war das Telegramm da. Da haben die sich halt tot gelacht. Naja, also das nur nebenbei. Aber es war auch gut so, denn wir kannten unseren Vater dann als Erwachsene und er war ein bisschen despotisch, nicht? Und seine Töchter waren zu heilig. Kein Mann war gut genug. Und dem wollte ich aus dem Weg gehen.

43:30

Ich glaube jetzt musste man. Also Vater war im Januar losgezogen. Im Mai schifften sich meine Schwester und ich über Bozen nach Venedig ein mit der Amati-Geige meiner Mutter unterm Arm als einzigsten Besitz, den wir gerettet hatten auf dem Trek.

43:48

und hatten eine wahnsinnige Angst, dass die uns gestohlen wird, denn Italien war ja damals auch in Not und die sind musikalisch und die sahen sofort, was wir da unterm Arm hatten. Wir haben lange nicht so viel Hunger geschoben wie diese zwei Tage in Venedig, wo wir in einem sogenannten Hotelzimmer übernachteten. Das Geld hatten wir also von Vater oder von Mutter mitbekommen. Das reichte gerade für diese zwei Nächte und da hatten wir Angst, die Geige einzuschließen, weil alle Schränke waren offen, waren nicht abzuschließen und wir hatten kein Geld mehr zum Essen.

44:18

Und da lag das Schiff die Jerusalem im Hafen verankert und wir konnten nicht aufs Schiff. Wir haben uns so gut wie möglich Venedig angeguckt, haben uns sogar Weißbrot irgendwo noch gekauft von den letzten Femien und sind strahlend dann an dem Einschiffdatum auf die Jerusalem gekommen. Die Jerusalem war ein deutsches Schiff und hieß ursprünglich Krakau und wurde nach dem ersten Weltkrieg an Italien abgegeben, als Entgelt irgendwie.

44:48

war ganz verzweifelt. Er beteuerte uns dieses dämliche Schiff will nicht kaputt gehen. Es läuft immer noch. Er wollte so gerne ein neues Schiff haben. Sehr interessant waren die Menschen, die auf der Jerusalem waren. Es begann eine herrliche Zeit für uns zwei Schwestern. Heidchen war blond und jung und hübsch und sie hatte Verehrer vom ersten Tag bis zum letzten. Die Italiener knieten vor ihr mit der Mandoline und beteten sie an.

45:18

zum Glück dunkel. Ich war nicht blond. Aber ich habe auch einen Heiratsantrag gekriegt, auf der Jerusalem von einem Italiener, der Marmor nach Südafrika verkaufen wollte, der zwar verlobt war.

Part 3

00:01

Er war verlobt und ich war verlobt, aber er wollte nichts davon wissen. Ich habe es gut gehandhabt, denke ich, für mein Alter damals, das sehr unerfahren war in diesen Dingen. Das Schiff, die Bevölkerung, die mitfuhr, waren in der Hauptsache Italiener, die auch auswanderten, weil sie zu Hause keine Zukunft sahen. Es waren aber auch eine Menge Deutsche da. Die erste Klasse, die zweite Klasse, zu denen man nicht drauf konnte, wir waren natürlich die dritte Klasse, hatten aber den großen Vorteil, dass zu jeder Mahlzeit Rotwein eingeschlossen war.

00:31

was Heidchen sehr schätzte. Auch ich hab Rotwein getrunken, es war köstlicher Rotwein, während die erste und die zweite Klasse dafür extra bezahlen musste. Das hat uns damals sehr gefreut. Unsere Fahrt ging jetzt von Venedig aus über Brindisi am Stiefel von Italien nach Port Said, Ägypten, nach Eden rüber, wo es sieben Jahre nicht geregnet hatte und ich weiß, was uns das für einen unglaublichen Eindruck gemacht hatte. Es war so heiß in der Nacht, dass ich es nicht

01:01

und das Leben spielte sich dort in der Nacht ab, akonto dessen. Nette Menschen auf dem Schiff, ein alter Herr Hötter, oder Hütter, der nach dem ersten Weltkrieg seine Farm in Deutsch-Ostafrika verlor, weil es ja den Deutschen verboten wurde, Land zu besitzen, der nahm uns dann später nach Dar Salaam mit an Land und zwei, drei junge Herren aus Deutschland, die scheinbar ein bisschen Geld hatten, die nahm uns sehr netterweise mit, sodass wir auch auf dieser aufregenden,

01:31

Nase in neue Gebiete stecken konnten. Von Aden ging es nach Sanzibar, wo wir Trinkwasser einnehmen mussten. Dann ging es über Mogadischu, über, das ist doch eine der Haupthäfen von Portugal, von den portugiesischen Kolonien, Angola oder was ist es? Ja da setzt die Erinnerung ein bisschen aus der Reihe nach. Es war natürlich die Ostseite der Suetz, der später geschlossen wurde, aber wir sind durch den Suetz gefahren, drei

02:01

Da Salam, wo wir mit Herrn Hütter an Land gingen und der erste uns erklärte uns alles, was für Schiffe dort versenkt worden sind und da und es war sehr interessant für uns. Den ersten Kizuaheli, den er auf der Straße fand, sprach er in Kizuaheli an. Die beiden fielen sich um den Hals, schwatzten, wir verstanden kein Wort und hinterher hat er uns erklärt, die Schwarzen dort in den Bergen hätten noch die Kaiserbilder hängen

02:31

die Wiederkunft der Deutschen. Das erzähle ich nur, weil ich das persönlich erlebt habe. Also gegen die ganze anti-deutsche Propaganda, die damals und auch heute noch geführt wird. Und dann ging es, wir landeten dann nach drei Wochen, nach knapp drei Wochen landeten wir in Dürm. Heidchen und ich. Jetzt waren wir am Ziel. Was würde uns erwarten? Unten am Kai hockten drei

03:00

Bronnen abholen würde und die hockten so richtig in der typischen Hocke und schwatzten und wir fanden, dass sie alle sehr alt aussahen. Naja, wir waren noch jung und die afrikanische Sonne waren wir noch nicht gewöhnt. Einer davon war unser sehr sehr lieber Herr Kaiser aus Heilbronn, der in vierter Generation im Freistaat lebte und immer noch fließend Deutsch sprach und der meinem Vater und meinen Eltern damals kolossal geholfen hat, auch unseren

03:30

Antrag umsonst für uns gemacht hat. Wenn du heiratest, musst du doch einen Kontrakt haben. Auch die Gemeinde von Ruhnfleblum von Tän hat uns jegliche Unkosten erlassen. Wir denken noch in Dankbarkeit daran. Er nahm uns ganz rührenderweise mit ins Hotel, wo er Ferien machte, wie so viel Afrikaner im Winter. Wir kamen an, es muss Ende Mai oder Anfang Juni gewesen sein.

04:00

keine Zeit dazu. Kamen wir an, es war also schon die kalte Zeit und er nahm uns mit und behielt uns da für einige Tage, da ein Zug in den Freistaat nur ein oder zwei Mal in der Woche ging. Also er setzte uns auf den Zug, wir bedanken uns sehr herzlich für die reizende Aufnahme und Dürben ist ja schön im Winter und wir waren sehr begeistert. Wir wurden auch von jungen Polizisten angesprochen und sprachen vom ersten Augenblick an Afrikans. Wir gaben uns also größte

04:30

Wir haben die beste Mühe, um sofort Afrikans zu sprechen. Und die hatten ein Heilvergnügen daran. Und haben uns also mit Kaffee und Kuchen getretet. Also es war wirklich ein netter Empfang. Nun, man muss immer wieder sagen, wir waren jung. Und wir waren offen für jegliches Erleben. Dann wurden wir auf den Zug gesetzt. Und nun begann eine Reise, die wir auch nie vergessen werden. Wir dachten, wir sind in Afrika. Und haben uns nichts Warmes aus dem Koffern rausgeholt.

05:00

Lauske. Der Freistaat war weiß, gezuckert mit Reif, das Getreide stand dick unter Reif und die Sonne war ganz winterlich, also und es gab keine Heizung im Zug, aber wir waren trotzdem fröhlich. Dann wanderten immer irgendwelche Buren im Gang auf und ab mit alten englischen Militärmänteln und guckten immer sehr neugierig in unser Abteil und dieser Zug war ein Milchkannenzug

05:30

Aber ein Milchkamm stand da. Wir tauften den Milchkammzug, was er auch war. Er nahm alle Milch der Umgebung mit nach Blumenfonteen und so weiter, um es zu den Milchfabriken zu bringen. Oder zu den Dairys bringen. Wir wunderten uns, dass bei diesen Stationen eine unglaubliche Menge von Menschen draußen auf und ab ging.

05:56

und konnten uns nicht erklären, woher die kamen und wohin die gingen, denn wir sahen höchstens mal ein Farmhaus und das war alles.

06:05

Zu unserer Belustigung konnte es einer dieser Farmer innerhalb des Zuges nicht mehr aushalten, öffnete die Tür, entschuldigte sich unglaublich, dass er diese Frechheit hätte, einfach uns anzusprechen und meinte, er müsste ganz ehrlich mit uns sein. Er wollte nur wissen, ob wir wirklich und tatsächlich direkt aus Deutschland kommen. Und wir grinsen und sagten, ja, wir kämen direkt aus Deutschland. Genau, ganz frisch importiert.

06:35

auf diesen Bahnhöfen, die an unserem Fenster vorbeiging, um zu gucken, wie wir aussehen, ob wir auch Menschen sind. Ach, es hat uns furchtbar amüsiert und wir waren sehr fröhlich.

06:46

Endlich kamen wir in Heilbronn an, wo uns Vater einen Empfang nahm, der ja schon dort war. Er hatte einen Herrn Otto, Herbert Otto, kennengelernt, der ihn als Vormann bei dem ersten Kontrakteur – er kam ja auch nur auf Arbeitskontrakt raus nach Afrika – erlöste und zu sich nahm und arrangierte, dass er eventuell eine Farm von einem Ben Labiskachni kaufen konnte in

07:16

um ungefähr 17 Meilen von Heilbronn entfernt. Er war sehr reizend, dieser Herbert, hat meinem Vater und uns später auch kolossal geholfen und wir haben uns bis zu seinem Tod immer wieder mal gesehen. Er hat sehr meinen Vater verehrt, was dazu beigetragen hat. Und er verhalf uns zu dieser Farm, Ben Laviskachni verkaufte die Farm, an meinen Vater verkaufte. Das will heißen, wir hatten, ich glaube noch 1000 Pfund, das war alles oder wenn es so viel war,

07:46

der Tante in Südwest geerbt hatte. Das war alles, was wir hatten. Und dann später mit der Hilfe der Amati Geige von meiner Mutter. Das war unsere Anzahlung. Ben Labis-Kahney verkaufte meinem Vater die Farm, weil er Deutscher war und deutscher Offizier war. Was uns damals sehr gut tat. Denn Vater war ja in Deutschland als Kriegsverbrecher angeklagt und musste ein Jahr Steine klopfen für die Amerikaner und hatte Arbeitsverbot für ein, zwei Jahre und, und, und. Also es tat vor allem

08:16

der mit dieser Situation kaum zurecht kam, hat es sehr gut getan. Er stellte seine Implementen an die Grenze, er hatte eine Nachbarfarm und noch zwei Farmen, sodass wir die Implementen mit gebrauchen konnten, ohne gezwungen zu sein, eigene zu kaufen. So fingen wir an. Die erste Aufgabe von Heidchen und mir war, um ein unendliches Hektar Feld von Termitenhügeln zu befreien.

08:46

alle zwei, drei Meter stand ein riesen Termitenhügel und wir mussten sie genauso tief ausheben aus dem Grund, wie sie oben hoch waren, um sie zu vernichten. Sie wurden dann zerschlagen, was mir leid tat für die Termiten, aber es war ein typisches Zeichen von Overgrazing, dass die Termiten alles kahl gefressen hatten und nichts mehr darauf war. Wuchs. Wir waren jung und wir haben alles genommen, wie es kam und haben uns über alles und jegliches amüsiert

09:16

gehabt, auch wenn es schwere Arbeit war. Und was uns besonders Spaß machte, die weit auseinanderliegenden Nachbarn von unserer Farm kamen nicht zu uns. Sie ließen uns die ersten drei Monate absolut in Ruhe. Aber wenn wir beiden Mädels auf diesem Feld arbeiteten, dann sah man da hinten an der Grenze von dem Feld zwei Pferdeohren und ein Fernglas. Und auf der anderen Seite kam eine Stunde später einer mit einem Fernglas und einem Pferdekopf über dem Beutel.

09:46

um es mal ein bisschen zu übertreiben, aber es war tatsächlich so.

09:51

Wir hatten keine schwarzen Arbeiter, wir machten alles alleine. Heidchen und ich, wir fuhren sechs Krale Mist aus, weil wir das von Deutschland gewohnt waren, dass Mist aufs Land gehörte. Ben Labiskachni hatte immer, wenn ein Krall voll war mit Mist, dann hat er ihn stehen lassen, hat einen neuen gebaut und das Vieh in einen neuen getrieben. Und wir haben Mist ausgefahren. Ich weiß nicht wie lange, das war eine unglaubliche Arbeit. Wir zwei alleine, aber wir haben es gemacht. Mit dem Erfolg, dass alles, was wuchs, ob es Sonnenblumen oder Sojabohnen oder Weizen war,

10:21

Wuchsen, das hatte man noch nicht gesehen. Ich war später nicht mehr auf der Farm, wie die erste Ernte eingebracht werden sollte. Ich nehme aber die Geschichte voraus, um die Hilfsbereitschaft des Afrikaners uns gegenüber ganz stark zu beleuchten. Es war so gewachsen, meine Mutter war sehr diplomatisch und sehr darauf bedacht, um für uns, um alles kennen zu lernen und sie kriegte es fertig, dass vom Landwirtschafts-

10:51

Sonnenblumen ansehen, die später zu groß gewesen wären, um mit der Maschine geerntet werden zu können. Also Heidchen und ich, wir klopften uns auf die Brust, waren sehr stolz, wie gesagt, ich war dann nicht mehr da. Kurz vor der Ernte, ich greife jetzt ein bisschen vor, im November heiratete ich, im Dezember, das war wie die erste Weizen geerntet werden sollte, kam ein 100% Jahrhagel, in 30 Jahren das erste Mal auf der Farm

11:21

den letzten Halm, den letzten Sonnenblumenkopf. Mein Vater soll mit den Händen in den Haaren im Haus hin und her gerannt sein, was man wohl sehr gut verstehen konnte. Die gesamte Ernte null und es war unsere erste Ernte und wir hingen so davon ab, beziehungsweise jetzt die Eltern und die Geschwister.

11:44

Vater, meine Schwester, mein junger Bruder, ich habe Zwillingsbrüder. Franz war inzwischen bei mir in Pretoria gelandet, das erzähle ich gleich.

11:53

der studierte, aber Hänzchen war noch da und Heidchen und mein Vater, die nahmen den kleinen, kleinen, grauen Ferguson-Trecker und fingen sofort an zu pflügen, um eventuell noch eine zweite Saat reinzukriegen in den Boden. Und Heidchen hatte gepflügt und wurde abgelöst von meinem Vater frühmorgens um drei oder was, weil der Traktor so klein war mit dem Zweischarflug, brauchtest du sehr lange, bis du eine solche Farm umgepflügt hattest.

12:23

warum, was für ein Geräusch da unten in der Flee war. Da war ein kolossales Gedröhne. Er sagte, ist da ein Helikopter gelandet oder was ist denn da los? Es war neblig, man konnte nicht sehen. Es war auch noch zu früh. Und wie sich die Nebel anfing zu heben und es wurde hell, da waren die gesamten Nachbarn von uns zusammengekommen mit ihren gesamten Traktoren und pflügten uns an einem Tag die gesamte Farbe.

12:51

Ja, da kommen auch die Tränen, wenn man daran denkt.

12:54

Und nicht genug damit. Am Tag nach, rief uns das Postkantor an, das gab ja noch diese Lein-Telefone, wo man sein bestimmtes Zeichen hatte, ob wir Hagel gehabt hätten, ob wir Schaden gehabt hätten. Die und die und die wollten das wissen. Die Bank rief uns an, wir brauchten nicht zu fürchten, sie würden uns die Zinsen streichen fürs nächste Jahr. Die Garage rief uns an, wenn wir Reparaturen haben, sie wollten uns Reparaturen umsonst machen für so und so lange Zeit. Und so ging das.

13:24

und das war damals viel Geld für uns, um uns über die ersten Not dürfte zu helfen. Die Nachbarn kamen an mit Fett und mit Lamp-Urli und mit Gemüse und was es auch war, Getreide und Mehl und geschlachtetem Vieh, um uns über die Zeit zu helfen. Ich werde das niemals und wir alle werden es niemals vergessen. Mutter war sofort ganz realistisch, sie nahm den Fotoapparat, fotografierte die Traktoren, die da fliegen.

13:54

fotografierte das die Sachen die uns gebracht wurden, machte ihren Kommentar zusammen, schrieb einen kurzen Artikel, schickte das einem Herrn von Dirksen, den wir in der Flüchtlingszeit kennengelernt hat, nach Deutschland, der Amadeus Sordeur für Deutschland in Moskau und Japan war und der brachte das, der hatte Verbindung und der brachte das in die Süddeutsche Zeitung und schickte meiner Mutter die Ausschnitte mit den Fotos und dem was darunter stand und sie

14:24

Nachbarn aus, so dass wir das gute Gefühl hatten, wir sind ein bisschen Antipropaganda, denn schon damals gab es die Propaganda in Deutschland, wie böse der Südafrikaner ist. Also das erzähle ich meinen Kindern, damit sie dem auch ein bisschen entgegenwirken können. Sie waren unglaublich hilfsbereit und haben uns weitergeholfen. Gut, da habe ich jetzt ein bisschen vorgegriffen.

14:49

Heidchen und ich, wir kamen Ende Mai, Anfang Juni kamen wir an und fingen an zu arbeiten, wie ich beschrieb.

14:56

Und im September, Anfang September, kamen meine Brüder und meine Mutter rüber. Die Brüder und mein Verlobter haben sich ihr Überfahrtsgeld in den Kohlenminen in Westdeutschland, die wieder arbeiteten, da Deutschland keine Kohlen hatten, natürlich, die ostdeutschen Gebiete waren ja weg, arbeiteten, um sich die Überfahrt zu verdienen. Die kamen also auf eigenen Dampf raus, auch mit der Jerusalem, während mein Verlobter mit der englischen Postlinie runterkam. Wie hießen doch diese Schiffe?

15:26

Das war die Kassellein, die Ursula mir gerade weiter half. Er kam mit dem englischen Schiff auf und hatte herunter an der Westküste entlang und hatte nicht sehr schöne Erlebnisse in England und auf der Kassel gehabt, weil er deutscher war. Aber zum Glück war mein Friedrich Karl ruhig und hat sich alles angehört und das rieselte an seinen Schultern herunter. Er kam genau an meinem Geburtstag am 28. September an Imhubwärl an. So, jetzt waren wir immerhin als Verlobte zusammen.

15:56

Meine Mutter fing an zu organisieren. Ich hatte der Heidchen und ich, ich nehme an, ich war da der Vorbruck, haben der…

16:07

Hupfwäller Jugend, die rings um uns herum lebte, versprochen, dass an meiner Hochzeit getanzt würde. Denn das war eine Todsünde damals dort. Es waren die Dorpers, oder wie sie sich nannten, die besonders streng waren. Man durfte nicht lesen am Sonntag. Dorpers. Dorpers. Dorpers. Man durfte nicht lesen, man durfte nicht handarbeiten, man durfte nichts am Sonnend, man durfte nicht reiten, man durfte nichts. Also es war ziemlich frech von mir, aber die Jugend war auch Jugend und ich habe gesagt, an meiner Hochzeit wird getanzt. Nicht wissend, wie ich das arrangieren sollte, aber ich habe es versprochen und

16:37

mir im Magen gelegen. Also unsere Hochzeit wurde festgesetzt im November, das will ich jetzt gar nicht nennen, genau wann, ich muss nämlich erst nachdenken, und meine Mutter fing an zu präparieren, wie machen wir das. Alle Nachbarn waren eingeladen, sonst hatten wir wenige, die wir einladen konnten, weil sie alle zu weit weg waren, meine Geschwister waren da, und ein guter Freund von uns, ein Herr von Gordon, der eine Farm in Bethlehem

17:07

Wir angerufen, ja wir dürfen. Trecker, eingespannt, nach Bethlehem gefahren, Klavier geholt. In unser leeres Haus in Hupwell gestellt. Wir hatten ja keine Möbel, ein paar Matratzen hatten wir. Und jetzt wusste ich noch immer nicht, wer soll spielen an meiner Hochzeit.

17:25

Ich lieh mir ein Brautkleid, ein langes weißes Brautkleid. Das war meine Bedingung. Ich heirate nur in weiß und in lang. Lieh ich mir von einer Lehrerin in Heilbronn. Mein Brautstrans bestand aus Farbblume, aus Lilien, aus weißen Lilien. Und dann…

17:45

traten wir in Verbindung mit unserem Pastor, den wir noch nicht kannten, der in Blumfontein war. Und jetzt muss mir Osel helfen, wenn ich irgendwas falsch sage. Wir waren inzwischen zwei oder dreimal in der Diaspora-Gemeinde gewesen, Houn Flay, das lag auf der anderen Seite von Heilbronn, und hatten dort ein paar Gottesdienste mitgemacht, hatten aber Pastor von Delft nicht kennengelernt, weil er, ich weiß nicht mehr, wann er entlassen wurde aus dem Lager,

18:15

Blum von Tinner Gemeinde übernommen und hatte das erste Gemeindeauto seines Lebens erhalten. Und die erste größere Abhandlung seines Amtes war unsere Hochzeit auf der Farm-Hupferl. So kam er an.

18:31

Meine Brüder hatten aus Kartoffelkisten einen Altar gebaut und hatten mein Heidchen natürlich mit. Und hatten Blukam zwei rechts und links hingestellt. Pastor von Delft brachte die Gerätschaft mit, das Kreuz, Gott sei Dank. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Unser Rechtsanwalt war vorhanden, um zu bestätigen, dass wir staatlich getraut waren. Das konnte ja ein Pastor auch machen, das wusste ich aber damals nicht.

19:01

Es ging alles so unglaublich schnell, wenn man denkt, Mutter und Brüder waren angekommen im September. Mein Verlob der Ende September und November war schon die Hochzeit. Wir konnten den Gästen eigentlich nichts anbieten, aber unsere afrikanischen Nachbarn sorgten dafür. Der eine kam mit Fisch, den er auf der Pflege fütterte. Einer kam im halben Schwein. Butter und alles wurde uns geliefert und Mutter zauberte also ein tolles kaltes Buffet, was unserem Pastor von DILF und seiner lieben Frau sehr in Erinnerung geblieben ist.

19:31

Hungerzeit kam. Wir kamen aus einer Hungerzeit und er kam aus einer Hungerzeit. Und Mutter war groß darin. Sie kochte sehr mit dem Auge und es sah alles sehr nett aus. Nun kam der Tag der Hochzeit. Ich wurde verbannt zu einem Nachbarn mit meinem Verlobten und mein Wunsch war es mit einer Pferdekarre zur Hochzeit gefahren zu werden. Also William spannte seinen Cupcar ein und es gibt ein einziges Bild unserer Hochzeit und das war, wie ich in weißem langen Kleid in dieser Cupcar

20:01

verlobten, der kaum auf dem Bild erkennbar ist, zur Hochzeit auf die Farmhutwell fuhr, um das jetzt nicht zu sehr auszubauen. Die Predigt von Pastor von Delft war wunderbar. Alles ringsherum war wunderbar. Wir hatten eine, die Hochzeit selber war nicht so sehr gut besucht, wie gesagt. Herr Vogel aus Pretoria kam, von dem hatte sich mein Verlobter 10 Pfund geliehen, um sich ein paar Schuhe kaufen zu können, um überhaupt zu mir nach dem Freistaat

20:31

Und den hatten wir eingeladen, Willi Günther, falls jemand ihn noch kennt, der auch kam zu unserer Hochzeit. Aber dann nach der Hochzeit verflüchtigten sich unsere Nachbarn, um ihre Arbeit zu tun. Und am Abend oder am späten Nachmittag war unsere Werft ein Autodach. Alle waren sie gekommen, denn es sollte ja getanzt werden. Und es wurde getanzt.

21:01

spielen, setzte mich selber ans Klavier und fing mit lustig ist das Zigeunerleben an. Ich konnte nur die C-Dur spielen und dann kam aber Tante Hester Labischagne, die sah meine Not und sagte, sie könnte weiterspielen. Oh, ich habe meinem Schutzengel gedankt, denn ich hätte nicht viel spielen können. Also war ich entlassen, ich setzte mich neben Oben Ben und nun stand Pastor von Delft auf und das erzähle ich, weil mir das so in Erinnerung geblieben ist.

21:31

bat meine Mutter zur Tanzeröffnung. Um Ben erwischte mein Handgelenk, drückte es, dass ich beinahe aufgestehen hätte, und sagte, ist das der Domini? Ist das der Domini? Und ich sagte, ja, um Ben, tanzen ist bei uns keine Sünde. Und er erstarrte zur Salzsäule, bis die ersten anfingen mitzutanzen, und dann…

21:56

Er hat seine Frau und hinterher. Ach, es war herrlich. Gut, es verflüchtet sich alles. Jetzt kann ich das nicht alles ausmalen, denn das wäre zu lang. Am nächsten Morgen, Ursus fragt mich gerade, ich weiß nicht, ob ich es genannt habe. Wir haben geheiratet im November 1951 auf der Farm. Ich habe gerade einen Blackout. Im Moment fällt mir das Datum nicht ein, ich weiß es natürlich.

22:21

Am nächsten Morgen mussten Friedrich Karl und ich. Er hatte auf Kontakt. Man kam nur auf Arbeitskontrakt draußen aus Südafrika und zwar in der Hauptsache in der Landwirtschaft, weil da unglaublich viele Menschen gebraucht wurden. Mein Schätzler hatte Landwirtschaft im Gefangenenlager in Marokko gelernt. Er hatte schon als Eleve gearbeitet. Er hatte von der Landwirtschaft eine gute Idee. Hat in diesem Gefangenenlager wurde doziert von Gefangenen und er hatte da ein bisschen weiter studiert.

22:51

kein offizielles Studium. So er hatte eine Ahnung von Landwirtschaft und konnte darum als Vormann antreten, bei einem Mr. Milley Müller auf Deutsch, er war deutscher Ursprungs, mit einer Französin verheiratet, wo er seine erste Stellung als, ja, bei der Dairy Farm, er hatte eine Dairy Farm und da musste ein Weißer bei der Milchwirtschaft mit da sein, um auf sich zu halten. Das war damals Gesetz. Also das war sein erster Job.

23:21

zu unserem ersten Arbeitsantritt, wofür ich da bereits angefangen hatte.

23:28

Und wir erwarten uns einen Lift zur Bahnstation, denn die Bahnstation war 17 Meilen entfernt und wir hatten kein Auto, Eltern hatten auch keins, also irgendjemand erbarmte sich unserer und brachte uns am nächsten Tag auf die Bahnstation. Dort haben wir lange warten müssen, bis ein Zug nach Pretoria ging. In Pretoria wurden wir dann von dem Arbeitgeber sehr nett und höflich empfangen und zur Farm gebracht. Und hier bekamen wir ein Bungalow, ein ganz verwunschenes Bungalow. Wir lien uns ein Bett.

23:58

und Elektrosität war immerhin da und ein Badezimmer war da, wenn auch sehr primitiv, aber das war unser Anfang. Wir fingen an wie Dornröschen im Märchenschloss mitten im Wald und Wiese umgeben und das war unser Anfang. Wir waren unglaublich glücklich, wir beide, wir wussten nicht wie es weiterging, aber das spielte in dem Moment keine große Rolle. Wir hatten auch sehr schnell Freunde. Durch Willi Vogel und Willi Günther kamen

24:27

Deutsche, die beim Büro auf Standard arbeiteten. Und wir hatten eigentlich keinen Mangel an Ansprache. Und es gab sehr viele Deutsche in Pretoria. Wir hatten allerdings nicht die Möglichkeit viel nach Pretoria zu kommen. Das erste was mein Schätzli sich leistete war, er fuhr mal mit dem Biuq von seinem Arbeitgeber nach Pretoria mit einem Auftrag und fuhr den Krügerplatz verkehrt rum. Das war er noch nicht gewöhnt. Gott sei Dank ist nichts passiert.

24:56

Ganz kurz nachdem wir verschwanden im Dezember, erschien mein Bruder Franz bei uns und sagte Olle, ich habe einen Pfund in der Tasche, ich will studieren. Das war ein gutes Unternehmen. Wir sofort unsere neuesten Verbindungen eingeschwanden, das Büro auf Standard, da bekam er Arbeit. Franzchen war sehr begabte Mathematik, Physik, Chemie, hatte ein tolles Abschlussabitur gemacht in den Fächern und wollte BSC studieren. Das war natürlich schwierig.

25:26

Er hatte Englisch in der Schule, es war aber nicht gut genug und außerdem war Pretoria Afrikansprechend. Mein Bruder war kolossal konzentrationsfähig. Er hat beim Büro auf Standard angefangen zu arbeiten, hat sich bei der Universität angemeldet, hat in drei Monaten Afrikans- und Englischexamen abgelegt. Mit Hilfe von Prof. Thompelmann, der damals an der Universität in Pretoria war,

25:55

versuchte zu erklären, wie das hier läuft. Die Geschichte kann ich jetzt nicht 100 Prozent erzählen. Jedenfalls kam Franzchen sehr schnell unter mit seinem Fund in der Tasche, verdiente ganz gut, studierte und das war der erste, der zu Hause wegbrach. Er konnte nicht sehr gut mit meinem Vater, was wir alle gut verstanden. Und es war ja auch vernünftig, dass einer versuchte, sich selbstständig zu machen.

26:20

Sehr schnell erkannten mein Mann und ich, dass diese Stellung nur eine vorübergehende Stellung sein kann. Es gab sehr viele Schwierigkeiten. Wir verdienten nur um euch zu erklären, wie schwer es war. Wir verdienten 20 Pfund im Monat. Der schwarze Milchbeutel, der die Lorry fuhr, es gab wenige Schwarze, die damals fahren konnten, der verdiente 25 Pfund. Wir mussten von den 20 Pfund die Seereise abbezahlen.

26:50

Kostete damals drei von zehn, das weiß ich noch sehr genau. Wir mussten uns Gardinen kaufen, weil wir überhaupt ganz durchsichtig waren in dem Bungalow. Und für zwei Fenster mussten wir bei einem Shop Schulden machen und abbezahlen, weil sie zu teuer waren. Die kosteten 17 Pfund etwas für zwei Fenster. Wir verdienten 20 Pfund. Nur um euch zu sagen, wie schwierig es für uns war, um irgendwie zu bestehen.

27:20

Kurs hieß er, ein reizender Schwarzer, dem taten wir irgendwie leid und der brachte uns heimlich ein paar Eier, was uns sehr peinlich war, weil das ja eigentlich inoffiziell war. Also wir…

27:34

Wir wussten, das ist nicht etwas für lange. Es hat uns gedient, um rauszukommen. Und wir waren ja auch Drehnhörner. Ich meine, auch für den Arbeitgeber war sicher vieles schwierig, weil wir ja nicht mit den Verhältnissen bekannt waren. Wir mussten ja erst überall unsere Nase reinstecken. Ich will also überhaupt keine Schulden auswerfen, sondern ich will nur betonen, wie schwer es war, um so anzufangen. Was passierte? Ursula meint gerade, ich müsste noch nennen,

28:04

Johannesburg lag, in Richtung Schwartkop, dem Militärflughafen, aber sie lag viel näher an Pretoria als an Johannesburg. Ich kann mich nicht mehr genauer sehen, ich glaube, es war eine Dreiviertelstunde oder Stunde Fahrt von Pretoria nach Johannesburg, stimmt das? So ungefähr, ja. So auf der alten Strecke. Auf jeden Fall, wie es so ist mit jungen Eheleuten, ich erwartete mein erstes Kind.

28:28

Und wir kamen überein, Schätzler und ich, dass ich mich aufmachen musste. Wir hatten inzwischen einen Professor Reinicke kennengelernt, auch durch die Verbindung durch Standard, auf Büro, auf Standard irgendwie, der eine Farm in Caledon, bei Caledon in der Nähe von Gnadental hatte, Moderas, und der dringend einen, ja einen Wirtschafts, würde ich sagen, brauchte, um die Farm zu übernehmen. Denn er wollte seinen alten Vormann laufen lassen. Und wir wussten nun nicht, was das für ein Angebot ist,

28:58

wir können hier nicht weitermachen und es klang eigentlich ganz annehmbar, so schickte mich Schätzle mit einem Lift, einem Gutbrot, einem Herrn Becker, einem jüngeren Mann, der sein Brot verdiente, indem er Gutbrods verkaufte und den Service bei den Garagen für Gutbrot machte. Gutbrot war im Stande, um 45 Meilen pro Stunde zu fahren. Es war ein kleiner Lieferwagen und mit dem fuhr

29:28

um Caledon zu finden. Wir sagten uns an, sagte aber keine Ankunftszeit. Und es ging mir soisch. Und der Herr Becker durfte doch nichts merken. Also ich habe da all meine preußische Disziplin zusammennehmen müssen, um nicht zu spucken in seiner Gegenwart. Ich hatte einen Fund in der Tasche, damit musste ich hin und zurück. Der Herr Becker war seelig, Gesellschaft zu haben, es war auch ein reizender Mann, war ein Waffen-SS-Mann. Ist ganz jung irgendwie abgehauen.

29:58

Und ich meine, diese Menschen waren furchtbar dran. Die wurden überall verfolgt. Waffen-SS, das war eine Militärabteilung, das hatte nichts mit der politischen SS zu tun. Und doch war Waffen-SS. Also ich habe in meiner Flüchtlingszeit in Bergen bei der amerikanischen Besatzung erlebt, dass die rücksichtslos erschossen wurden, wenn sie gefangen und genommen wurden. Da habe ich vieles vergessen zu erwähnen. Na, auf jeden Fall. Es war für mich aufregend, die Fahrt. Ich lernte Südafrika kennen.

30:26

Die Fahrt ging bis nach Wuste zu der Garage Hendrichs. Nun, der alte Pastor Hendrich, mit dem machte ich später Bekanntschaft. Das war ein Sohn von ihm, der diese Garage hatte. Und er, Willi Hendrich, er war so lieb und arrangierte mir einen Lift über den Berg mit einem sehr netten deutschen Herrn, der ein wunderbares Auto fuhr und der fuhr mich dann weiter Richtung Kapstadt, wo ich eine Adresse hatte. Gott sei Dank, denn ich wäre verloren gewesen. Auf jeden Fall, wir kamen über den Detois-Kloof

30:56

ausgestoßen, dass er vor Schreck stehen blieb. Die Cup, die Cup lag vor mir nach Freistaat und Transwahl, lag die vor mir grün. Also ich war so begeistert und mein Herz war schon halbwegs da.

31:09

Er brachte mich dann nach Kapstadt reizenderweise bis zu der Adresse. Ich hätte die nie gefunden. Dort habe ich ein paar Nächte übernachtet, habe mit der Dame Pilze gesucht am Tafelberg, habe mit ihr Britsch gespielt. Sie fragte mich, ob ich Britsch könnte. Ich sagte ganz schlecht, vom Vater ein bisschen gelernt. Und dann gewann ich auch noch und die Dame wurde mir so böse, weil ich gewonnen. Ich habe gesagt, ich habe kein Geld zum Spielen. Dann hat mir eine Mitdame, hat mir dann Geld gegeben. Es gab, ging um Pfennige. Aber ich war eisern, ich hatte kein Geld.

31:39

Ich war mir so böse, dass ich noch gewann. Also ich habe dann bei den nächsten Spielen verloren und verloren. Ich dachte auch gar nicht dran. Das waren nur kleine Erlebnisse. Irgendwie setzte ich mich auf den Zug Richtung Caledonia, um jetzt zu meinem Endziel zu kommen, nach Moderas.

31:57

Ich habe wahrscheinlich angerufen und gesagt, ich bin hier. Dr. Rheinicke, Prof. Rheinicke holte mich ab. Noch ein kleines Erlebnis. Ich saß im Zug. Eine Dame schräg mir gegenüber, die hat mich immer sehr angeguckt. Wahrscheinlich, weil ich einen fremden Eindruck machte. Ich sprach kein Afrikanisch oder ganz, ganz schlecht in den Anfängen. Und die fragte mich, woher ich käme und so kamen wir ins Gespräch. Und sie war sehr erstaunt, dass ich so zivilisiert war oder den Anschein nahm. Sie hatte sich das ganz anders vorgestellt, dass wir alle Barbaren sind.

32:27

Deutschland durch englische Propaganda natürlich. Das war mir auch neu. Wir haben uns dann sehr gut unterhalten mit meinem radikalen Afrikans und wie sie ausstieg, sie stieg vorher aus, drückte sie mir zwei Pfund in die Hand. Ich werde ihr das auch nie vergessen. Das hat mich gerettet. Professor Reine geholt mich ab.

32:50

Er zeigte mir die Farm, zeigte mir zwei Hektar Zwiebeln, da hätte er die Schafe reingejagt, die wären zu klein geraten. Ich dachte mir komisch, auch kleine Zwiebeln werden doch gebraucht. Er zeigte mir einen Hektar Kohl, da wären die Köpfe alle viel zu klein geworden. Ich dachte, um Gottes Willen, was erwartet er von einem Wirtschaftler, wenn das ja nicht so ist, wenn er das Wasser nicht hatte? Ich wurde bereits skeptisch, aber ich meine, was blieb mir übrig? Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden, auch mit seiner Frau, wir haben uns wunderbar unterhalten.

33:20

der Vormann, den er hatte, der hatte neun Kinder und verdiente 15 Pfund im Monat und hatte nicht das Recht, Produkte für seine Familie an Groh zu gebrauchen. Und das jagte mir einen Schrecken ein. Ich will jetzt Herrn Prof. Dr. Reinecke nicht schlecht machen, aber das hat mich doch sehr erschüttert. Ich habe gesagt, was wird von uns erwartet, die wir neu in das Land kommen und uns erst an die neuen Verhältnisse gewöhnen müssen. Ich hatte, ich fing an Angst zu kriegen.

33:50

Er ließ mich auch Geld verdienen. In der Zeit, in der Woche, zehn Tage war ich wohl da, weil ich nicht so schnell, ich wusste gar nicht, wie ich zurück nach Pretoria kam. Zu dem Zeitpunkt, ich baute ihm kleine Kisten, um seine Proteen zu verfrachten per Bahn. Und dafür bekam ich auch einen Fund bezahlt. Und da war ich sehr dankbar dafür. Naja, aber ich war Landkind und ich war begeistert von der Gegend. Gnadental ganz in der Nähe, deutsche Mission in der Nähe.

34:20

Papa Weder kennen, der damals Missionar in Gnadental war, der dort die Oberschulen gebaut hatte, der Missionskaufmann war. Waren es nicht die Herrenhuter? Ist das eine Herrenhuter? Ich glaube, ja. Der hat sich unglaublich eingesetzt für diese Missionsstation. Gnadental blühte auf unter ihm. Er war damals schon sehr alt. Seine Frau, eine reizende Sandmütjefrau. Das waren meine Schutzengel irgendwie.

34:50

Nimm auf jeden Fall an, die Situation wird hier unhaltbar. Ha! Gut, ich hab angenommen. Befehl war Befehl. Ich hatte meine großen Zweifel. Ich war bei Jung und sagte, was, das werden wir schon schaffen? Ich nahm an.

35:06

Ich fuhr zurück mit Herrn Becker, den ich herangelte. Ich wusste ungefähr, wo er sich aufhält. Ich sagte, bitte, bitte Herr Becker, nehmen Sie mich wieder zurück und so weiter. Er nahm mich zurück. Es war wie ein Wunder. Und hinterher habe ich mir überlegt, ich selber habe das überhaupt nicht gemacht. Da waren zwei Dutzend Schutzengel mit mir. Also irgendwie kam ich lebend wieder nach übel riechend. Kam ich wieder im Pretoria an.

35:32

Wir verabredeten uns mit Herrn Becker. Er war rührend genug. Er musste wieder Richtung Kap nach einem Monat oder was. Wir kündigten ordentlich und er kam und holte uns mit unseren Koffern ab. Und wir waren wieder auf dem Weg nach Süden. Da will ich nicht weiter erzählen. Wir kamen in Morderas an. Wir zogen in diesen alten Wirtschaftsgebäuden ein. Und der arme Vormann, der mir in der Seele leid hat, der war bereits weg. Wir zogen also ein.

36:02

Und ich stieß nur Stoßgebeten gegen Himmel. Ich sagte hoffentlich machen wir alles richtig. Und wir fingen ganz einfach an zu arbeiten. Dort wurde unsere Monika geboren. Jetzt muss ich einleuchten.

36:16

Wir lernten Papa Veda richtig kennen aus Gnadental, unsere sehr netten Nachbarn vor Greiten. Und von Papa Veda bekamen wir unseren Küchentisch, der heute noch bei mir steht. Ihr kennt ihn. Dieser, auf diesem Tisch seid ihr alle groß geworden. Ich habe euch auf dem Tisch gebadet, gewickelt. Ich habe später Gemüse sortiert und Hühner geschlachtet. Ich habe auf dem Tisch zentrifugiert und Butter gemacht. Ich habe alles hat sich auf diesem Tisch abgespielt.

36:47

Kurz die Geschichte des Tisches, die ganz wahnsinnig interessant ist. Ich habe ihn für zwei Pfund bei Papa und Mama Weder erstanden, was unglaublich viel Geld für mich war, aber ich musste einen Tisch haben, wie wir dort anfingen. Und dieser Tisch gefiel mir einfach, er war groß, ich konnte alles drauf tun. Er ist mit General Leto Vorbeck aus Südwest, er stand in einer Mission in Südwest. Ist er nach Ostafrika gezogen mit Tross im Krieg?

37:15

ist nach dem ersten Weltkrieg zurück nach Südwest. Ich habe keine Ahnung mehr nach welcher Missionsstation.

37:22

Von dieser Missionstation ist er irgendwie nach Gnadental gekommen, in die Herrenruther Mission. Dort hat er gedient, man kann wirklich sagen gedient, als Tisch. Und Papa weder braucht die, sie waren schon alt, die Mission war eingelaufen, diese ganzen Aktivitäten waren nicht mehr, also hat er mir den Tisch überlassen. Und wie gesagt, dieser Tisch hat mich bis jetzt begleitet und war der Tisch, auf dem mein praktisches Leben in jeder Form abgelaufen ist.

37:52

ob es Oster-Eier-Färben waren. Wie gesagt, alles hat sich auf diesem Tisch abgespielt. Das war dieser Tisch. Den habe ich erworben.

38:04

Nun fing für uns beide eine tolle Zeit an. Wir hatten natürlich sehr viel Initiative. Wir fingen an Erdbeeren anzupflanzen und da holte ich mir aus Gnadenthal viele Arbeiter, Frauen vor allen Dingen und ich kochte die auch. Und ich zog Küken groß. Er wollte, Professor Reinicke wollte gerne eine Kükenfarm anfangen. Das war leicht gesagt, ohne Mittel. Und ich habe gedacht, ja, das muss ich auf die Beine stellen. Ich habe halt getan, was ich konnte. Ich habe zwei alte abgestellte Räume genommen und habe die zu Kükenstellen gemacht. Hab angefangen mit Hühnern.

38:34

Wir mussten mit so wenig Arbeitern wie möglich natürlich auskommen. Wir arbeiteten ja im Interesse des Besitzers, also haben wir gespart, wo wir konnten. Ich habe auch noch mit vier Pferden geflügt, um den Fabien zu zeigen, dass man das auch alleine kann, denn die pflügten nur mit vier Pferden zu dritt. Einer am Flug, einer am vordersten Pferd und einer an den hintersten Pferden. Und ich habe ihm bewiesen, das ginge auch alleine und habe also auch ein bisschen geflügt mit vier Pferden. Das hat mir nur Spaß gemacht, denn Pferde waren auch auf der Fahrt.

39:02

Was wir nicht ahnten, war, dass sich unsere Anwesenheit in Morderas doch sehr schnell erzählte, wie das so ist, wenn da ganz neue Leute kommen und dann ganz frische Deutsche und was die so wohl machen. Und natürlich, dass ich geflügt hatte mit vier Pferden, das hatte man gesehen, von der Straße aus, das verbreitet sich also. Der alte Papa Weder kannte uns inzwischen gut und die kümmerten sich rührend um uns. Und durch ihn, jetzt fing mich natürlich etwas an zu quälen und das war die Geburt meines ersten Kindes. Was mache ich? Wie mache ich das?

39:32

Wo gehe ich hin? Wer kann mir helfen? Es war mein erstes Kind. Es hat mich zwar nicht totgeworrit, aber es war mir doch recht unangenehm. Und wie immer, wenn ich anfing, über etwas sehr scharf nachzudenken, da kam mein Schutzengel im Gegenwart von Papa Wedder und er sagte, hör zu, wir kennen sehr gut einen deutschen Arzt in Caledon, einen Dr. Bene. Dem haben wir schon von dir erzählt, du musst mal hingehen und mit ihm das ein bisschen besprechen.

40:02

ich nicht kannte und ich hatte keinen Cent in der Tasche und wollte ein Kind kriegen. Kannst du dir das vorstellen, wie schrecklich mir das war? Aber schließlich blieb mir nichts anderes übrig. Ich bin glaube ich, ich weiß ich will jetzt nicht schwindeln, aber ich bin mit, im 5. 6. Monat bin ich zu ihm gegangen, hatte ein norwegisches Dirndl, das mir mein Vater aus Norwegen mitgebracht hatte. Das war das einzigste Kleid, Kleider waren überhaupt ein Luxus, was weit genug war, um los zu zittern.

40:32

Dr. Bene. Ihr könnt euch nicht vorstellen, mit welchem Zittern und Zagen ich im Wartenraum gesessen habe. Wie sagst du es deinem Kinder? Es war eine grässliche Situation. Nun kam ich dran. Mein Herz klopfte mir in der Kehle. Ich war ja auch noch jung und unerfahren. Ich meine es ist… naja. Auf jeden Fall. Dr. Bene setzte sich mir gegenüber und sagte nichts. Und ich sagte auch nichts.

41:01

Schließlich fing ich an, denn ich dachte irgendwann muss ich ja mit anfangen mit meinen Problemen. Und ich fing an zu stottern. Ich sagte Herr Doktor sehen Sie hier bin ich. Ich erwarte ein Kind. Wir arbeiten dort und dort. Und dann blieb ich wieder still und ich wusste nicht wie ihm zu sagen was mein Problem war. Und da fing er an zu lächeln, hatte immer noch nichts gesagt. Und dann sagte er Frau von Aulach, alright jetzt rede ich. Also sie arbeiten bei Doktor.

41:29

Professor Reinecke und Sie erwarten ein Kind und Sie haben kein Geld. Das ist mir ganz klar. Das ist mir schon erzählt worden. Ich sagte Gott sei Dank.

41:41

Und er sagte mir, wir haben hier in Caledon ein Home, ein Nursing Home, das ist vom Staat subsidiiert, da können Sie Ihr Baby umsonst kriegen. Das war mir schon ein Stein von der Seele und das war wirklich so. Und ich bin Ihr Arzt, ich sagte, Herr Doktor, ich brauch vielleicht keinen Arzt, das ist vielleicht nicht notwendig, vielleicht kann das die Schwester machen oder was. Er sagte, jetzt rede ich, Sie sind mein Patient und ich sorge dafür, dass Ihr Baby zur Welt

42:11

Ich kann euch sagen, Kinderle, ich bin da aus diesem Arztzimmer raus. Mir ist ein Felsen vom… Und sie kommen dann und dann nochmal wieder. Ich will sie dann nochmal untersuchen, ob alles in Ordnung ist. Und ich holte wieder Luft und sagte, aber das ist nicht nötig. Da sagte er, das ist nötig. Gut. Also dieses Problem wurde auch für mich gelöst, ohne dass ich den Finger dafür gerührt hatte.

42:36

Ich, damals schon, fiel mir sehr auf, dass eigentlich man selber sehr wenig Einfluss hat an allem, was passierte. Ach und mein Schätzle und ich, wir, wir erstanden eine Wiege, ein Körbchen. Jetzt weiß ich doch wirklich nicht mehr woher. Auch irgendeine Seele, die er barm mit uns hatte. Und wir machten das zurecht und ich kaufte ein Stückchen. Ach und wir fuhren mit dem ersten Gehalt, das wir von Professor Reine gekriegt haben, oder mit dem zweiten, wir zahlten immer noch an der Schiffsreise von Fröhlichtal ab.

43:06

Das war ein kleines Bad, das waren die nötigsten Windeln und das waren ein paar Anziehsachen fürs Baby. Also das, was ich dachte, unbedingt. Naja, also wir kamen selig nach Hause und wir fingen einzurichten. Auf dem Boden, das war Lehmboden, hatten wir den handgestickten Teppich der Urgroßmutter von Friedrich Kahl liegen, damit es wenigstens ein bisschen wohnlich war. Betten hatten wir auch geliehen. Also es wurde uns immer geholfen. Aber wenn man heute danach zurückdenkt, weiß man nicht, wie man das gemacht hat.

43:36

Dieses große Damokles Schwert war von mir weggenommen und ich war so selig, ich habe nur noch gearbeitet. Ich habe nicht Rücksicht genommen, das wie ein Baby erwartete, keiner sagte mir auch, du musst Rücksicht darauf nehmen, ist auch alles gut gegangen. Allerdings, insofern ist es nicht so gut gegangen, ich war dann zur Untersuchung bei Dr. Beene, ich glaube nach dem sechsten Monat und er sagte zu mir noch, sie müssen sich noch eine ganze Weile gedulden.

44:06

Das waren die ersten Wehen. Und ich wusste es nicht. Ich wartete immer auf Rückenschmerzen, hatte man mir erzählt. Naja, ich will das jetzt nicht ausmalen. Schließlich und endlich, wir kriegten Besuch, die gingen nicht weg vor 12 Uhr in der Nacht. Und ich hatte unglaubliche Schmerzen. Bis ich dann früh morgens um 3 Uhr zu meinem Mann sagte, hör zu, hier ist was definitiv nicht in Ordnung. Ich weiß nicht, ob das nicht doch Wehen sind. Und wir riefen. Dann wollte Friedrich Karl, schickte ich ziemlich in Verzweiflung.

44:35

weil ich nicht wusste was passiert, ich sagte, du holst jetzt ein Auto, wir fahren zu Dr. Bini. Mir ist das am wichtigsten. Jetzt fand er niemanden. Das Auto war weg, Reinicke war weg, der Nachbar war weg und nun fing ich an ein bisschen zu paniken, denn die Schmerzen waren untragbar. Irgendwie, dann kam Professor Reinicke und wollte mir bei der Geburt helfen und da habe ich angefangen zu schreien, habe ich gesagt, das ging nicht, aus vielen Gründen nicht.

45:03

Da hab ich gesagt, so jetzt Schluss, jetzt will ich ein Auto haben. Es ist egal, woher das kommt. Ich will jetzt ein Auto haben. Da bin ich ganz energisch gewandelt. Ich hab gesagt, das ist mir völlig wurscht. Mein armes Schätzle ist gerannt und hat telefoniert. Und schließlich haben wir ein Auto gekriegt. Ich glaube sogar von Reineke, nicht? Es wäre ja seine Pflicht gewesen, uns irgendwie zu helfen, dass wir nach Caledon kamen. Und ich bin also, endlich kam, endlich kam. Ja, es war soweit. Sieben Monate.

Part 4

00:03

mich sofort wartet, dass Monika unterwegs war.

00:06

Und dann untersuchte mich eine Schwester und sagte, du musst noch lange warten. Und da verzweifelte ich ein bisschen. Ich habe mich wahnsinnig zusammengenommen. Ich habe gesagt, du liegst hier umsonst, du hast deinen Arzt umsonst, du musst dich jetzt zusammennehmen. Nun, wie man so ist, erziehungsmäßig hier und auch zurecht. Aber endlich kam Dr. Beener an und ich, und ich, ich, die Tränen liefen einfach. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Und da fragte er mich noch, ist es so schlimm, dass sie heulen müssen? Da habe ich nur Ja gesagt.

00:35

Na ja.

00:36

Schließlich und endlich setzten die Geburtswehen ein. Und ich wurde… Und das will ich jetzt nicht ausmalen. Es war furchtbar, auf jeden Fall. Ich sollte pressen, und ich konnte nicht. Und da kam dann Dr. Bene, der war weggerufen worden, zu irgendjemand anderem, kam mit großen Augen rein, weil ich jetzt anfing zu schreien, und stellte fest, dass konnte nicht geboren werden, weil der Kopf verkehrt lag. Das hätte man ja eventuell auch vorher feststellen können. Auf jeden Fall schwamm drüber, das war so.

01:06

Dann habe ich Eta bekommen und dann bin ich noch, ich weiß nicht, wie viele Stunden aufgewacht und Monika war da. Ein Sonntagskind, am Sonntag geboren.

01:16

am 12. Oktober geboren. Sieben Monate, sieben Monate und eine Woche oder so was. Sie war ein Spindel. Sie war lang und ein Spindel, du. Aber Gott sei Dank nicht zurückgeblieben, nicht? Ich bin akontudessen, ich hab nach dieser Geburt, ich glaube zwei Tage und Nächte geschlafen. Ich bin überhaupt nicht mehr wach geworden. Ich wurde dann wach. Da saß Bene an meinem Bett und sagte, na, wie fühlen Sie sich? Ich sagte, noch nicht ausgeschlafen.

01:44

Und er behielt mich ein paar Tage länger, weil, na ja, weil ein paar kommt.

01:54

Dann guckte er mich ganz ruhig an und sagte zu mir, schlafen Sie ruhig weiter. Aber das möchte ich Ihnen gerade noch sagen, bevor Sie sich anfangen, Sorgen zu machen. Ich bin Ihr Arzt. Mir geht es gut. Ihm geht es schlecht. Also ist es selbstverständlich, dass Sie meine Angelegenheit.

02:15

Also ganz toll und fantastisch. Wir haben ihm das nie und nimmer vergessen. Ich habe später, wie wir auf der Farm waren, jedes Jahr ihm Kisten Rotwein geschickt, weil ich wusste, er trinkt das so gerne. Auch seine Frau war ganz weizen, die kam aus Caledon. Die hat mir zwei Fliederblüten von der englischen Kirche gebracht. Das waren die einzigsten Blumen, die ich hatte. Denn mein Schätzlein durfte mich nicht besuchen in den ersten zwei, drei Tagen, weil er nicht weg konnte von der Farm, was ich auch eigenartig fand von Herrn Reinecke.

02:45

Aber sie wollte ich nicht sehen, ich wollte meinen Mann sehen. Auf jeden Fall ist alles gut gegangen. Unsere Monika, wir sind mit Monika zurück auf die Farm. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten, das ging ziemlich schnell. Wir haben sie taufen lassen von einem Pastor Schmidt, der uralt war. Weders haben uns den irgendwie auf ein Tablett hergebracht, denn wir wussten nicht, wo wir sie taufen lassen sollten. Es war keine deutsche Gemeinde ringsrum, außer der Herrenhuter Gemeinde.

03:15

und Herr Schmidt hat unsere Monika auf dieser Farm moderas getauft. Sogar ihr einzigster Patenonkel kam aus dem Freistaat, um als Patenonkel zu fungieren. Und es war eine ganz einfache Handlung. Frau Reine geschenkte uns einen Teller, den ich heute noch besitze, allerdings mit einem Sprung, aber er ist immer noch da. Und sie schenkte mir sechs Windeln. Auch das werde ich ihr nie vergessen.

03:41

Nachdem Monika geboren war, wurde das Verhältnis untragbar. Das brauche ich euch jetzt nicht alles erzählen. Ich habe es euch schon mal erzählt. Das will ich nicht auf Band haben. Jedenfalls sind wir heiß über Kopf wieder mit Hilfe, Durchhilfe von anderen Menschen, die uns in die Quere liefen, in die Hexfallee zum Trauben packen. Es war gerade Erntezeit und die suchten händeringend Arbeiter und wupp waren wir in der Hexfallee, in The Dones, bei einem…

04:10

um Pity Meiring und kriegten dort ein negen Nagel neues Haus, das er gerade für seinen Sohn gebaut hatte und das noch leer stand. Und das Haus war wunderbar, Möbel hatten wir nicht.

04:23

Das machte aber nichts. Wir lienen uns wieder ein Bett oder was oder zwei Betten oder drei Betten wurde uns von Mairings gegeben. Und nun sofort fing die Arbeit an. Friedrich K. war draußen beim Traubenpflücken und ich packte Trauben bzw. sortierte Trauben aus. Und wir mussten sie ja aus, da habe ich erstmal kennengelernt, was alles im Exportwein verlangt wird. Das ist unglaublich. Das war eine intensive Arbeit, aber ich konnte sitzen in der Hauptsache dabei.

04:53

Meine kleine Monika lag im neuen Haus. Ich raste alle anderthalb Stunden rüber, um zu gucken, ob sie alright ist. Denn es war zu zugig in dem offenen Keller, wo wir arbeiteten. Und sie war auch fein. Sie war furchtbar lieb und brav und trank und machte alles, was ich von ihr haben wollte. Aber es war doch ziemlich nervenaufreibend für mich. Wir packten von morgens um vier mit kurzen Unterbrechungen bis nachts zum Teil bis zwölf, weil der Wein reif war.

05:23

verpackt werden und wir kriegten einen Lohn. Auch ich verdiente diesmal. Allerdings nach dreieinhalb Monaten besorgte mir die sehr nette Schwiegertochter von Meirings, die eine Deutsche war, besorgte mir eine Küchenkredenz, also einen Küchen, wie nennt man das? Schrank. Ja, einen ganzen Schrank. Einen sehr schönen Küchenschrank, zwei Ohrenstühle und ein Sofa, was man ausziehen

05:53

auktionsladen im kapstadt und das bezahlte ich mit meinem dreieinhalb monatlichen lohn von dort da blieb kein fennig übrig aber wir hatten unsere ersten möbel

06:06

Dazu will ich noch einflechten. Wir hatten nun keine eigenen Betten. Ich sagte Hurra! In Wuster ist eine deutsche Gemeinde. Ich mich auf den Bus gesetzt irgendwann, oder auch nur im Lift, ich kann mich nicht mehr entsinnten, nach Wuster. Zum deutschen Pastoriehaushalt. Da war noch der alte Pastor Hendrich im Amt.

06:24

Ich habe gesagt, Herr Pastor, Sie sind Deutscher, ich bin Flüchtling, ich brauche dringend ein Bett, haben Sie Rat für mich? Er nahm mich bei der Hand, regelrecht bei der Hand. Wir beide liefen zu einem Auktionärsladen und wir kauften das erste große Bett für Schätzle und mich für zwei Pfund, was sehr teuer war, aber wir hatten ein Bett. Also war die Verbindung zu…

06:47

der deutschen Gemeinde hergestellt, obwohl wir noch keine Chance hatten, um wirklich aktiv irgendwie damit zu sein. Wir hatten kein Auto, wir hatten keine Gelegenheit. Hier will ich auch einflechten während dieser Zeit in The Dawns.

06:59

rief uns Pastor von Delft aus Blomfontein an. Er käme, er müsste nach Kapstadt zu irgendeiner Konferenz oder was. Er würde uns gerne sehen. Der Zug hätte so und so viel Aufenthalt in de Dorns. Also wir uns schick angezogen, wir uns freigenommen. Wir haben gesagt, wir können eine Stunde nicht arbeiten. Also raus, ordentliche Kiste Wein und Weintrauben und dann ab. Und da kam unser Pastor von Delft schon aus dem Fenster erkennbar. Ich weiß noch, was er anhatte. Ein weißes Hemd mit einem hellblauen Pullover.

07:29

Leute auf dem Bahnsteig, wir kannten einige davon. War das euer Dominik? Ich sag ja, das war er. Der hat gar nicht so danach ausgesehen, haben sie mir erzählt. Vielleicht macht ihm das noch Spaß. Ich hab’s ihm außerdem erzählt. Das war für uns eine Freude, um unseren Pastor zu sehen, der uns getraut hatte, damit er sah, die die Trauung war gelungen. Das ist nur eine kleine Zwischen-Sache. War Monika mit dabei? Das weiß ich. Doch, die war sicher dabei. Die hab ich doch nicht allein gelassen. Die hab ich auf dem Arm gehabt. Die war ja drei, vier, fünf Monate

07:59

Also die hatten wir ganz bestimmt dabei. Auf jeden Fall. In de Dorns war mein Mann angestellt als Vormann und man machte auch viele Versprechungen, dass er eventuell eines Tages ein eigenes Stückchen Land kriegen konnte. Aber diese Farme in de Dorns waren schon sehr klein, waren sehr intensiviert durch die Trauben. Übrigens wurden damals die Exporttrauben, gerade die Barlinker, die große Spähtraube, die große, riesengroße Traube extra groß gezüchtet für den englischen Königshof.

08:29

an den Königshof. Auch lustig, nicht?

08:33

Die Erntezeit ging zu Ende, mit der meine Arbeit zu Ende ging. Jetzt muss ich etwas einleuchten. In Caledon mit Monikas Geburt habe ich mit einer Frau Jelezby zusammengelegen in dem Ward. Wir waren übrigens eine sehr lustige Gesellschaft. Und diese Frau Jelezby, deren Mann hatte eine Garage in Hermanes. Sie half auch meine Monika die ersten zehn Tage zu füttern, damit sie wenigstens Muttermilch bekam. Die hatte so viel, die wusste gar nicht wohin damit.

09:03

Ich konnte nicht. Also bekam sie wenigstens die ersten 10 Tage, bekam sie Muttermilch. Und dann musste sie auf Flasche gesetzt werden. Und diese Frau, die Lesbier…

09:15

Warte mal, jetzt habe ich einen Faden verloren. Mit den Gelesbis sind wir in Verbindung geblieben. Ganz einfach, weil wir zusammengeteilt haben unser erstes Kind. Bene brachte uns damals Bücher zu lesen. Ich weiß, ich habe Albert Schweizer gelesen, mehrere Bücher und Frau Gelesby wollte Deutsch lernen und die kriegt also irgendwelche Märchenbücher gestellt von Dr. Bene, was furchtbar nett war und irgendwie verbindet so etwas. Und wir sind irgendwie in Verbindung geblieben. Also sie wussten, dass wir Trauben packten in de Dorns später, dass wir weg waren von Gnadental bzw. von Molleras Revier.

09:45

Wir haben ihn auch erzählt, wir haben sie auch mal besucht in Hermanes und haben ihnen erzählt, dass nun das sehr schlecht für uns aussieht, die Trauben sind jetzt gepackt, ich habe keine Arbeit mehr und Friedrich Kahl verdient so wenig. Und da boten sie Lesbis uns an, um eine Farm, die sie am Brandflebdamm gekauft hatten, die stünde leer, da wäre ein neues Haus drauf und niemand wäre da.

10:15

ohne Rente, damit wir gucken können, ob wir irgendwas daraus machen können. Und wir natürlich begeistert. Wir haben die Farm ziemlich ungesehen. Doch, doch, wir sind dann einmal da gewesen. Aber wir sahen in The Dawns, die Versprechungen wurden auch nicht eingehalten. Also wir waren Greenhorns. Wir wussten nicht, wie das alles gehandhabt wird. Also dachten wir, das ist ein Schritt weiter. Jetzt haben wir jetzt können wir selbstständig arbeiten, aber selbstständig arbeiten ohne einen Pfennig in der Tasche.

10:45

Schwer. Kurz und gut, um es nicht zu lang zu machen. Wir sind auf dieser Farm, Riverside. Sie lag in den Sanddünen vom Brand Vledam. Kein Telefon, keine Elektrizität, keine Nachbarn. Der nächste Nachbar war ungefähr 5 km weg. Aber wir fingen mit Begeisterung da an. Einsehend, dass irgendjemand Geld verdienen musste. Also haben wir gesagt, das muss natürlich unser Meinmann sein.

11:12

Schätzle sah sich nach Arbeit um und ich fing an zu arbeiten. Wir haben alles versucht. Es war Sand. Wenn da der Wind wehte, war Gemüse, was wir angepflanzt hatten, versuchten anzupflanzen, war sofort schwarz gewebt.

11:27

Das macht es natürlich sehr schwierig. Aber wir waren dermaßen positiv. Unser kleiner Monika, die genoss diesen Sandboden. Ich brachte bereits, warte mal, jetzt will ich nicht schwindeln. Doch ich dachte mir, ich fange jetzt mit Küken an. Und ein Zimmer wurde einfach genommen und dort machte ich Küken groß und dachte, dann kann ich vielleicht ein bisschen Geld verdienen und und so weiter, weiter machen.

11:52

Friedrich Kahl fand Arbeit bei einem blinden Klavierstimmer. Der konnte nicht fahren. Er fuhr das Auto für den Klavierstimmer, kam Herr Taute, deutsch sprechend. Herr Taute stimmte die Klaviere und Friedrich Kahl fuhr ihn und reparierte die Klaviere. Keinen Schimmer von einem Klavier von innen aus. Das hat er sich sehr schnell irgendwie, irgendwie hat er das gemacht. Er hat ja auch das Ruhe-Temperament. Er hat sich einfach alles angeguckt und hat es irgendwie gemacht. Fragt mich nicht wie. Euer Fatih war wahnsinnig mutig.

12:22

Und ich, ja, jetzt los, jetzt anfangen. Meine Monika, ich borgte mir ein Pferd und ein Muli auf einer Farm in Brehre 4. Da hatte Friedrich Kahl bereits durch seine Arbeit, durch Stimmen und Klavier, Stimmen, hatte er kennengelernt. Die borgten uns ein Pferd und ein Maulesel. Die holte ich, setzte mich drauf,

12:53

Bei einem Rosenwiller-Farmer das Geschirr dazu, setzte meine Monika in die Mitte und fing an an zu flügen. Dort haben wir angefangen mit Melonen bauen, Wassermelonen bauen, der Kanal, das ging jetzt alles sehr schnell. Jetzt muss ich reinleuchten. So fing ich an. Dann…

13:12

Frédéric Kahl kam nur am Samstag nach Hause, Sonntag, und war Sonntagabend oder Montag früh wieder weg. Er hatte inzwischen seinen Job gewechselt. Der Herr Taute, das ging irgendwie nicht weiter, kein Schimmer mehr, was der Grund war. Er arbeitete jetzt mit Gefangenen am Wass von Brandfliedern nach Oberzen. Da verdiente er mehr. Gut, die beaufsichtigte er. Aber er war nur noch am Sonntag zu Hause. Und wie er eines Sonntags zu Hause war, spielte meine Monika. Ich wunderte mich, dass Monika…

13:42

nicht anfing zu laufen. Sie lief am Gitterchen, am Stallgitterchen lang, aber sie lief, sie machte keinen Schritt alleine. Und ich werde nie vergessen, ich komme ins Wohnzimmer, es war ein helles, freundliches Zimmer, unsere Ohrenstühle standen da, unser Sofa stand da, das war bereits eingerichtet. Und Monika spielte mit Papi und er hielt ihr einen Ball hoch und sie wollte den Ball erwischen und zu dem Moment komme ich zur Tür rein und sehe, dass ein Fuß flach steht und ein Fuß auf der Spitze. Und da ging es wie ein Blitz durch mich durch

14:12

und sagte, das ist der Fehler, warum sie nicht läuft. Und wir sehr schnell Dr. Bähner angerufen, zu ihm gefahren. Ein Geschenk Gottes, dass wir diesen Arzt hatten. Und der sagte mir, Frau von Aulock, das Kind muss ins Hospital. Es hat eine dislocated hip.

14:32

Und er regelte Kapstadt, das Hospital, den Spezialisten. Und könnt ihr euch vorstellen, was das bedeutete? Unser erstes Kind musste nach Kapstadt ins Hospital. Sie war anderthalb Jahre alt. Ich brauche euch das nicht weiter beschreiben.

14:51

Was getan werden musste, musste getan werden. Ich habe meine Mutter, die inzwischen zurück in Deutschland war, angerufen, habe gesagt, ob sie sich nicht erkundigen könnte in München, was das Dislocated Hip, wie man das drüben behandelt. Und da kriegte ich immerhin die beruhigende Nachricht, dass wir sehr gute Spezialisten in Kapstadt hätten. Südwest hatte noch keine Abteilung dafür. Darum lagen auch sehr viele deutsche Kinder aus Südwest in dem Lady Miquelis Home in, wie heißt das, neben Weinberg, fällt mir gerade nicht an, egal.

15:21

dass wir gute Spezialisten im Kapstadt hätten. Das war also im Lady MacKayle Song. Da war ich schon sehr beruhigt. Und dann brachten wir unser kleines Spätzchen zu diesem Lady MacKayle Song.

15:34

War alles sehr schön, alles sehr nett. Sie wurde gleich ins Bett gebracht. Um jetzt nur ganz kurz für euch, vor allen Dingen für dich, damit du weißt, wie das damals war, obwohl ich dir es schon oft erzählt habe. Wir waren nun so schlimm dran, von Riverside aus. Wir hatten zwar inzwischen von Gillespie einen uralten Ford Bucky gekauft. Da lief gerade noch der 6-zylinderige Motor, alles andere lief gerade noch mit. Den bezahlten wir ab.

16:04

Ich habe das nie vergessen, der mir sehr auf dem Magen lag, damit wir ihn auch abbezahlen können. Es war wirklich eine grausame Situation. Aber der Himmel sorgte mal wieder für uns, da wir kein Einkommen hatten. Nachweisbar wurde unser Kind umsonst aufgenommen. Später habe ich ein schwarzes Kind von der Farm hingebracht, allerdings in das Prinz-Elles-Home, was das modernere orthopädische Hospital war. Die hat dort 3,5 Jahre gelegen, mit einem völlig kaputten Rücken.

16:34

die Wand geschmissen. Und ich brachte das Kind in das Hospital, nachdem er ihr den Arm gebrochen hatte, weil sie mit einem seiner Hühner gespielt hatte. Und die hat dreieinhalb Jahre da gelegen für einen Rand. Und meine Monika hat ein Jahr im Lady Macalus rumgelegen, auch für einen Rand. Also war Schwarz und Weiß absolut gleich behandelt. Das möchte ich hier extra betonen. Unsere schwarzen Arbeiter kriegten medische Hilfe umsonst. Im Hospital und dann später in der

17:03

im Breerevier, wo nur der Staat den wöchentlichen Arzt gab und die Schwester. Ich will das hier extra nennen, damit euch Propaganda nicht völlig ein X-Furz-U machen kann. Es war sicher vieles nicht richtig, aber es war sehr vieles absolut in Ordnung. Nun konnten wir uns nur leisten. Na ja, nun muss ich erst weitergehen. Ich hab dann Hühner geschlachtet. Mein Mann arbeitete an dem…

17:32

An dem Kanal hatte er inzwischen einen besseren Job durch einen Berliner, den wir kennengelernt hatten, der ein Bauinstrukteur war, der statt Teensclou wurde gebaut, hat ihn als Konkret-Spezialisten bei sich angestellt, wo er mehr verdiente. Er war also inzwischen dort gelandet und ich saß auf der Farm allein ohne Kind, ohne Baby und dachte, ja und jetzt muss ich auch noch Geld verdienen. Ich habe dann ein Fahrrad in die Hände gekriegt, kein Schimmer. Ich glaube, das war mein eigenes Fahrrad, was wir mitgebracht hatten, ein Herrenfahrrad.

18:02

Ich bin nach Wuster gefahren am Abend, habe Nachtwache bei einer alten Dame geschoben, die nicht alleine gelassen werden durfte und habe so noch ein bisschen was dazu verdient. Ich habe gleichzeitig meine geschlachteten Hühner hinten drauf auf dem Fahrrad nach Wuster gebracht, habe sie dort verkauft. Das war wenigstens irgendwie so lukrativ, dass ich mir nachdem die der erste Schub Hühner verkauft waren, konnte ich mir zwei Kühe kaufen, natürlich auch wieder durch Verbindungen, die ein bisschen nachsichtig im Preis waren und fing also mit Vieh an, die auf der Insel. Jetzt muss ich dringend gucken.

18:32

und dann geht’s weiter.

18:33

Hier leuchte ich auch wieder ein bisschen zurück auf unsere Farmen Freistaat, wo die Eltern immer noch waren. Meine Schwester Heidchen ging auf Anraten von meiner Mutter, Gott sei Lob und Dank, machte sie ihre Schwesternausbildung im General Hospital in Pretoria. Mein Bruder Hans ging als Wirtschafter für einen Farmer, der ihn dringend haben wollte, der hatte sieben Farmen und er übernahm erst eine Farm und dann drei Farmen, weil meine Eltern die Farmen verkaufen wollten.

19:03

Vater, mit der Zeit, hatte sich in Deutschland alles normalisiert. Den alten Offizieren wurden ihre Pensionen angeboten sogar und wieder in Gang gesetzt, was ja auch nur recht und billig war. Und er bekam eine Pension von einem Oberstleutnant. Das war wirklich besser, als in die hohle Hand genießt. Aber diese Pensionen wurden nicht damals ins Ausland bezahlt. Also haben die Eltern das Richtige beschlossen. Vater hätte hier nie Wurzeln geschlagen in Südafrika, als Landwirt schon gar nicht.

19:33

verständigt, dass er zurück ging und die Eltern festigten sich in Monau am Staffelsee, wo sie gute Freunde hatten und dort wohnten sie. Mutter blieb noch hier, um alles abzuwickeln, wie das so ist, weil im Farmverkauf und die Sachen zu packen und rüberzuschicken, die sie also mit rübernehmen wollten. Sie hat sich dann Geld verdient durch Malen, sie hat viel gemalt im Freistaat für Farmer, die Bilder von ihren Farmen haben wollten, Stil leben und sie hat in Johannesburg zum Beispiel

20:03

kleinen Zimmerwohnungen gemacht und hat sich dadurch ein bisschen Geld verdient, um auch ihre Rückfahrt wieder zu finanzieren. Denn ich kann das nicht sagen, wie der Farmverkauf verlaufen ist. Günstig ist er auf jeden Fall nicht verlaufen. Das nur eingeblendet, die Farmzeit im Hubwer bei Heilbronn war abgeschlossen, ging zu Ende. Wir vier Kinder blieben hier, Mutter ging dann später, nachdem alles abgehandelt war, auch rüber und wohnte mit Vater zusammen in Monau.

20:32

Inzwischen geht unsere Geschichte weiter. Monika war also in Kapstadt und wir versuchten auf die Beine zu kommen. Der Statenskluf damm war fertig gebaut. Friedrich Karl suchte sich Arbeit und fand sie bei einem Kontrakteur, der mit großen Maschinen Staudämme für Pharma baute. Und er lernte das, er lernte das sehr schnell. Er war schließlich Panzermann gewesen, Panzerabwehrmann. Und er hat mir immer erzählt, Benzin verdirbt den Charakter. Er ist immer bei irgendeiner motorisierten Truppe.

21:02

Also hat er sich sehr schnell angefreundet mit diesen großen Maschinen und hat Dämme gebaut. Auf die Art und Weise kam er zu einer Frau, Annis Smith, in Avonsson, auf der Farm Avonsson in Breerevier. Ihr baute ein Damm. Und mein Schätzle konnte sehr gut mit Menschen und ist sehr ins Gespräch gekommen mit dieser Annis Smith. Damals war ihr Mann auch noch dabei. Und die hatten einen einzigen Sohn. Und dieser Sohn war auf der Landbauschule.

21:32

ein Drittel der Farm selbstständig übernehmen konnte, weil es ihr zu viel wurde. Das war ein Teil der Farm, die ziemlich weggeschmissen war. Also der Wein war drei Jahre nicht mehr geschnitten worden und die Aprikosenbäume waren nicht, naja und so weiter. Und er lernte also Brärevier kennen, was für uns sehr wichtig war, weil eines Tages, jetzt weiß ich nicht mehr genau welcher Monat das war,

21:57

Es kam ein unglaubliches Hochwasser mit dem Brehre 4 runter. Bei uns regnete es gar nicht. Aber im Auffanggebiet des Brehrebers hat es wahnsinnig geregnet.

22:10

Und vor allen Dingen war es so schlimm, man merkte das gar nicht. Weil die Insel, die ich mal entwickeln wollte, so war es mein Anfangsplan, die lag ja zwischen dem gebauten Kanal und zwischen dem Breerewa. Und unser Vieh graßte und weidete auf der Insel, die ich dann abends immer nach Hause holte über die kleine Brücke den Kanal. Und wie ich mein Vieh holen gehe, wundere ich mich, dass sie alle am Ufer stehen zum Kanal hin. Und wie ich rüber will, merke ich, die Brücke ist bereits unter Wasser.

22:40

Bauch im Wasser. Ich bin unglaublich erschrocken. Ich habe jetzt versucht, dieses, ich weiß nicht wie viel Stück, sieben Stück hatte ich inzwischen oder so was mit einem Kalb dazu, wie um die jetzt rüber zu kriegen über den Kanal, über die kleine Brücke, wie ich es gemacht habe, weiß ich nicht. Ich habe selber bis zum Bauch im Wasser, habe ich mein Vieh geholt. Zum Glück waren sie keine Gewalt gewöhnt, hatten also auch keine Angst davor. Ich habe sie irgendwie über diese Brücke gekriegt. Ich weiß es ehrlich nicht mehr, wie ich das gemacht habe oder das Vieh ist willig gewesen.

23:09

Ein Kalb ist mir noch abgeschwommen mit einem Kanal, der hat die Brücke nicht richtig geschafft und ich hinterher und am Halfter und mit rausgezogen. Also mein Vieh hatte ich da. Und irgendwie kam auch mein Mann dann dazu, denn er hatte gehört davon. Es war innerhalb von Stunden war das ganze Gebiet ein reißendes Wasser. Alles ging kaputt. Meine Felder wurden überschwemmt, meine selbst gebaute Dieselpumpe, die ich durch reizende Hilfe von einem Herrn Scho

23:39

der zur Gemeinde Wuster gehörte, der hat mir sehr dazu geholfen, wie ich diesen Zementblock bauen müsste und er hat mir die Dieselpumpe besorgt für einen ganz lächerlichen Preis, denn ich wollte natürlich mein angepflanztes Bewässer und der Kanal fließt ja vorm Haus vorbei. Aber innerhalb von sechs Stunden war alles weg. Die Dieselpumpe war weg, das Wasser war bis zu unserem Haus, das Haus stand etwas erhöht in den Sanddünen. Ich evakuierte

24:09

Meine paar Hühner, die ich noch hatte, den alten Ford, den wir dann schon hatten, die evakuierte ich in die Sanddünne, so hoch ich kam. Der Pferdestall lag sehr viel höher und Gott sei Dank ist das Hochwasser nicht bis zum Pferdestall gegangen. Und Friedrich Karl und ich, wir saßen in der Nacht da bei Vollmondschein und das Wasser kam bis zum Wohnzimmer. Wir rollten den Urgroßmutterteppich auf und dachten, ja und jetzt, was machen wir jetzt? Wir können immer noch zu Fuß in die Sanddünne.

24:39

Auf jeden Fall. Er ging dann noch zu einem Waterfiskal am Brandflederm, das war ungefähr 3 Kilometer oder 4 Kilometer, weiß ich nicht mehr genau, und erkundigte sich, was das Radio sagt und so weiter und so fort. Und er sagte, nein, der höchste Punkt der Überschwemmung ist erreicht. Damals war das eine ganz große Überschwemmung, auch in Wuster. Die gesamten municipalen Wiesen waren überschwemmt. Das Wasser von Breivier ging bis an die Grenzen von Wuster an. Rosenwil war unter Wasser.

25:09

Überschwemmungsjahr. Das war 1900? Diese Überschwemmung fand Ende 54 statt. Also die Nachwehen der Winterzeit, es kann ja auch im November gewesen sein, das kann ich nicht mehr genau sagen, aber es ist jedenfalls Ende 54 gewesen, dass diese Überschwemmung stattgefunden hat.

25:30

Als wir uns den Schaden besahen, war alles weggeschwommen, was wir inzwischen angepflanzt haben. Die Bäume, die ich gegen Windschutz gepflanzt hatte, das bisschen Land, was ich für Melonen, alles war weggeschwommen. Die Dieselpumpe war unbrauchbar, die war voll Wasser. Also alles war weg. Und uns beiden war bewusst, hier können wir nicht bleiben. Denn wenn das auch nur alle zehn Jahre passiert, sobald man irgendwie Fuß gefasst hat, schwimmt alles wieder weg. Also haben wir gesagt, das hat keinen Sinn.

25:59

Und Friedrich Karl hatte inzwischen die Nachfrage von Annie Schmidt. Hier sage ich, betone ich euch wieder, wir haben nichts dazu getan. Er hat die Anfrage von Frau Annie Schmidt gekriegt, ob wir nicht nach Avonzon kommen wollten und diesen Teil der Farm übernehmen wollten. Gut, wir saßen pudelnass dort in links, also haben wir ja gesagt. Ich habe das Geschirr zurückgebracht nach Rosenville, habe mich bei den Bauern bedankt. Ich habe das Pferd und den Muli wieder zurückgeritten nach Breerevier. Das Pferd gehörte einem nur.

26:29

der jetzt unser Nachbar wurde und der Muli, der gehörte zu Ant-Annie Smith, also ich lieferte alles wieder ab und wir zogen um. Im Januar 55 zogen wir mit unserem alten Fork mit zwei oder dreihundert Hühnern mit sie mit fünf Stück Vieh, zogen wir nach Avonso um. So, das war wieder ein neuer Abschnitt unseres Lebens. Hier haben wir uns enorm reingekniet, weil da war ja schon,

26:59

war und wir hatten ein paar Stück Vieh. Wir kauften dann noch zwei Stück dazu. Außerdem kam Kälber an und es wurde eine kleine Herde in den drei Jahren von ungefähr 15 Stück Vieh. Ich hatte damals schon Schäferhunde und was das schönste war, das meine unsere kleine Monika durften wir abholen nach ziemlich viel Kampf und ziemlich viel Zwischenfällen, die da passierten, holten wir sie ab. Hubertus, ja jetzt muss ich erst sagen, dass am 23. März 1955

27:29

Er blickte unser Hubertus das Licht der Welt. Er hatte es nicht eilig, zum Unterschied zu seiner Schwester. Er wurde mit offenen Augen geboren. Er war gar nicht neugierig, die Welt sich zu gucken. Er war mindestens 14 Tage zu spät. Und wurde auch in Caledon, in dem Heim für arme Leute, oder für Leute, die es sich nicht leisten konnten, geboren. Dr. Bene war wieder mein Arzt. Und wir hatten einfach Vertrauen dazu. Und es blieb uns auch gar nichts anderes übrig, denn wir hatten noch genauso wenig wie vorher.

27:59

Außer den Stück Vieh, die sich ein bisschen mehr geworden sind, und die paar Hühner, die wir mitnahmen. Aber wie gesagt, das will ich gar nicht betonen. Er wurde dort geboren, die Fahrt dorthin war wahnsinnig aufregend, weil der es natürlich nachher, wie es drauf ankam, viel eiliger hatte. Und ich hatte schon, wie ich die Lichter von Caledon sah, schrie ich nur immer zufällig, Karl, fahr, fahr, gepetrol, gepetrol.

28:21

Zum Glück war Hubertus dann schnell geboren und wir hatten furchtbar viel Freude an ihm. Er hatte so ein lustiges Gesicht und war ein Riesenbaby. Acht und halb Pfund hat er gewogen, war schon viel größer als alle anderen. Er war ja auch spät. Also unser zweites Küken hatte den Einzug gehalten.

28:40

Und drei Monate nachdem er geboren war, holten wir unsere Monika aus dem Hospital. Sie war dann genau ein bisschen über ein Jahr im Hospital gewesen. Auf Anraten des Spezialisten, der mir erklärte, dass das Kind Nestwärme brauchte, weil sich die Hüftschale nicht zurecht entwickeln wollte.

29:00

Sie kam zu uns am 8…. Nein, das stimmt nicht. Am Geburtstag wurde der Gips weggenommen. Also sie kam ungefähr im Winter jedenfalls, 55, kam sie zu uns. Und das war sehr erschütternd. Dieser kleine Spatz hatte jetzt vor allem Angst. Alles war ihr neu. Sie kannte kein Auto, sie kannte kein Hund, Pferd, Kühe, Menschen, die auf und ab liefen. Das war ihr alles neu. Und sie hatte einfach Angst vor allem, weil sie es nicht kannte. Das zog von mir viel Kraft.

29:29

Ich setzte mich mit ihr auf Decken und erklärte ihr und gab ihr Blümchen. Und ach, es war eine Wonne zu sehen, wie sie langsam die Angst verlor, wie sie langsam anfing zu leben. Und wie wir sie ins Hospital brachten, sprach sie bereits Papa, Mama. Das hatte sie alles verlernt im Hospital. Jedes Mal, wenn ein fremder Mensch vor ihr Bettchen trat, um sie zu besuchen, nahm sie beide Händchen und schirmte sich gegen diesen Menschen ab. Nicht bei uns, denn wir besuchten sie immerhin regelmäßig, wenn auch selten.

29:59

Und hier fing sie jetzt wieder an mit Papa und Mama. Der Spezialist kam einmal im Monat nach Wuste für seine Außenpatientin und wir hatten uns jeden Monat zu melden. Er wollte gerne sehen, ob das Kind Fortschritte machte.

30:18

Ich hatte das durch eine Schwester, die mir heimlich das Ex-Ree im Hospital gezeigt hatte, hatte ich gesehen, dass die Hüftschale sich überhaupt noch nicht um den Knochen geschlossen hatte. Nach vier Wochen war die Hüftschale bereits auf dem Weg. Also hatte der Spezialist sehr recht behalten. Alles was ihr fehlte, war Nestwärme. Und zu meinem großen Glück, das war mein schönster Geburtstag bis dato, außer meinem 70. natürlich hier, nicht?

30:46

kam der Gips ab an meinem Geburtstag in Kapstadt.

30:50

Die Beinchen flogen über ihren Kopf, die waren ja willenlos, muskellos. Und sie durfte noch sechs Monate überhaupt nicht auf die Beine, auch nicht auf die Knie. Und haben wir aber geschafft. Erstens mal konnte sie gar nicht, dann fing sie natürlich an zu rutschen und zu kriechen. Und ich musste das unterbinden. Und dann nach sechs Monaten durfte sie langsam anfangen zu kriechen. Und es hat sich wie gesagt, es ist alles gut geworden. Als die Taufe von Hubertus, vorgenommen von Pastor Winkler aus der Parke,

31:20

Ich weiß nicht, warum er damals in Wustowa war. Das war wahrscheinlich eine Vakanz zwischen den verschiedenen Pastoren, die dort Dienst hatten. Pastor Schanz war später da. Naja, es ist egal. Auf jeden Fall taufte sie in der Kirche. Leonard Rode, dreiviertel blind, hat das Taufbecken entzückend beschmückt mit Blünen Wicken. Ich werde ihm das nie vergessen. Papa Rode hat uns dann später sehr geholfen. Er war im Department von Wasserwesen tätig.

31:50

unseren Damm auf der Farm zu bauen. Also wir haben all diese Menschen, die uns ins Haus fielen, haben uns immer immer weiter geholfen. Zur Taufe war auch meine Mutter wieder hier, die besuchte uns und ich habe ein sehr nettes Bild von Oma mit Hubertus auf dem Arm und Friedrich Kahl mit Monika noch im Spreitsitz, im Gips, aber nicht mehr im Herrenspagat, sondern schon sehr zurückgenommen.

32:19

So landeten wir also da und haben dort fleißig gearbeitet. Wir hatten auch guten Erfolg. Wir sätten Luzerne, wir hatten Vieh. Ich schmiss Wein raus und wir pflanzten Zwiebeln, weil wir das von Caledon her gewohnt waren und konnten die gut verkaufen. Das war in Texas, die waren ganz früh dran. Ich fing mit Gemüse an und mit ein bisschen Obst zwischen dem und dem, zwischen was weiß auch wo nicht. Der Damm, den Friedrich Kahl gebaut hatte, aus dem bekamen wir unser Wasser. Die Aprikosen trugen im ersten Jahr ganz gut, obwohl sie ganz vernachlässigt waren.

32:49

Wie gesagt, die erste Weinernte war toll. Wir hatten einen solchen Erfolg und ich war selber ganz erstaunt, dass wir als… Wir hatten ja, wir kannten ja kein Wein.

33:02

Ich hatte einen schwarzen Cosa, einen alten Mann, der entzückend für unsere Viecher sorgte, der holte für die Kuh die Kräuter und für die Kuh die Kräuter und der nahm mich aber ran, wenn ich was nicht so tat, wie er wollte mit dem Vieh. Ich werd ihm das auch nie vergessen. Das war noch ein Cosa aus dem alten Kral. Wirklich. Er hat mir so geholfen. Leider ist er dann später gestorben. Mach mal einen Moment ab.

33:30

Ose fragt mich gerade, warum wir Hubertus so nannten. Der gefallene Bruder von seinem Vater, Hubertus, der als schwerverwundeter in Polen ganz grausam ermordet worden ist.

33:43

Von dem hatte er den Namen Hubertus. Auch sein Großvater hieß Hubertus. Es war ein Familienname der Aulox, der weit, weit zurückging. Selbst, ich weiß nicht mehr, ich kann nicht schwören, aber er ging weit zurück. Irgendjemand hieß immer Hubertus bei den Aulox. Daher kommt der Name Hubertus. Und komischerweise hat Hubertus Ähnlichkeit mit diesem Onkel. Seine etwas weit auseinanderstehenden Augen mit den Augenbrauen sind ganz Hubertus von Aulox. Also es war für meinen Mann ganz einfach wichtig,

34:13

Leben blieb durch seinen Sohn. Nun fing wir auch an, wir schlossen uns der Gemeinde Wuster an, was naheliegend war, auch wenn sie 30 Kilometer weg lag.

34:28

Dann fing ich auch irgendwann an, wir hatten Basare und wir brauchten immer Geld, wie das ja heute immer noch der Fall ist. Und ich fing an, ich dachte, dann kann ich vielleicht bei unseren Farmern ein bisschen kollektieren gehen. Und da half mir ein Chris Nodé, ein Nachbar von uns, der nahm ich das erste Mal überall mit, um mir die Wege zu den Farmern zu zeigen und die Farmer selber vorzustellen, damit ich wusste, wer ist wo. Denn ich meine, wir waren noch nicht sehr lange in Brehre 4 und ich kannte ja eigentlich niemanden, denn wir haben ja eigentlich nur gearbeitet.

34:58

Wir hatten keine Zeit zum Kaffee trinken. Und dadurch kam ich auf eine Farm Fervio, die höchste Farm am Berg liegend. Und Chris brachte mich darauf zu einem Herrn von Weid und ich stieg aus, holte tief Luft und sagte, das wäre ein Platz für mich.

35:17

Aber ich meine, das war’s. Es hat mir so gefallen. Es war so schön. Man hatte einen wunderbaren Blick. Man lag beinstuggenau gegenüber die Berge alle vor sich, das tiefe Bräre-Viertal und hinter sich diese enormen alpenhohen Berge. Es war für mich also wundervoll. Und ja, ich kollektierte ein paar Jahre. Das machte ich immer im Winter. Der Bazar war im Oktober. Also wenn es regnete, dann wussten die Farmer, die kommen kollektieren.

35:47

beim Kollektieren, dass wenn es regnet und ich habe es nicht geschafft bei dem und dem rauszukommen, weil ich zu viel Kaffee getrunken hatte und zu viel redete, da sagten sie, wir warten schon zwei Tage auf dich und du kommst nicht. Das war für die Kirche sehr lukrativ. Denn ich meine, wir hatten ein so gutes Verhältnis durch dieses Kollektieren müssen oder wollen, beides zusammen. Ich hätte ja auch gerne mal an einem Regentag mich hingehauen und geschlafen, aber ich habe gesagt, erst muss die Liste fertig sein. Und die Farmer haben

36:17

die sagten mir, sie haben eine schlechte Ernte gehabt, sie können nichts geben. Dann hab ich gesagt, was, komm, wir gucken, was hast du letztes Mal gegeben? Dann hab ich die Liste mitgehabt, er hat gesagt, du hast letztes Mal so gegeben, ach bitte, bitte, du bist doch nicht so arm, dass du mir… Die haben alle gegeben. Nicht einer hat mich vor die Tür gesetzt. Ein Einziger unten im Tal. Und dann musste ich mich immer unterwinden, überwinden, um hinzugehen. Aber ich bin hingegangen. Und meistens hab ich dann auch irgendwas gekriegt. Und wenn es ein paar Farmprodukte waren oder irgendwas. Also dieses Kollektieren,

36:47

Hinterher Frage habe ich dadurch jeden einzelnen persönlich kennen und lieben gelernt und umgekehrt auch. Sie alle waren kolossal hilfsbereit, wie wir später auf die Farm zogen.

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Nun ging die, nun kam eigenartigerweise, schrieb mir Frau Griesbach, meine ehemalige Brötchengeberin, bei der ich auf dem Vollblutarabergestüt am Chiemsee gearbeitet hatte. Ich will dazu sagen, dass meine Korrespondenz groß war und ich mit allem und jedem in Verbindung blieb, was mir sehr viel geholfen hat, wenn man sich das hinterher überlegt. Ich habe ihr immer geschrieben, was wir machen, wie es uns geht. Sie hat auch wieder geschrieben. Sie hatte eine Tochter, die ging nach Südamerika für Volkswagen, die war Tierärztin.

37:29

vermögende Frau. Damals war brand an der Regierung und man hatte in Deutschland Angst, dass es sehr sozialisiert wird und ihr Vermögen sehr belastet wird. Und sie wollte Vermögen ins Ausland bringen und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, eine eigene Farm zu kaufen. Tja, an der Lust hat es nicht gelegen. Natürlich hatten wir Lust. Aber ich schrieb ihr zurück, ich könnte das Angebot nicht annehmen, weil wir nicht eine Fadensicherheit hätten für sie.

37:59

Friedrich Karl und ich haben das auch ehrlich getan. Denn wir sahen ja, der Sohn wurde bald fertig auf der Schule, der kam bald zurück und dann wollte er natürlich das Drittel der Farm mit zu seiner Dreiviertel Farm zurück haben, um mehr verdienen zu können. Und wir haben in den dreieinhalb Jahren dieses Drittel ganz schön auf Vordermann gebracht, das muss ich schon sagen. Auf jeden Fall, jetzt

38:30

Wir sahen uns also um und sind auf viele, viele Farmen, die zum Verkauf standen, hingefahren haben und die Möglichkeiten erwogen haben. Ach, wir haben alles Mögliche getan, um uns klar zu werden. Wir haben uns erst hingesetzt, haben gesagt, was wir haben müssen. Wir müssen ein stehendes Einkommen auf der Farm haben, um Zinsen bezahlen zu können und und und. Wir haben also wirklich versucht, nach unserem Vermögen voraus zu bestimmen, was wir haben müssen, wie viel wir ausgeben können etc.

39:00

Die einen Farm waren entwickelte Farmen, die ein stehendes gutes Einkommen hatten, die waren für uns unbezahlbar. Und dann gab es Farmen, die viele Möglichkeiten hatten, aber unterentwickelt oder nicht entwickelt waren, wo man auf jeden Fall erstmal furchtbar viel Geld nötig gehabt hätte, um irgendwas auf den Fuß zu stellen. Also es war ziemlich hoffnungslos, beides konnten wir uns nicht leisten, denn wir wussten, was für eine Summe Frau Griesbach uns zukommen lassen wollte.

39:30

Da hatten wir aussortiert von diesen vielen Farmen zwei Farmen. Die eine lag bei Verlierstor. Die hatte nur ein winziges kleines Arbeiterhäuschen als Wohnhaus. Der Boden war flach, war sandig, hatte aber ein verhältnismäßig gutes stehendes Einkommen, war verhältnismäßig lebbar groß. Und auf dieser Farm war mein Verstand.

39:56

Und dann kam eines Tages Mr. von Waik zu uns, gerade von der Bergfarm in Brelevier, und sagte uns, er hätte gehört, wir wollten Farm kaufen. Er will seine Farm verkaufen.

40:09

Aber der Preis war natürlich für uns unbezahlbar. Der hatte ein stehendes Einkommen, hatte Lehmboden, hatte Quellen. Also das war unsere Hauptsorge. Die Farm muss stehendes Einkommen haben, sie muss Wasser haben und sie muss tiefgründigen Boden haben. Sonst kannst du als Landwirt nicht bestehen. Es war abschüssig, es war eine Bergfarm, sehr schwierig zu bearbeiten. Aber sie war bildschön. Wie gesagt, wie ich damals darauf kam, sagte ich, das wäre ein Plätzchen für mich. Und das kam mir wieder in Erinnerung.

40:38

Nun haben Friedrich Karl und ich geknobelt. Was sollen wir machen? Sollen wir Ja sagen zu einer Farm oder sollen wir nicht? Beide Eigentümer von den beiden verschiedenen Farmen wurden immer dringender. Sie müssten eine Entscheidung haben. Wir haben uns das noch lange überlegt. Wir haben gerechnet und gerechnet. Und schließlich an einem Abend, wo ich wusste, jetzt müssen wir uns entscheiden, habe ich am Abend mein ganzes Nichtwissen in den Himmel geworfen. Da hat mein lieber Herrgott, bitte hilf uns. Ich weiß nicht, soll mein Verstand gewinnen oder mein Herz.

41:08

Mein Herz lag auf der Farm in Breere 4, mein Verstand in Vlierstorp. Ha, und ihr werdet lachen. Am nächsten Morgen geht es Telefon. Der Besitzer der Farm von Vlierstorp sagt, es tut ihm leid, er müsste seinen Verkauf kanzellieren. Der Nachbar von nebenan hätte Angst, der wollte seine Farmen sanieren und der wollte diese Farmen nicht aus den Fingern glippen lassen. Der hätte ihm ein besseres Angebot gegeben. Hurra, mein Herz hatte gewonnen, hab ich doch gewusst.

41:34

Also, jetzt fing erst eine Kanossa-Farb an, denn wir hatten natürlich mit dem Geld meiner Arbeitgeberin, das war zu wenig um zu kaufen, also wir frech nach der Pahl zur Exekuteurskammer und haben gesagt, guck, wir haben so und so viel Geld, wie viel gebt ihr uns noch dazu? Haben natürlich nicht gesagt, dass das wir Geld, unser Geld, nicht unser Geld war, sondern auch geliehen. Und die lien uns noch mehr als das Doppelte dazu, also vertragsmäßig. Da hatten wir unsere Farben. 150 Prozent Schuld.

42:04

Also wenn ich heute nochmal anfangen würde, ich würde das nie wieder in meinem Leben machen. Aber wir waren jung genug, wir hatten drei Kinder. Bisher hatten wir für andere gearbeitet, jetzt aber los. Mein Mann?

42:19

Also wir zogen auf die Farm. Er machte noch die Ernte unten fertig. Der Sohn zog unten in Avonzon ein. Nach dreieinhalb Jahren, vier Jahre ging unser Kontrakt. Genau zur richtigen Zeit erhielten wir unsere Farm oben im Berg. Ich zog schon rauf, fing an da zu arbeiten. Friedrich Karl kam danach. Die Kinder kamen nach. Und warte mal, das war… Ja, ich sag das gleich. Auf jeden Fall zogen wir rauf und fing an zu arbeiten.

42:46

Mit diesen 150 Prozent Schulden. Mein Bruder Hans lieh uns 200 Pfund und sagte, Olle, mir gehört in 10 Jahren ein Viertel vom Freistaat, dann bezahle ich euch die Farben. Also, mit viel Mut fingen wir da an. Und Mut musste es schon sein. Das Haus war klein, Lehmboden, kein Wasser, keine Elektrizität. Es hat uns alles nicht gestört. Es war entzückend gelegen. Das Wasser lief oben ungefähr 20 Meter am Haus vorbei.

43:16

von einer Quelle holen, auf jeden Fall fingen wir an. Sehr muss ich erwähnen, dass Volkskass wusste und sehr unterstützte. Die waren sehr loyal uns gegenüber. Als ich sie später dann mal warnte, sie sollten nicht so großzügig sein. Wir haben nie geliehen bei Volkskass, aber wir haben nie einen Plus gehabt. Wir standen immer auf Null.

43:36

wie es mal ganz brenzlig bei uns aussah. Da habe ich sie gewarnt. Ich habe gesagt, jeder, der uns jetzt Bankrott machen will, kann uns Bankrott machen. Bloß die Organisation, die Landbogenossenschaft braucht bloß sagen wir, sie geben uns keinen Vorschuss mehr. Da hat er mich ausgelacht, hat mir glatt ins Gesicht gelacht der Direktor und hat gesagt, aber Herr von Aulock, doch nicht Sie. Die haben uns das einfach nicht geglaubt, obwohl sie genau wussten, wie wir standen.

43:59

Ich habe dann festgestellt, dass die großen, reichen Bauern aus der Hexfallee, die hatten zigtausende Schulden bei der Bank. Und wir, die wir nicht hatten, wir hatten keine Schulden bei der Bank. Wir waren nur auf 0,8, nicht?

44:12

Wer uns da sehr geholfen hat und was uns zugute kam, dass die Land uns immer ein Jahr voraus Kredit gab. Also wir bezahlten nach der Ernte. Wenn die Ernte abgeschlossen war, dann bezahlten wir die Schulden des vergangenen Jahres. Das taten übrigens die meisten der Farmer damals in Südafrika. Eine sehr ungesunde Situation. Und wir versuchten dann natürlich, das werde ich später erwähnen, so schnell wie möglich auf den Punkt zu kommen,

44:42

was dann viel später allerdings erst auch passierte.

44:47

Na ja, um alles zu sagen, Kinderli, ihr könnt euch alle gut erinnern an die Bräreführerzeit. Ihr seid alle da oben groß geworden. Ihr hattet ein Paradies auf Erden. Ich hatte es auch. Die Tage waren sehr lang, die Nächte sehr kurz. Ich fing mit Gemüse an, um das Cash zu bezahlen, was wir in der Woche nötig hatten. Ein, zwei Arbeitern, so fingen wir an. Papi und ich. Und ich baute Gemüse und verkaufte das Samstag morgens um 6 Uhr war ich in Wuster auf der Straße und habe es auf der Straße verkauft.

45:17

Das Vieh haben wir mitgenommen, raufgenommen. Das haben wir allerdings sehr schnell verkaufen müssen, weil sie sonst verhungert werden, da gab es keine Weiden. Wir hatten ein riesengroßes Bergland mit Proteinen.

Part 5

00:01

großes Gebiet Bergland, aber wie gesagt keine Weiden. Also musste das viel weg, was mir eigentlich eine Arbeitserleichterung war. Dafür habe ich dann wie gesagt das Gemüse gemacht und ich habe dann mit Hühnerzucht angefangen, zum Teil selber ausgebrütet. Auf Petrollbatterien habe ich die ausgebrütet, das war vielleicht eine Aufregung. Nachts immer unterwegs, im Kükenstall eingerichtet. Später habe ich dann Hühner geschlachtet für Hotelle in Wuster und so wir haben

00:31

irgendwie Cash reinzukriegen. Hier will ich nur ganz schnell einblenden. Mein Schwester Heidchen hatte ihre Schwesternausbildung fertig gemacht in Pretoria und hat dann angefangen zu arbeiten, hat sich ihre Isetta gekauft, dieses kleine Vinzje Auto mit dem sie ganz frech überall und durch jeden Verkehr durchfuhr. In der Isetta hat sie sogar mal die Delfts im Blumenfonteam besucht und hat dort mal übernachtet auf irgendeiner Tour.

00:59

1959 hat sie in Pietermaritzburg noch ihre Hebammenausbildung gemacht und hat dann wieder in Kapstadt im Monastery Herm gearbeitet. Das war ein ein Hospital, das vor allen Dingen für die Seemänner verantwortlich war. Das kommt nun dazwischen. Also Heidchen war inzwischen auch hier im Kapland gelandet. Mein Bruder hatte inzwischen drei Farben im Freistaat, war Herr zu und auf. Und er sagte mir immer, er war unser Sonnenbruder.

01:29

mir geht, desto teurer Autos kaufe ich. Das war so der Typ. Wir haben immer unsere Freude an ihm gehabt. Er hat überhaupt nicht reagiert, auch wenn es ihm schlecht ging oder wie. Er war wunderbar. Zum Glück hat er dann später auch geheiratet. Nun, was ich natürlich auch noch ganz besonders betonen muss, am 5. Mai 1959 erschien unser drittes Kind. Unsere Marie-Louise, unsere Sissy.

01:57

Das war natürlich eine Riesenfreude. Sie wurde geboren bei den katholischen Marien-Schwestern in Wuster, denn mit ihr hatte ich nicht mehr den Mut, bis nach Caledon zu fahren, von der Farm aus. Da hätte schon die Farm-Path genügt, um mich zum Ende zu bringen. Und das werde ich nie vergessen, das sind alles deutschsprachige Schwestern gewesen, die von allen Teilen aus Deutschland kamen. Ach, waren die lieb. Es waren meine schönsten ersten Ferien, die ich mit der Geburt von meiner Sissi erlebt habe.

02:27

mich verwöhnt nach Strich und Faden. Spätzle haben sie mir gemacht aus Württemberg. Und die Schwester Paulana hat das gemacht und jenes gemacht. Und dieses Verhältnis zu diesen katholischen Schwestern war schon vorher hergestellt, durch meinen Gemüseverkauf, weil alles was sich übrig behielt und nicht verkaufen konnte, das lud ich dann bei den Schwestern im Home-Up. Da wusste ich, die können es brauchen. Und dafür habe ich da kein Wasser, da wir kein Badezimmer zu Hause hatten. Wenn ich fertig verkauft hatte in Wuster, dann bin ich zu den

02:57

Ich habe dort mein heißes Bad nehmen dürfen und mein Essen stand fertig im Rohr in der Küche. Sie waren meistens bei der Andacht zu der Zeit. Und ich habe also, es war ein ganz reizendes Verhältnis, was bis heute noch andauert. Ich habe gerade eben noch einen Brief bekommen von einer Schwester. Es sind nur noch eine kleine Handvoll Schwestern, die übrig geblieben sind. Sie waren sowieso alle schon ziemlich an der alten Seite. Und die leben ja jetzt in Konstanzia, das ist ihr Mutterhaus. Konstanzia ist ihr Mutterhaus. Also wir hatten ein wunderbares Verhältnis.

03:27

Sie haben mir Kleider genäht für mein Krippenspiel in Wuster. Da war eine Nähschwester. Sie sind zu unserem Basar gekommen, um uns zu unterstützen. Und ich habe Pastor Rust, jetzt hätte ich beinahe ein schreckliches Wort gesagt, Pastor Rust ein bisschen wie was gezwungen, um sich doch mal einen Moment zu den Schwestern zu setzen, eine Tasse Kaffee zu trinken, was er gar nicht wollte. Und daraus entstand ein sehr nettes Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und gemeinderum katholischer Kirche. Also wenn es für mich Christen gab, dann waren es diese Schwestern.

03:57

Sie kriegten keinen Lohn, sie hatten keinen Urlaub. Der Urlaub spielte sich in Konstanz ja im Mutterhaus ab. Und ich erlebte es noch, wie es von Deutschland her, vom Mutterhaus, das ich übrigens mal besucht habe in Deutschland, in Württemberg, ging es dann aus, dass den Schwestern nach so und so viel Dienstzeit zugelassen wurde, um mal wieder nach Hause zu fahren. Und die Aufregung bei den Schwestern! Sie hatten ja keine Handtaschen, kein Nichts, Koffer, sowas kannten sie ja nicht.

04:27

irgendwie zu besorgen und so weiter. Also ich denke in riesengroßer Dankbarkeit an diese Schwestern. Das war auf der Farm. Sie waren auch zwei, drei Mal habe ich sie auf die Farm geholt. Das war für sie ein Erlebnis, mal auf einer Farm zu sein und mitten durch Proteen durchzugehen. Also es war wirklich reizend. Und sie haben für uns gebetet und sie hatten eine entzückende kleine Kapelle und ich habe ihnen Blumen mitgegeben für die Kapelle. Es war ein wunderbares Miteinander. Und sie haben so Anteil genommen an unserem Werdegang

04:57

die Kinder mussten ihre Krippe bewundern nach dem Gottesdienst. In unserer Kirche gingen wir rüber und guckten die große, zimmervolle Krippe an. Also ich will das hier ganz extra nochmal betonen, obwohl ihr das alles noch wisst, denn ihr habt es ja alle miterlebt.

05:14

Nun, die ersten sieben Jahre auf Avonçon war eigentlich nur Arbeit, würde ich sagen. Und zwar hatten wir Pech, es gab große Trockenheit, die Ernten wurden klein und kleiner, es war irre trocken. Mit der Hilfe des deutschen Staates bauten wir einen Staudamm, den wir günstig kriegen konnten. Euer Onkel Wilhelm Aulock war damals im Flüc in Bonn und durch ihn haben wir diese Beihilfe vom deutschen Staat bekommen.

05:44

an deutsche Bauern, die alles verloren hatten und ausgewandert waren, Hilfe gaben. In Südafrika gab es damals vier Leute, die diese Hilfe bekamen und wir waren die einzigsten, die alles zurückbezahlt haben. Bei den anderen ging es schief und das kann ich so verstehen. Es waren sehr günstige Bedingungen, 5% und davon 4% Zinsen am Anfang und am Ende 4%

06:13

Der Damm wurde gebaut mit Unterstützung des südafrikanischen Staates, der alles dazu tat, dass man Wasser storte. Sie waren sehr interessiert an natürlichen Dämmen, die im Winter von kleinen Flüsschen gefüttert wurden und voll wurden und eine Farm in Gang hielt. Und ihr wisst das noch, das war eine wahnsinnige Aufregung. Der Damm wurde im Berg gebaut, musste also doppelt so starke Welle haben. Er war zehn Meter tief an seinem tiefsten Punkt, hielt viereinhalb Millionen Gallonen Wasser.

06:43

nicht zu viel war für seine Größe oder für seine Tiefe, aber es war eben Bergland. Ein Segen war, dass es Lehmboden war, der für einen Dammbau geeignet war. Wie der Damm fertig war und anfing voll zu laufen.

06:59

und vielleicht viertelvoll war und natürlich wahnsinnig aufregend für mich endlich Wasser haben können für Wein und Obst und so weiter und nicht nur aus den kleinen Quellen das leiten müssen, was nie reichte und auch nicht in die Berghänge rauf ging, komm ich eines Morgens raus, da kommt mir ein Riesen Strom Wasser entgegen und mein Herz sackte in die kleine Zähne und ich raste zum Damm. Da war er dort, wo die Auslasspipe, also der tiefste Punkt des Dammes, war irgendwo gebrochen und das ganze Wasser lief rauf.

07:29

und das war vor dem Sommer. Ich kann euch gar nicht sagen, wie mir da alles wegschwamm, denn das Wasser war die Lebensader der Farmen.

07:40

Wir holten Paparote vom Wasserdepartment raus. Alle untersuchten und gaben mir den Rat, ich sollte versuchen einen Tunnel zu graben, um zu gucken, wo das Rohr gebrochen war. Und nun schickte ich Stoßgebet nach Stoßgebet mit zwei, drei Mann. Habe ich drei Wochen lang einen Tunnel durch diesen zehn Meter hohen…

08:01

Dammwall gegraben, mit der Hand natürlich, immer unten an dem Rohr lang und gebetet, dass doch der Riss außerhalb der Dammmauer, also nicht in der Innenseite des Dammes, sondern auf der Außenseite des Walles stattgefunden hat. Und es war so. Schließlich kamen wir auf die Stelle, der Damm war leer inzwischen, kamen auf die Stelle, es war genau an der Krone des Dammwalles auf der Höhe. Was war passiert?

08:31

habe ich mich nicht darum gekümmert, denn ich hatte zu viel zu tun. Es waren ja lauter Fachleute. Sie wollten uns sparen helfen und haben das Auslassrohr nicht in Zement gesetzt, sondern nur die Laschen in Zement gesetzt. Und dann ist der Mann, der das zugeschüttet hat, der die Erdarbeiten machte, der hat riesen Steine rübergerollt, nicht aufpassen, dass das nicht gerade über den Rohren passiert und hat da das Rohr geknickt. Also.

09:01

Paparote kommt raus.

09:03

mit einem Team, mit einer Druckpumpe, die von außen jetzt, wie das Rohr ersetzt wurde, das Rohr konnte rausgezogen werden, ersetzt werden und da habe ich bestanden, dass das jetzt ganz in Zement gesetzt wird, obwohl es an der Außenseite war und wir machten noch eine Vorsorgmaterie, wir machten einen Kran innerhalb im Damm an, an der Auslasspfeife, damit im Notfall wir von oben mit einem Drahtgestell den Kran zumachen können, damit das Wasser nicht alles wegläuft. Das war nur, das war meine Idee gewesen oder die Idee von Papa

09:33

Also das machten wir und dann ging ich weg. Ich konnte die Spannung nicht aushalten. Jetzt setzten sie künstlichen Druck drauf, den Druck, den der volle Damm gehabt hätte, wenn er voll gewesen wäre. Und da hatte ich Angst, da bin ich weggelaufen und er hat gehalten.

09:50

Also, weißt du, es ging nie ohne. Es ging nie ohne irgendwie einen Schreck in der Morgen- oder in der Abendstunde. Nach sieben Jahren waren wir so weit, dass wir einsahen, von dem Attrakt der Farmen können wir nicht Zinsen bezahlen und abbezahlen und Kinder groß machen.

10:07

Schätzle und ich erfuhr mit meiner Monika, wie sie 12 Jahre alt war, nach Deutschland, eingeladen von dem Vater, der in Hamburg lebte, und seine geheime Mission war, um ihn um Hilfe zu bitten. Die wurde ihm abgelehnt mit der Begründung, wir wären ein Fass ohne Boden, womit die Schwiegereltern natürlich Recht hatten. Denn in der Landwirtschaft kannst du nicht von einem sicheren Ausgang reden. Ich bin im Nachhinein dankbar dafür, dass wir keine Hilfe bekommen haben. Jetzt mussten wir uns absolut selber entscheiden, was wir jetzt machen sollen.

10:37

Also entschlossen wir uns, Schätzli geht arbeiten.

10:42

Er bekam auch sehr schnell Arbeit, denn Arbeit war damals überall zu finden. Bei einer Firma in Kapstadt, ich habe jetzt den Namen vergessen, Andrachs waren auch drinne, da ist er nur drei Monate geblieben und ist dann übergewechselt zu einer deut Firma bzw. deutschen Firma damals, bei einem Herrn Gerike in Kapstadt, wo er erst sollte er Wasserirrigation verkaufen und später wurden daraus dann landwirtschaftliche Maschinen. Also er fungierte als Agent.

11:11

nur den Anfang dabei zu euch zu erzählen. Er trat seine Stellung an, ich habe das Datum jetzt nicht im Kopf, spielt keine Rolle. Wir hatten noch den uralten Ford, der uns immer noch treu diente, klapperte immer mehr, aber die Maschine lief, brachte unseren Fatih euch drei vorne im Führerhaus runter zum Bainscliff, das er per Lift zu seiner Arbeit nach Kapstadt kam.

11:37

Ich kann euch nicht sagen, wo mein Herz gesessen hat. Ich kehrte um mit euch dreien, er kriegte sehr schnell einen Lift. Ihr drei mit meinen drei kleinen Spatzen. Die Ernte direkt vor der Ernte, direkt vor der Ernte mit drei Arbeitern auf der Fahrt. Also ich kann euch nicht sagen.

11:55

Das war ein Moment, wo mir wirklich anders zu Mut war. Denn ich wusste nicht, ob es gehen wird. Aber wir mussten und das war die Wahl, also bitte friss Vogel oder stirb. Das hat mein Schätzle mir so oft gesagt. Also ich wollte nicht sterben, schon gar nicht für meine Kleinen. Also ruhig. Wir haben die Ernte gemacht. Wir haben gearbeitet. Wir haben weiter gemacht. Wir haben unsere Zinsen bezahlt. Dann haben wir auch einen kleinen Trecker kaufen müssen. Wir hatten immer noch den kleinen Ferguson. Das war unmöglich geworden. Der war so alt, der ließ mich alle zwei Stunden

12:25

sitzen. Den Trecker haben wir natürlich auf Schuld gekauft und dann wusste ich eines Tages nicht wo ich die 100 Pfund hernehmen sollte oder waren es schon 100 Rand, weiß ich nicht mehr. Und da kam eine Grefin so und so aus München zu Besuch und wie die wieder wegzog mit der Freundin von Redwitz von der hiesigen Konsul und wie die wieder wegfuhr fand mein Schätzchen, wie er sein Glas für sein Gläschen Wein rausholte 100 Rand liegen.

12:53

Und dann nahm ich die 100 Rand und fuhr nach Rusta und bezahlte meinen Trecker und da behaupteten, die ich hätte schon bezahlt. Und ich dachte, ich habe die. Ich führte genau Buch. Ich führte ganz genau Buch. Ich sagte, das ist meine letzte Rate für den Trecker. Da haben die mich ausgelacht. Da hat er mir gesagt, nun, Frau von Aulow, wenn Sie mir das Geld geben wollen, ich steck’s in die eigene Tasche. Ich sag, kommt nicht in Frage. Dann bleibt’s bei mir. Also fragt mich, sagt mir nun selber.

13:17

Der Himmel war doch da ganz bestimmt mit drinne.

13:19

In diesen ganzen kleinen Sachen. Ich wollte dringend ein Badezimmer haben auf der Farm. Ein Badezimmer! Es war der Traum unserer Familie. Unser Klo war sehr romantisch unter einer Birnenbaum, der von Deutschen gepflanzt worden war, zwischen zwei riesen Felsblöcken. Und das war sehr unangenehm im Winter, in der Nässe usw. usf. Und wir wünschten uns ein Badezimmer. Da kriege ich die Nachricht von den Eltern aus Deutschland. Ich kriege 100 Rand oder 100 Pfund von der Regierung, von der deutschen Regierung,

13:49

doch war es wieder gut, nein, wie der Gutmachung war es nicht. Währ Nein, dadurch das, Lastenausgleich, das ist das Wort, Lastenausgleich. Ich sag die 100, die 100 werden genannt, davon wird ein Badezimmer gebaut. Ging nicht, der Traktor ging kaputt, genau 100 ran, also ging es im Traktor rein. Naja, das nur eine kleine Geschichte später, wie wir dann endlich anbauten und das Badezimmer bauen. Da haben wir, wie das im Rohbau war, haben wir uns, einer setzte sich auf das Klo, der

14:19

und dann hat Karl den extra kleinen Hocker gesetzt, denn der hätte sich geweidert, sich da irgendwo hinzusetzen. Dann haben wir eine Flasche Sekt aufgemacht, dann haben wir alle Kräne aufgedreht und haben gefeiert. Das war dann ein bisschen später. Herrlich, herrlich, herrlich. Naja, auf jeden Fall, wir arbeiteten so. Wir haben keine Ferien gemacht, wir sind nicht ausgegangen. Es war wirklich, wenn ich mich mal hinsetzen wollte, habe ich gesagt, a a, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm.

14:49

aufzuhören mit der Hühnerei. Es wurde einfach zu viel. Ich hatte ja jetzt die Farm allein. Außerdem begann der erste Woolverse die KZ-Hühner auf den Markt zu bringen. Da wurden die Preise von uns Bauern unterboten. Es lohnte sich nicht mehr. Und solange ich Gemüse baute, brauchte ich den Hühnerdunk ganz dringend. Und dann hörte ich irgendwann mal mit Gemüsebau auf, weil der Hühnerdünger mir nicht mehr den Dünger fürs Gemüse liefern konnte. Und

15:19

dem anderen von diesen Nebenzweigen aufgegeben und habe mich dann ganz der Farm gewidmet. Wir trockneten ja alle Früchte. Es war eine unglaublich intensive Arbeit mit dem Trockenen der Früchte. Und Friedrich Thal fing an sich so richtig einzuarbeiten in der Firma und er wurde weggeschickt, sechs Wochen nach Transval, nach Natal, nach Südwest, nach überall hin. Er war sehr oft sehr lange weg und hat sehr gelitten darunter, denn er war absolut ein

15:49

so um seine Familie. Aber das Autofahren, sagte er, das war sein Segen, denn er hatte eine große offene Stelle aus dem Krieg von Krampffadern, die nie zu ging. Und wenn er dort eine Entzündung rein kriegte, dann ging er gleich ins Delirium sozusagen. Und ich habe gebangt um ihn einigermal, dass er es schafft. Übrigens hat Christoph, wie wir dann später ihn kannten hier, hat

16:19

zugegangen. Aber damals gab es nichts dafür oder dagegen oder wir wussten nicht genug Bescheid. Aber wenn er zu lange auf dem Bein war, dann war die Gefahr, dass sich diese Krampfadern entzündeten. Diese offene Stelle entzündete sehr schlecht. Also darum war ich selig. Er hatte den Beruf gefunden, der auf ihn zugeschnitten war. Man konnte meinen Friedrich Kahl von weitem erkennen, in seinem Firmenauto mit dem Hut auf. Er musste immer Hut tragen wegen der Sonne.

16:49

Und mit einer Zigarette, den konntest du von hinten durch den Spiegel erkennen, wenn du ganz unbewusst hinter ihm herfährst. Also es war für uns alle, für unsere Familie, für unser Vater, also das war ein Bild. Und er hatte genau den richtigen Job. Hat sich sehr einarbeiten müssen. Das war keineswegs leicht für ihn. Er hatte eine sehr gute Art mit den Farmern, die unglaublich schwierig waren. Ich weiß, ein Farmer in der Hexfalle hat ihn rausgeschmissen, hat gesagt, ich brauche kein neues Zeug und ich brauche keine Spritzpumpe. Und da ist er ruhig rausgegangen und ist bei der Küchentür wieder reingegangen.

17:19

Guck mal, wenn du das so… Er hatte eine unglaublich gute Hand. Politik ließ er völlig aus. Er hat sich auf die linke und auf die rechte Seite ruhig unterhalten. Und er hat wunderbar mit Menschen gekonnt. Also es war eine Gabe für ihn. Und auf diese Art und Weise fingen wir an, Luft zu kriegen.

17:43

Wir fingen an, bei der Land nicht mehr hinten hinein zu bezahlen, sondern wir hatten unsere Ernte, legten sie auf die Bank und bezahlten unsere Unkosten des kommenden Jahres. Und so fanden wir ganz, ganz langsam unsere Füße. Ich brauche nicht erwähnen, dass unsere Kinder in die Schule gingen, in die untersten Klassen.

18:13

E.E. auf der Farm in Breerevier. Den hatten wir schon in Riverside kennengelernt, weil er auch Deutscher war. Pastor Schanz macht uns darauf aufmerksam. Da ist auch ein Deutscher in Brandwacht. Der zuckelt auch so wie ihr. Günther hat ein wahnsinnig interessantes Leben hinter sich, kommt ursprünglich aus Frankfurt. Und wie gesagt, Heidchen und Günther haben später dann geheiratet. Und haben auch ein ganzes Leben hinter sich gebracht und haben sich dann hier in Stellenbosch niedergelassen.

18:43

und haben von hier aus gearbeitet. Günther hat ja auch im Kampf gesessen. Er war Fluginstrukteur in Südafrika, in Pretoria. Für Junkers. Ach! Ja.

18:54

Und ich dachte mir auch, Monika Spatz, Oberschule, wohin? Geld hatten wir damals noch nicht für irgendwelche Internate. Also wohin? Zum Schwesterherzen. Wenn ich mir das hinterher überlege, war das eigentlich eine Zumutung. Aber es war eine… Für mich war es einfach der Ausweg und Heidchen war selbstverständlich bereit. Und Günther hat ganz reizendermaßen mitgemacht. So ist sie in Blumenhof zur Schule gegangen, hat dort die Abitur gemacht, hat dann in Stellenbosch studiert und hat dann sofort Arbeit gekriegt als BSC

19:24

Sofort Arbeit gekriegt in Südwest und beim Fleischrad in Pretoria und dann war sie Dozent am Technikon in Pretoria und für die Universität Bis sie geheiratet hat aber das will ich jetzt gar nicht sagen ich erwähne das nur Hubertus war schwieriger insofern weil er ein Junge war Er hat auch die ersten Klassen in Brehre 4 absolviert war nicht gut in der Schule Was mir sehr viel Kummer gemacht hat 1 und 1 blieb 3 und war nicht 2

19:54

mit ihm lernen. Er war kolossalwillig. Wenn er die Lehrerin liebte, macht er alles richtig und wenn nicht, er war noch sehr verspielt. Wir haben ihn dann später testen lassen, weil wir nicht wussten, was wir mit diesem Kind anfangen sollten. Da erzählte man uns an der Uni, Standard 7 war er, ihr Junge ist 95% technisch-mechanisch veranlagt, Theorie gleich Null. Also, da wussten wir, es war nicht nur unsere Einbildung, es war auch nicht seine Schuld. Er war so veranlagt nach einer Richtung, da wussten wir wenigstens.

20:24

bestätigt was machen was tun das war dann auch große glück sache und ich habe mir gesagt er war sprachunbegabt er wir haben uns umgesehen nach

20:36

Schulen nach Internaten. Englisches Internat, da wurde damals schon Rauschgift genommen. Und außerdem Englisch war er sehr schlecht drin. Die Afrikanzen Internate waren nicht schlecht, aber sie waren sehr auf Prestige aus. Und da wussten wir im Vornherein, dass er da keine Chance hat. Und ich wollte ihn gerne in eine deutsche Schule geben. Kapstadt fiel aus. Kapstadt war damals gar nicht gut. Unser deutsches Heim, Kapstadt, das war sehr locker damals. Das ging ja auch durch viele Phasen durch.

21:06

Dann habe ich auch einfach gebeten drum. Zwei Jahre habe ich mich konzentriert auf was mit unserem Sohn. Ich wusste von zu Hause aus, dass es nicht gut ist, wenn ein einzigster Sohn und einzigster Bruder immer auf einen Thron gesetzt wird. Er musste, es war mir klar, er musste unter andere Jungs und wenn es geht unter Jugend, unter normale Jugend kommen und wenn es irgend ginge unter deutsche Jugend. Und so hörte ich das erste Mal im Radio zufällig von Hermanns.

21:36

über den Chor dort und über das. Und ich wurde noch nicht sehr aufmerksam. Dann wurde die Sendung ein zweites Mal gegeben, weil so viele Nachfrage nach dieser Aussendung gewesen waren. Da habe ich genau hingehört. Und da fing ich mich dafür an zu interessieren. Und ich lernte bei Papa Rode zu Weihnachten eine Familie kennen, mit ihren Kindern, die in Hermannsburg zur Schule gegangen waren. Und da wurde ich schon sehr aufmerksam. Die gefielen mir alle sehr gut. Die Jugend war nicht zusammengepresst irgendwie und furchtbar in Druck,

22:06

Und dann kam ja eine Lehrerin aus Hermannsburg ins Haus und ich dachte, also wenn das nicht in Fingerzeit ist, dann habe ich geschrieben und ich habe meinen Hubertus, wie er 12 Jahre alt war, schweren Herzens nach Hermannsburg gebracht. Das war furchtbar weit weg von uns. Er konnte nicht jede Ferie nach Hause kommen und hinterher wusste ich auch nicht, ob ich das richtig getan hatte. Er hat furchtbar gelitten. Er war ein Introvert zu dem Stadium, wie das so oft in den Entwicklungsjahren ist.

22:36

will ich eine Lanze für Hermannsburg brechen. Der Heimvater hat mir nach drei Monaten ein Heimzeugnis über Hubertus geschickt, das nicht hätte besser beurteilt sein können als von mir selbst. Und sie haben sofort erkannt, was dem Jungen fehlte. Er litt, weil er von zu Hause weg war. Er wurde natürlich gehänselt, er konnte seines Namens statt Aulok Arschloch und so weiter nicht wahr. Und in dem Alter ist man da selbst. Aber das ist so wie es

23:06

Sie da hinterher gekommen, dass Hubs technisch absolut fit war in dem Alter schon. Er konnte alles elektrisch reparieren. Sie setzten ihn ein als Zimmerältesten. Er hatte zu sorgen, dass die Heilung, die elektrischen Leitungen, wenn irgendwo eine Birne durchbrannte, wurde er gerufen. Und das hat ihm geholfen, um zu sagen, ich bin auch jemand. Das hat ihm geholfen. Und ich will hier auch noch erwähnen, dass später er lernte dort auch, wie heißt der bekannte Evangelist, kann es ausmachen.

23:36

Er hat in Hermannsburg Herrn Vollmer kennengelernt, der ihm geistig unglaublich geholfen hat. Mein Sohn brachte mir Schriftstücke mit, um mich zu fragen, was ich davon dächte. Und ich hatte das nie in meinem Hubertus erwartet, dass er sich dafür auch… Und ich bin Vollmer heute noch dankbar, der hatte eine so gute Hand mit Kindern in dem Alter. Der hat sich richtig festgesetzt und mein Hubertus hat sich von da ab kolossal beschäftigt mit all diesen Themen, worüber ich glücklich war. Und dann will ich noch dazu sagen,

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dann feststand, dass er nach zur Ausbildung, zur Fachausbildung mit seinem Fachabitur nach Atlas, nach Campen Park gehen sollte, war die einzigste Bedingung, dass er in Mathematik durchkommen musste. Und da ich nun wusste, dass er in Mathematik große Schwierigkeiten hatte wegen seinem theoretischen Vermögen, habe ich an Hermannsburg geschrieben, an den Direktor, ich habe an den Hausvater, ich habe an seinen Klassenlehrer geschrieben und ich habe sie gebettelt, um meinem Hubs jegliche Unterstützung zu geben, denn wenn er in Mathematik nicht durchkommt.

24:36

kann er diese Laufbahn nicht anfangen. Und sie haben ihn durchgezogen.

24:41

Und darüber bin ich unglaublich dankbar gewesen. Es ist ganz egal, wie Sie ihn durchgezogen haben, was Sie alles gemacht haben, ob Sie ihn in den Augen zugedrückt haben oder was auch. Es ist nicht so, dass er kein Verständnis für Mathematik hatte. Er kann dir in der Praxis alles genauestens erklären, was passiert, wenn der Blut, der Luftdruck, der Öldruck, der Außendruck, der Innendruck, kann er dir wundervoll erklären. Aber er kann sich nicht hinsetzen, es schriftlich auf mathematischen Regeln setzen. Und das war sein Hemmschuh. Und darum waren wir so glückselig, dass er nach Kemptenpaar konnte.

25:11

auch durch einen Nachbarsohn erfahren, der dort wieder abgehauen war, weil er das nicht durchstehen konnte. Und unser Hubs hat es absolut durchgestanden. Es war grausam, diese Ausbildung, aber er hat es durchgestanden, er hat seine Prüfung gemacht und er hat heute seine Lebenslaufbahn, die gar nicht, denn auch früher sagte man schon, Handwerk hat seinen goldenen Boden. Und das ist mit der modernen, mit dem modernen Handwerk von Flugzeugmotoren und Verständnis für alles, was mit Flug und so weiter zusammenhängt, doch sehr wichtig.

25:41

schließen denn Rosl muss nach hause und ich muss nach hause. Tschüsschen bis zum nächsten mal.

25:49

So und jetzt wollen wir mal ein bisschen weiter gehen. Das war 1967, als unser Hubertus nach Hermannsburg ging. Am 9.4. des selben Jahres wurde unsere Monika in Stellenbosch von Präses von Delft konfirmiert. 1968 richtete sich unsere Mutter in Kapstadt in Seapoint ein und blieb bei uns, denn ihre vier Kinder waren ja hier in Südafrika.

26:15

1969 wurde unser Hubertus konfirmiert und am 1.3. heiratete euer geliebter, mein Bruder Onkel Hans in Johannesburg, wozu wir alle rauffuhren und wir werden diese Hochzeit wohl nie vergessen. Es war ein wunderbares Fest inzwischen der vielen, vielen Arbeit und wir haben es alle sehr genossen. Und jetzt kommt ein, ich habe auch noch wenig über die Farm erzählt und über die Arbeit auf der Farm.

26:45

einfach, dass wir Obst hatten, Pfirsiche, Aprikosen, Trockenpfirsiche, Einmachpfirsiche, Wein und Pflaumen und dass ich mit Gemüse farmte und mit Hühnern, um das Käsch schnell reinzubringen. Da das Obst zum größten Teil alles getrocknet wurde, war es eine unglaublich intensive Arbeit. Wir hatten eigentlich auf der Farm nie eine Gelegenheit, um mal ein bisschen zu

27:15

Das sind die Unterstöcke für die Zahmenstöcke. Da konnte man unter Dach arbeiten. Ich holte dann das Radio raus, sodass die Leute auch ihre Sender hören konnten und ein bisschen Musik hatten. Und dann wurden auf dem Land die Konturwelle gemacht für den Sturzregen, den wir oft bekamen, auch den sehr tief fliegenden Schnee. Und dann fing bereits im Mai, im Juni fing es bereits an mit Schneiden, mit Vorschneiden von Wein, von Obstbäumen, je nachdem.

27:45

Zeit. Und es passiert heute noch manchmal, dass ich träume, unser Fadil hat die Farm zurückgekauft, weil er sie so liebte und ich stehe am Küchenfenster. Im Oktober, es ist weder geflügt, noch gegrubbt, noch gespritzt, noch irgendwas und ich bin außer mir. Also der Druck damals war schon sehr, sehr groß. Aber es war eine wunder, wunderschöne Heimat und Boden für unsere Kinder, um groß zu werden. Unser Hubertus ist nicht umsonst zu groß geworden. Ich habe ihn nie anders gesehen,

28:15

rohen Quitte oder einen Betritt oder einer gelben Rübe in der Hand, immer war er am futtern von irgendwelchem rohen Gemüse oder rohen Obst. Die Kinder aßen selbst Zitronenroh, das konnte ich nur absolut nicht verstehen. Wir hatten auch Apfenseen auf der Farm, so dass wir vom 1. Dezember bis zum August frisches Obst auf der Farm hatten und Gemüse natürlich. Ich verkaufte das Gemüse frühmorgens, Samstag morgens auf der Straße in Wuster und hatte so das Betriebskapital

28:45

nächste Woche, um meine zwei bis drei, später vier Arbeiter bezahlen zu können. Und dann kam die Hühnerei dazu, die sehr viel Arbeit machte. Ich glaube, ich habe es früher schon erwähnt, dass man in der Woche so und so viel schlachten konnte, die Hähnchen vor Weihnachten verkaufen konnte, die Eier lieferte zusammen mit dem Gemüse etc. pp. Also es war eine sehr, sehr, sehr intensive Arbeit.

29:14

Ja.

29:14

Nun kommt ein großes Ereignis. Inzwischen hatten wir ein bisschen, bisschen Luft bekommen durch Fathis Arbeit. Er verdiente ganz gut, bekam durch extra Arbeiten auch extra bezahlt, war oft wochenlang von zu Hause weg, weil er in Transval war oder in Natal oder am Pfahlrefeier oder wo auch immer. Aber es hat unserem Fati sehr geholfen mit seiner Trombose. Seitdem er diesen Autoberuf hatte, hatte er keine Trombosen mehr. Und darüber allein war ich schon sehr glücklich.

29:44

beschlossen wir, jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir ein Badezimmer kriegen. Elektrosität hatten wir zwar noch nicht, aber es gab ja schon Möglichkeiten mit Gas, also beschlossen wir, jetzt bauen wir eine Küche, eine Speisekammer und Winkelshop für die Leute, für meine Arbeiter, ein Badezimmer und noch ein Schlafzimmer, denn das alte Haus war wirklich winzig.

30:08

Also wir bauten. Und nun war der Rohbau fertig. Und alle Kinder kamen zu irgendwelchen Ferien nach Hause. Das waren wahrscheinlich die Winterferien oder selbst die Septemberferien. Und jetzt war unser Badezimmer ganz fertig. Das Wasser lief schon, das Gas lief schon, aber es war noch nicht verputzt. Da haben wir uns eine Flasche Sekt geholt. Einer setzte sich auf die Toilette. Das war sicher unser Vati. Der machte den Deckel zu, damit er bequem saß. Zwei setzten sich in die Badewanne. Einer rockte sich an die Dusche.

30:38

wo ich mich hingeplatzt habe, einfach auf dem Boden und wir haben eine Flasche Sekt aufgemacht und haben gefeiert, haben alle Kräne aufgemacht, das Wasser lief, das Gas ging an, hurra hurra, wir hatten ein Badezimmer und warmes Wasser zum Duschen. Nicht irgendwo schnell in der Waschschüssel oder im Bach oder sonst wo. Es war ein Riesenfest und wir werden alle, ich denke wir werden alle diesen Moment nicht vergessen. Jetzt kamen Punkte, Punkt.

31:08

An meinem Geburtstag am 28. September gingen wir alle müde ins Bett, die Kinder waren alle nicht da. Und mein Mann schlief schon und ich war irgendwie wach, meine Hunde waren unruhig und es war totenstill draußen. Und auf einmal zogen gewaltige Gewitter unter unserem Haus durch.

31:30

Und mir war sofort Etti das Mörtel, fiel uns auf die Betten, der Zement löste sich, die Türen wackelten, die Fenster wackelten, Erdbeben. Ich raste raus zum Damm, mein einziger Gedanke, der Damm bricht, der Damm bricht, kehrte um und sagte, was hilft, ich kann nichts machen, wenn der bricht. Dann fiel mir meine Nachbarin ein, die so unglaubliche Angst vor Gewitter hatte, und dann fiel mir mein Mann ein, der ruhig schlafend noch im Schlafzimmer lag. Ich rein und ihn rausgeholt und da sagte er nur so durch, ach das ist geschützt.

32:00

meinte er so im Schlaf, bis ich ihn raus hatte. Dieses Erlebnis dieses Erdbebens 6,8 auf der Richterska, wie wir später hörten, war wirklich ein Erlebnis. Es war totenstill und dann diese Gewitter, die unter einem durchzogen. Dann rannte ich raus, wie gesagt, mit verschiedenen Gedanken

32:25

Dann kamen ganze Massive vom Berg runter. Das war ein Gedonner und ein Getöse, das ich dachte, das ist 20 Meter hinter unserem Haus. Da lagen sowieso schon riesige Felsen, die irgendwann mal darunter gekommen waren.

32:40

Da habe ich gesehen, wie winzig der Mensch ist gegen eine solche Naturkatastrophe. Ich habe mich automatisch geduckt und versucht mich unter einem Felsen zu kuscheln. War sehr dankbar, dass die Kinder nicht da waren. Das war also das Erdbeben. Und dann, wie der erste große Schock vorbei war, dann lief ich raus hinter die Bäume, um zu sehen, ob man irgendwas sehen kann. Da hatten diese vielen fallenden Felsen Steine Formationen, hatten den Berg angezündet.

33:10

Und alle Berge brannten in Riesenfeuerschlangen ab. Das war natürlich durch die Reibung der Steine, die so schnell runter rollten. Wir haben sehr viel Eisenstein gehabt dort. Es war wirklich ein Erlebnis. Dieses Erdbeben dauerte dann noch bis zu weiteren zwei Jahren. Merkten wir dann immer noch diese Gewitter, die unter einem durchzogen. Und nach einem halben Jahr kam noch mal ein Schock von 6,4 auf der Richterskala,

33:40

unterfiel in der Küche etc. Das war nochmal der größte Nachschock bei dem Erdbeben. Ja und jetzt?

33:49

Am nächsten Morgen sind Friedrich Kahl und ich rumgelaufen, um zu gucken, ob irgendwas noch passiert ist. Der Damm hatte gehalten, er konnte es Lehmboden war, von dem er gebaut war, und der ist elastisch genug gewesen, um diesen Schock standzuhalten. Außerdem ist der Dammwahl zweimal so dick geraten, als wir verpflichtet, weil wir auf der Schräge lagen. Also unsere Schutzengel waren mal wieder absolut auf Tüte gewesen. Also der Damm war in Ordnung. Das war für mich als Pfarrer schon die Lebensader, die uns nicht abgeschnitten wurde.

34:19

Aber was sich ereignete, waren unsere zwei kleinen Quellen weg. Und unsere Hauptquelle lief nur noch die Hälfte so stark. Natürlich haben sich durch die Verschiebung unterhalb Farmbasser gekriegt, die noch nie Wasser hatten. Und uns wurde weggenommen. Und das war natürlich ein ganz großer Schock.

34:39

Ich dachte mir, ja, dass die Bäume nicht den Himmel wachsen. Wir fingen gerade an wirklich Atem zu holen. Finanziell waren so weit, dass wir unsere Koperasie nicht ein Jahr nachträglich bezahlten, sondern dass wir schon das laufende Jahr bezahlen konnten und waren sehr glücklich darüber. Und jetzt das. Also wir mussten bohren. Und bohren ist eine unglaublich kostspielige Sache.

35:06

Wir bohrten oben im Berg, wo die kleinen Quellen waren, und wir bohrten unten vor unserem Haus. Und das war alles wahnsinnig aufregend. Und wir holten tief Luft, und ich weiß nicht, ob wir nochmal wieder Schulden gemacht haben, das müsste ich erst nachsehen, auf jeden Fall wir bohrten. Und diese Freude, als nach drei Wochen bohren,

35:27

wir auf Wasser stießen. Erstmal durch furchtbar viel Stein, furchtbar viel Reparaturen am Bohrer, aber wir kamen auf eine Wasserader, die uns ein Bauernsohn, ein Farmerssohn gezeigt hatte.

35:40

der hatte die Gabe zu sehen, wo Wasser lief, konnte uns schon von weitem zeigen, wo die Wasseradern lang liefen, für mich spanisch, portugiesisch, aber für ihn war er war sich ganz sicher und sagte hier kreuzen sich Adern, hier ist Wasser und es war so. Und es waren 2500 Galonen pro Stunde, wie wir es testeten, also waren wir selig und dankbar, dass sich das Bohren wenigstens gelohnt hatte. Aber für uns galt es weiter, weiter, weiter und feste, feste, feste.

36:10

war also das Erdbeben. Wie gesagt, es dauerte noch zwei Jahre, bis es sich ganz beruhigt hatte. Dazu will ich sagen, dass wir im direkten, aktiven Erdbebengürtel lagen. Wulsley, Ceres, Tulbach war das Dreieck, wo sich das Haupt-Erdbeben ausgetobt hatte. Und wir lagen sechs Kilometer Luftlinie von Ceres weg, von Wulsley per Straße 15 Kilometer oder 20 Kilometer. Also

36:40

haben wir es wirklich böse erwischt bekommen. Und wir liegen auf dem Wusterbruch. Das ist ein großer unterirdischer Bruch zwischen Hochland, Karo und der See. Und da wurde die Spannung eben zu hoch und ist dann geplatzt und da gab es dieses Erdbeben, was über Wuster ging. Wir waren von Wuster 30 Kilometer weit weg. Ich denke bei Port Elisabeth ins Meer und bei Dürgen wieder rein. So geht der Wusterbruch. Das hat uns dann später ein Artikel erzählt

37:10

einem japanischen Geophysiker oder was er auch war, auf jeden Fall, der sich mit Erdbeben sehr auskannte und das war sehr interessant. Das war das Erdbeben.

37:22

Aber wir machten unseren Neubau fertig, der war auch leicht beschädigt, aber dadurch, dass er neu gebaut war, war es nicht so schlimm. Und wieder ein Schutzengel. Was wir nicht wussten, wir waren gegen Erdbeben versichert. Ach. Und ich meine, das haben wir nicht gewusst. Und das war ja fantastisch. Da kamen Leute raus, die unseren Schaden feststellten. Und wir haben natürlich den Schaden nicht ins Haus gesteckt, sondern wir haben damit Schulden abbezahlt. Und haben selber geplästert und selber ausgefüllt und so weiter.

37:52

Vor allen Dingen half uns dieses Geld auch das Bohren wieder zu finanzieren, jedenfalls teilweise. Ja, und dann kam eines Tages mein Mann mit dem Auto zu den Pfirsichen gefahren. Und ich wunderte mich, das hatte er bis jetzt noch nie gemacht.

38:10

und sagte mir, Weibele, wir fliegen nach Deutschland. Ich sagte, bist du wahnsinnig geworden? Ich sagte, solange die Kinder in die Schule gehen, gehe ich hier nicht weg und du weißt überhaupt und so weiter und so fort. Und jetzt fing ein Krieg an meiner Familie gegen mich. Ich sehe meine Kinder noch Monika. Schissi, ja ja Mama, warte nur, bis dein Kopf wackelt und du nichts mehr genießen kannst und gar nichts mehr hast. Du fährst mit Papi nach Deutschland. Ich sage aber, Kinnele, wir können ja doch noch nicht. Da sagten sie mir ganz lustig einfach,

38:40

Und Papi hat gesagt, er sorgt dafür. Und dann habe ich also nach einem verhältnismäßig langen Krieg mit meiner Familie, habe ich gesagt, gut, wenn Fati mir das Geld auf den Tisch legt, Cash, das wir fliegen können, dann sage ich ja. Und Fati schmunzelte, es dauerte kein halbes Jahr oder vier Monate, da brachte er mir den Beweis, dass er das Cash hat. Jetzt war ich geliefert.

39:08

Und was machten wir? Wir flogen auf unsere nachgeholte Hochzeitsreise, die jetzt gerade 20 Jahre her war.

39:18

Ich darf dazu sagen, ich will nicht alles dazu erzählen, was dazu führte und so weiter, aber es war eine Reise, wie sie im Märchenbuch steht. Vom ersten Moment bis zum letzten war es eine riesengelungene Sache. Wir flogen, wir haben, ich glaube, am 30. Verwandten in Deutschland sind wir vorbeigefahren. Wir flogen nach Hamburg, ich lernte meinen Schwiegervater erstmal kennen. Ich hatte ihn nur kurz gesehen vor unserer Verlogung, aber das war kein Kennenlernen,

39:48

kurz das Hallo sagen.

39:50

Ich weiß noch, ich hatte mein Herz bubberte, als wir in Hamburg ankamen, denn mein Schwiegervater war ein Haudigen und war sehr kritisch. Ich war zum Glück sehr schlank damals, hatte ein gelienes dunkelblaues Kostüm an. Es war die kurze Mode, damals durfte ich mir das noch leisten, aber immerhin Kniehöhe. Ich hatte einen riesen Strauß Protein von der Farm im Arm. Und mein Vater sagte, weibe den Lauf mal voraus. Der hatte nämlich auch gewisse Bedenken.

40:20

Deinem Vater, lauf du mal voraus, ich kümmere mich ums Gepäck. Da standen meine Schwiegereltern, ich mein Herz in den Proteenstrauß genommen, auf sie zugewandt und mein Schwiegervater guckte immer rechts und links an mir vorbei und guckte und guckte, wo bleiben sie denn, wo sind sie denn. Da mach ich einen Knicks und sagte, so Vater, hier bin ich.

40:40

Eine einzige Reaktion. Donnerwetter-Mädel. Ich hab gedacht, du bist eine Stewardess. Damit hatte ich gewonnen. Und zwar für meinen Mann und für meine Familie. Was ich mir schwer vorgenommen hatte. Diesen Schwiegervater erobere ich für uns. Und ich hab’s auch geschafft. Ich bin ganz befriedigt wieder abgefahren. Seitdem war eine sehr enge Verbindung zwischen uns hergestellt. Dann sind wir überall rumgefahren. Es war ganz einfach wunderbar. Und wie wir nach Hause kamen, in Wuster…

41:11

Keiner konnte uns abholen, natürlich. Wir hatten unseren Nachbarn gebeten uns abzuholen. Aber da liefen neben unserem Fenster, ich weiß nicht, wie viele schwarze, bestrumpfte Beine. Nebenher. Und ich guck raus.

41:25

Da ist es unsere Sissi aus der Schule, hat Urlaub von der Schule genommen, die Eltern kommen zurück, sie muss dringend zum Bahnhof und hat ungefähr eine Handvoll Freundinnen mitgenommen und die alle liefen neben uns her, die hatten bereits irgendwie entdeckt, durch Koffer runter holen oder was. Das uns schrien vor Glück. Also es war ein Heimkommen, wie man es sich schöner gar nicht hat besser vorstellen können. Das war noch nicht…

41:51

Nun bloß eine kurze Übersicht über meine Kinder. Monika.

41:58

und bekam 1973 ihren BSC Grad in Stellenbosch. Damals war Forster Kanzler der Universität. Sissilein wurde 1974 konfirmiert von Pastor Tötemeier in Buster. Und die damaligen Konfirmanten hatten sich zusammengeschlossen um ihren Pastor Tötemeier. Wir haben ihn den Pastor der Liebe genannt. Wenn immer er auf die Kanzel ging, irgendwas mit Liebe hatte er immer zu sagen. Er war so klein und so lieb zu den Kindern, hat ihm viele Freiheiten gegeben,

42:28

und die Kinder wollten ihm was schenken. Und ich hatte eine Idee und unterbreitete sie meiner Sisi und die war hell begeistert und sie schenken ihm eine kleine Platte, eine kleine Platte Glocken deutscher Dome. Und ich werde nie das Gesicht von Pastor Tötemeyer vergessen, wie unglaublich er sich über dieses Geschenk gefreut hatte. Dezember 74.

42:55

bekam unsere Tante Heidi, meine Schwester, Herz in Stellenbosch. Ein drittes Kind, Janettel. Sie erschien als Weihnachtsbaby am 25. Dezember 1974. Das war sehr unerwartet, denn eigentlich war es nicht möglich gewesen, aber sie war auf dem Weg.

43:16

Aber sie löste die Geburt von ihr und die Konditionen, der meine Schwester damals war, löste etwas Schreckliches aus. Heidchen brach zusammen, wurde bewusstlos, wurde in der großen Eile ins Ruhr des Kür gebracht und wurde festgestellt, dass sie eine der schlimmsten Gehi hatte, die es überhaupt gibt. Ich kann euch nicht sagen, was für eine Angst ich auf der Farm durchgestanden habe mit ihren drei kleinen Kindern noch.

43:46

Sie wurde eingeliefert, sie wurde von drei Ärztinnen betreut, eine Deutsche, eine Engländerin und eine Griechen. Und die müssen das richtig getan haben. Heidchen war dann zwei Jahre später noch auf Kortison. Sie wachte auf, war ganz normal, fragte, wie es ihrer Jeanette geht.

44:05

Und sie galt absolut als medisches Wunder. Immer wieder kamen die Ärzte mit Studenten um sie herum, erzählten die Krankengeschichte. Sie galt als medisches Wunder.

44:16

Ich werde jetzt hier nicht die ganze Geschichte erzählen. Ihr Tuberkel, sie ist als kleines Baby operiert worden von einem Landarzt. Tuberkel. Und der hatte sich scheinbar verkapselt und hat sich in ihrer Kondition gelöst und ist über das Rückgrat ins Gehirn gegangen und hat diese furchtbare Gehirn- und Hautentzündung ausgelöst. Auf jeden Fall unser Heidchen überlebte. Ach, ich kann euch nicht sagen, was wir durchgestanden haben.

44:46

die hatte zur gleichen Zeit ein Baby. Die behielt sie ein oder zwei Monate, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Und dann kam Janettl für eine Zeit zu uns auf die Farm. Denn Günther musste arbeiten, Heidchen lag längere Zeit im Hurtstür. Und die Kinder wurden verteilt. Volkmanns haben sich rührend der Kinder angenommen. Wie gesagt, es ist alles gegangen. Nun hier will ich noch eine kleine niedliche Geschichte erzählen. Janettl, wir hatten also wieder ein Baby. Was natürlich wahnsinnig aufregend war.

45:16

Küchentisch, den ihr ja kennt, gebadet, wie ihr alle gebadet worden wart auf der Farm.

Part 6

00:01

Ich musste dringend kochen für eine Menge Gäste. Ich war auch in der Arbeit. Wenn Monika da war, konnte ich Scharnettel ihr anvertrauen. Hubertus war da, und Monika war verzweifelt. Sie konnte nicht fertig werden mit der Arbeit. Die Uhr jagte sie. Sie hat den Hubs gerufen und gesagt, nimm Scharnettel im Kinderwagen und fahr sie ein bisschen spazieren. Gut, das tat er auch sehr lieb und groß und brav. Er war ein so gutmütiger Bär, konnte wunderbar mit kleinen Kindern. Er hat sich rührend um kleinere Kinder gekümmert.

00:31

dieser riesen Kerl damals schon groß, los mit dem Mitzernettel, kam aber nach einer Viertelstunde zurück ganz außer sich, hatte sie ihm am Arme, sagte Monika, was fehlt ihr, was fehlt ihr, da hatte sie einen Schlickser. Da war er so erschrocken, jetzt hat er irgendwas falsch gemacht, ist er sofort nach Hause gekommen. Das also nur als kleine niedliche Geschichte von der Praxis, wie das alles verlaufen ist. 1976 machte unsere Sissi-Matrik…

00:58

Und 1977 ging sie an die Uni Stellenbosch studieren. Und unsere Kirche in Wuster feierte ihren 100-jähriges Bestehen. Das war eine große Feier und wir werden sie alle nicht vergessen, wozu auch sehr viele Stellenboscher kamen. Am 24.06.76 feierten wir unsere Silberner Hochzeit zu Hause.

01:21

Und das war ein tolles Ereignis. Wir hatten so viele Freunde, dass wir das in zwei verschiedenen Festen feiern mussten. Aber unsere Kinder und unsere ganzen Freunde hatten sich so viel Mühe gegeben. Nun muss ich hier einschließen, dass durch die Friesens, die doch viel auf der Farm waren, die brachten auch ihre Freunde von Stellenbosch mit auf die Farm. Dadurch lernten wir den großen Freundeskreis in Stellenbosch kennen und lieben. Und das erleichterte uns dann später, wie wir von der Farm weggingen.

01:51

waren wir im Freundeskreis drin und hatten nichts mehr zu tun, um uns anzupassen. Das nur zwischendurch, zwischendurch beigesagt. Alle Freunde waren da, ein großes Fest. Und wir beiden, wir beiden Silberhochzeitler, wir schenken uns freie Schultern und Gewissen. Unsere Fahnen waren abbezahlt.

02:14

Das war also ein doppeltes Fest. Denn ich meine, dass wir es geschafft hatten, durch die Arbeit unseres Vaters natürlich. Denn ich hätte es von der Landwirtschaft her nie abbezahlen können, ich glaube nicht. Aber durch seine Arbeit hatten wir es wirklich geschafft, um unsere Farm abzubezahlen. Hier will ich nur einlenken, dass wir beiden vorher, das ist natürlich nicht am silbernen Hochzeitstag passiert, sondern ein bisschen früher, da sind wir beide das erste Mal bewusst

02:44

in Buster und haben das mit dem besten Gewissen getan und haben es unglaublich genossen. 1980 kauften wir unser Haus in Stellenbosch. Hier muss ich auch wieder einlenken und sagen, wie kam es dazu? Nachdem unsere Marie-Louise, unser Cissi-Line, fertig war mit dem Studium, sagte ich zu meinem Mann, so und jetzt müssen wir anfangen an unser Alter zu denken.

03:10

Denn das beschäftigte uns schon lange. Wie machen wir das? Wir hatten keine Pension und keine Rente. Wie machen wir das, dass wir für unser Alter sorgen? Und nachdem wir uns also sehr konzentrierten auf diesen Gedanken, kam Günter Ulmstein.

03:28

Unsere besten ältesten Freunde, die wir hatten in Werlington, der war im Geschäft in einer Fabrik, arbeitet als Manager und der sagt uns Kinderlein, wenn ihr ein Haus kaufen wollt, dann macht es sofort, denn die Preise werden unglaublich anziehen. Das war der erste Fingerzweck. Dann.

03:47

hatte ich eine fantastische Ernte, die beste Ernte, die ich wohl je auf der Farm erlebt habe, die stand auf dem Stamm, sozusagen, und ich sagte zu meinem Schätzchen, hör mal zu, das ist eigentlich ein zweiter Fingerzeit, das wir sollen. Und der dritte Fingerzeit, warte mal, stell mal ab, ich… Und wir waren also selig. Wir kauften ein Haus, die ganze Geschichte kennt ihr, die brauche ich hier nicht wiederholen, jedenfalls, wie es dann zu kommen, bloß ein bisschen später.

04:17

Wie gesagt, da waren mehrere Fingerzeige. Der eine kam dann kurz nach dem Hauskauf. Und das war Ralf Bellstedt. Die guckten sich alle das Haus an, waren alle ein bisschen enttäuscht. Es waren viereckiger Kasten und ziemlich wenig davor. Aber ich war so glücklich. Ich fand also die Lage und alles, dass ein großer Garten und ein großes Wohnzimmer, was meine größten Bedingungen waren, die waren da. Also was?

04:42

Und da sagte Ralf Bällstedt, ja Kinderlein, also hört mal zu, wenn ihr anbauen wollt für eure Mutter und für euch, dann tut es sofort, denn später, wenn ihr einzieht eines Tages, könnt ihr euch das nicht mehr leisten. Und ich guckte ihn ganz entgeistert an, ich sagte aber Ralf, tu mir das jetzt nicht an. Ich bin jetzt so froh, ich hab ein Haus, ich denk doch jetzt nicht an Anbau. Natürlich haben wir dran gedacht. Ich hab mir das in Ruhe überlegt mit Friedrich K. zusammen und wir haben gesagt, der Ralf hat vollkommen recht. Wenn, dann müssen wir sofort anbauen.

05:10

Und an dem Abend, wie wir bei Friesens sind, vor dem Hauskauf, wie wir uns entscheiden müssen, da fing ich an zu zittern. Da sag ich, tust du das Richtige? Ist es das Richtige? Wie soll ich wissen, es ist das Richtige? Und zufällig war Moni da. Moni, blöde Mann, und sagte, Mensch, das, was ihr ändern wollt, das ändert ihr halt. Natürlich kauft ihr das Haus. Da hab ich sie angeguckt und gesagt, richtig.

05:31

Also ich will nur betonen, wie wichtig es ist, dass man Freunde hat, dass einem zur richtigen Zeit, in der richtigen Stunde, von allen Richtungen die Leute in den Weg kommen, die einem das sagen, was man im Moment nötig hat. Es war ganz wunderbar.

05:48

Also wir bauten treu und brav, nahm wieder Schulden auf, bevor ich mich so geängstigt hatte, aber wir nahm wieder Schulden auf, die haben wir dann sehr schnell abbezahlt, um diese drei Räume und eine kleine Veränderung anzumachen im Haus. Bauten an und…

06:07

Wir holten unsere Mutter, die in Seapoint lebte und inzwischen ein gutes Alter erreicht hatte, hierher, was für die Friesens Voranen wunderbar war. Sie hatten Mutter am Ort und brauchten nicht mehr so weit nach Kapstadt. Die haben sich unglaublich rührend um Mutter gekümmert, während wir noch auf der Farm waren und auch später. Wir haben ja alles wirklich geteilt. Da bin ich Ihnen furchtbar dankbar darüber gewesen. Denn ich hätte mich unmöglich um Mutter intensiv kümmern können. Wir waren zu weit weg und die Arbeit hat es mir einfach nicht erlaubt.

06:37

Sie zog also her und für Friesens war es ein bisschen einfacher. Nun kommen die Verlobungen und die Hochzeiten von unseren Kindern. Das wisst ihr ja alles gut selbst, ich brauche das nicht alles hier erwähnen. Und es war für uns wundervoll. Die Hochzeit von Hubertus zuerst im Dürben und dann die Hochzeit von unserem Sissilein hier in Stellenbosch.

07:01

1985 war es dann so weit, ich habe oft Stoßgebete zum Himmel raufgeschickt, denn ich wusste, ich bin an den Rändern meiner Möglichkeiten angekommen, ich wurde ja auch ein bisschen älter.

07:15

Und wir haben uns drei Jahre bemüht, um die Farm zu verkaufen, was insofern schwierig war, da kein Afrikaner eine Bergfarm kauft, wo sie natürlich auch sehr Recht hatten. Also es musste entweder ein Deutscher sein oder ein Liebhaber. Jedenfalls haben wir alles in Bewegung gesetzt, um die Farm zu verkaufen, mussten uns aber lange Zeit gedulden. Ich weiß noch, als ich elf Eisenbahnwagen Dünger geliefert bekam,

07:45

die Grenze der Farm gefahren wurden und ich also diesen Dünger mit meinen Leuten rauffuhr. Weiß ich noch wie heute stand ich oben auf dem Trailer und dachte, oh Gott was wäre das schön, wenn wir schon in Stellenbrot schwären. Auf jeden Fall alles zu seiner Zeit, es kam alles wie es kommen sollte. Endlich war ein Käufer in Sicht.

08:07

Es war sehr aufregend alles, rein und raus aus den Kartoffeln, wie der Schlesier sagt. Aber es klappte dann, wir verkauften unsere Farm zum 1. September 1985.

08:24

Dann wäre ich nie vergessen, unseren Umzug. Mein Schätzler hat sich natürlich wieder gedrückt, wie es immer tat. Natürlich ungewollt. Er musste geschäftlich dringend irgendwo hin. Unser sehr lieber Nachbar, O. Matski, Deutsche, der mit seiner 5-Tonnen-Lorry kam zu mir. Wir packten alles. Ich hatte mir vorgenommen, wenn ich jetzt nach Stellenbosch ziehe, dann werde ich tipptopp sauber ziehen. Nichts da. Es ging alles in einer solchen übereilten Eile, dass ich noch keine Chance hatte, die Spinnenweben von 28 Jahren fahren.

08:54

Ich habe Hals über Kopf gepackt, gepackt, auf die Lorry gepackt und wir sind mit Bucky und mit 3 Tonnen Bucky und mit der großen Lorry gezogen. Und es war so nett. Auf dem Weg runter von der Farm, überall kamen die Arbeiter von unseren Nachbarn raus auf die Straße und haben uns zugewinkt und es war ein so harmonischer Abzug.

09:18

Hier in Stellenbosch angekommen mit der Fracht. Friedrich Kahl kam dann am nächsten Tag und half mir beim Umzug. Er konnte leider nicht vorher.

09:26

Hier regnete es und ich war verpflichtet alles hier ins Wohnzimmer zu stellen. Der stand von einer Wand zur anderen, stand es voll mit Spinnwebenmöbeln. Aber auf dem kleinen Tisch am Fenster waren Blumen, war ein Essen, war Kaffee. Die Bücher waren bereits im Bücherbrett untergebracht. Wie ich sagte, all unsere Freunde, die wir schon so lange Jahre kannten, vom Hin und Her auf der Farm mit Trockenobst oder ohne Trockenobst,

09:56

Plums inmitten eines reizenden, unwiederbringlichen Freundeskreises. Wir hatten gar nichts mehr zu tun. Wir waren zu Hause.

10:05

Dann haben wir Abschied gefeiert auf der Farm, danach mit unseren Arbeitern. Es gab natürlich viele Tränen. Unsere Mäbis, die mir so treu und lieb auf der Farm und im Haushalt geholfen hatte, die weinte sich die Augen aus, die wollte uns nicht ziehen lassen. Und auch mir war recht mulmig ums Herz, muss ich sagen. Aber es musste ja nun mal sein. Ein paar Tage später haben wir dann Abschied gefeiert. Da waren die Eigentümer schon eingezogen. Ich habe ihnen auch geholfen, weil sie natürlich in den Graben gefahren waren. Und das war alles sehr aufregend.

10:35

Da kamen alle Freunde von nah und fern, vor allen Dingen Wuster, die Gemeinde Wuster, und wir feierten unter unserer wunderbaren alten Dom-Eiche, feierten wir Abschied. Auch da gab es frohe Dankbarkeit und Tränen. Ade, Ade. Das war nun der Abschluss. Vor allen Dingen für unsere Kinder war es das Schwerste, denn sie verloren, nicht verloren, aber das war ihr Zuhause. Und da waren sie aufgewachsen. Und gesund aufgewachsen. Mit der Natur. Mit Tieren.

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mit Pflanzen, mit Bränden, mit allem was es gab. Und ich glaube, das hat Ihnen auch in Ihrem weiteren Leben sehr geholfen. Und diese Naturverbundenheit, dieses Wissen, woher etwas kommt und wohin etwas geht, das haben Sie mitbekommen.

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Unser Vater arbeitete noch ein Jahr.

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Auf meine Bitte hin, weil wir natürlich ohne Cash da saßen, so komisch das klingt. Wir hatten uns vorgenommen, wir verkaufen unsere Farmen nur Cash, aber wir bekamen kein Pfennig an dem Tag, an dem wir… Also das ist eine Geschichte für sich, die kennt ihr auch alle, das brauche ich nicht noch weiter erwähnen. Auf jeden Fall arbeitete Fatih noch ein Jahr, auch weil er mit diesem ein Jahr seine 20 Jahre bei der Firma South Straight, Kapstadt, deutsch-italienische Firma voll hatte. Und das war ein schöner Abschluss für unseren Fatih.

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Im März 87 verlobte sich unsere Monika, unsere Älteste. Und das ging alles unglaublich schnell.

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Im Mai 1987 lud unser Vati alle seine Kinder zu einem Auloxon-Familientag in München ein und mit einer anschließenden Reise durch Deutschland. Er wollte seinen Kindern Deutschland zeigen. Die hatten ja noch verhältnismäßig wenig gesehen. Sie waren zwar schon alle drüben gewesen, aber das war… Unser Vati war ja ein Familienmensch. Seine Kinder, seine Witbrükkis, alle miteinander, den wollte er nun Deutschland zeigen.

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wollte er sie dem Aulok Clan vorstellen, die aus Amerika, aus der Türkei, von überall her kam. Und an diesem Unternehmen hielt unser Fatih eisenfest, obwohl er schon sehr krank war.

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Ich wusste das, ich ahnte es, ich wusste es noch nicht. Es war sein Herz, aber warum das Herz etc. Also ich legte ihm Gott sei lob und dann keine Steine im Weg. Ich wusste, wie er an diesem Unternehmen hinkt. Ich zog mit ihm an dem einen Arm und mit den schweren Koffern für sechs Wochen Deutschland am anderen Arm. Es war mir gar nicht unbedingt wohlzumute. Aber Fatih strahlte. Und er hat es getan. Leider konnten Hubertus und Marina nicht mit,

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wegen Ingespatz zu Hause bleiben mussten, aber sie holten dann die Reise später nach. Aber er zeigte wenigstens seine Monika und seine Sissi in München vor und hat es unglaublich genossen und war stolz auf seine Kinder, denn bei vielen Auloks, die früher auf ihn runtergeguckt hatten, war es nicht so gut gegangen mit Hochzeiten und mit Kindern und so weiter. Also es war wunderbar. Aber zur weiten Reise mit den Kindern ging es nicht mehr.

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möglich, mussten wir nach Hause. Dann kam die Hochzeit unserer Monika. Die war am 1. August 1987. Fadi hatte eine Operation hinter sich im Karl Bremer.

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und war sehr schwach und elend. Ich flog mit ihm rauf zur Hochzeit nach Pretoria, wo Monika eine sehr hübsche Wohnung hatte und er lernte dort an meinem Arm laufen, damit er seine Monika zum Altar bringen konnte. Er war sehr, sehr elend, aber er war fest entschlossen. Er brachte seine Tochter zum Altar und niemand anderes. Und es ist ihm gelungen. Die ganze

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dass er seine Monika, ja wie soll man sagen, verheiratet wissen konnte. Jetzt kommt noch vieles dazu.

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Am 7.11.87 wurde unser Vater, Fatih Ehrenritter der Johanniter, auch ein Wunsch, den er schon lange hegte. Und ich habe mich für ihn sehr gefreut, denn die Johanniter lagen ihm sehr am Herzen. Alles weitere, was sich jetzt ereignet hat, wisst ihr selber. Ich brauche jetzt nicht mehr viel zu sagen. Das ist dann eure Lebensgeschichte. Nur erwähnen will ich, oder muss ich als Abschluss, das am Geburtstag, am 26. April, 88.

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Am Geburtstag eures Großvaters Ponsets, also meines Vaters, hatte unser Fadi ausgelitten. Übrig bleibt dann noch, um zu sagen, dass wir alle unendliche Dankbarkeit empfinden für das, was wir als Familie zusammen erleben durften.

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Zehn Jahre später, am 6. August, schloss unsere Musch, die wir alle sehr geliebt haben und die uns allen ein Vorbild war in vielen. 94 Jahre still und ohne Aufhebens ihrer Augen.

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Und ich danke unserem Herrgott für seinen Schutz, seine Hilfe, seine unendliche Geduld und Treue, die uns alle nie aus dem Auge verlor. Für die vielen lieben Menschen danke ich ihm und Freunde, die unseren Weg kreuzten oder eine Strecke miterlebten. Für die Schutzengel, die uns an den kritischen Punkten so fühl- und nachweisbar zur Seite standen. Und ich danke Ihnen für meine 12 großen und kleinen Spatzen.

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verloren und ich danke ihm für meine 12 geliebten großen und kleinen Spatzen, die ihre Nester und das meine mit so viel Wärme und Freude füllen. Und wenn das alte schon etwas Muffiernest aus dem Baum fällt, freut euch für eure Mami, die euch alle unendlich lieb hat und die euch in den Händen, führenden und sehenden Händen unseres Gottes geborgen weiß.

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